Überblick
von Präsident Werner Hoyer
Mittelaufnahme, Kreditvergabe und Wirkung der EIB-Gruppe in der EU und weltweit.
Unser Life-Sciences-Team schreibt über die Finanzierung von Impfstoffen, künftige Pandemien und unser Sicherheitsnetz für pandemiebetroffene Unternehmen.
Mit Krediten und Beratung für Raumfahrt, Kreislaufwirtschaft und Stadtverkehr fördern wir eine nachhaltige Zukunft.
Unsere Investitionen in Kohäsionsregionen der EU bauen regionale Ungleichgewichte ab. Außerhalb der EU fördern wir nachhaltige Sektoren aller Art.
Was sich die EIB-Gruppe für 2022 vorgenommen hat
Wie die Bank geführt wird.
Vorwort des Präsidenten
Auf die Europäische Investitionsbank-Gruppe ist Verlass: Sie hat an vorderster Front an den globalen Hilfen der Europäischen Union in der Coronakrise mitgewirkt und in diesen außergewöhnlichen Zeiten schnell und flexibel reagiert. Von Nothilfen für kleine und mittlere Unternehmen oder innovative Start-ups über die Impfstofffinanzierung bis hin zu öffentlichen Gesundheitsprojekten: Wir haben geliefert!
Die EIB-Gruppe hat in einer Zeit extremer Unsicherheit Investitionen angeschoben. Mit dem Europäischen Garantiefonds haben wir Kredite für Tausende Projekte ermöglicht, die den Geschäftsbanken in der Krise im Alleingang zu riskant waren. Unsere volkswirtschaftlichen Daten zeigen, dass die Unternehmen dadurch weiter investieren konnten, etwa in die Digitalisierung, die in der Krise überlebenswichtig wurde. Auch unsere massive Unterstützung für Biowissenschaften und Gesundheit, die jetzt wichtiger ist denn je, fußt zum Teil auf dem Europäischen Garantiefonds.
Mit Blick in die Zukunft ist zu sagen: Wir werden die Risikoteilung weiter als machtvolles Instrument nutzen und vermehrt dort einsetzen, wo Projekte einen hohen sozialen und wirtschaftlichen Zusatznutzen bewirken.
Natürlich ist Covid-19 nicht die einzige große Herausforderung, vor der die Welt derzeit steht. Die Klimakrise wird immer drängender, und als Klimabank der EU sind wir die ersten, die sich für ein klimaneutrales Europa einsetzen. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts wollen wir Investitionen von einer Billion Euro für Klimaprojekte und ökologische Nachhaltigkeit anstoßen. Dieses Geld wird vor allem für oft risikobehaftete Innovationen benötigt, denn wir stehen vor der größten Herausforderung der Menschheit. Dafür brauchen wir neue marktfähige Ideen.
In puncto Klima folgen wir unserem Klimabank-Fahrplan. Durch ihn sind wir seit 2021 die erste multilaterale Entwicklungsbank, deren Finanzierungen voll Paris-konform sind. Das heißt unter anderem: keine Unterstützung mehr für Projekte mit fossilen Energieträgern ohne CO2-Minderung – auch nicht für Erdgas. Elemente des Klimabank-Fahrplans finden sich zudem in unserem neuen Klimaanpassungsplan, den wir auf der COP26 vorgestellt haben. Darüber hinaus stellen wir mit neuen Regeln künftig sicher, dass auch unsere Kreditnehmer auf eine Dekarbonisierung hinarbeiten. Beim Klimaschutz finanzierten wir lange hauptsächlich neue und reife Technologien. Jetzt haben wir die Bank auch als Wissenszentrum etabliert, auf das ganze Märkte zugreifen können. Daraus sind Partnerschaften entstanden, etwa mit der Europäischen Kommission und dem Programm Breakthrough Energy Catalyst von Bill Gates, das weltweit grüne Technologien fördert.
Die Klimakrise zeigt: Auch wenn einige Länder stärker bedroht sind als andere – wir alle sind im Umbruch. Gemeinsam müssen wir die Innovationen hervorbringen, die unsere Volkswirtschaften grün machen. Und wir müssen den Übergang gerecht gestalten. 2021 weiteten wir unsere Aktivitäten im Bereich Entwicklung aus. Wir eröffneten ein neues Regionalzentrum in Nairobi, während wir parallel dazu letzte Hand an die Struktur der EIB Global anlegten – unseres neuen Geschäftsbereichs für Projekte außerhalb der EU, der 2022 seine Arbeit aufnimmt. Über die EIB Global werden wir als einzige multilaterale Entwicklungsbank unsere jahrzehntelange Erfahrung in der Finanzierung europäischer Klimaprojekte in andere Regionen tragen, um dort den Einsatz modernster Technik und den Aufbau von Know-how zu fördern. Damit bieten wir Ländern die Chance, auf der Entwicklungsleiter die umweltschädigende industrielle Wachstumsstufe zu überspringen und direkt den Übergang zu einer grünen, sauberen Wirtschaft zu schaffen. Unsere Projektteams stellen sicher, dass alles, was wir finanzieren, nachhaltig ist, und an diesem Geschäftsmodell halten wir fest. Die G7-Erklärung vom Dezember 2021 zu den notwendigen Veränderungen, um die Infrastruktur in Entwicklungsländern zu modernisieren und die nötigen Finanzierungen für diese Länder aufzubringen, bestärkt uns darin. Sie verweist auf mehr Projekte der Europäischen Investitionsbank als von jedem anderen internationalen Finanzinstitut.
Diese Erfolge werden wir mit der EIB Global weiter ausbauen – mit mehr Kräften vor Ort, um neue Projekte zu entwickeln und umzusetzen. Als engagiertes Mitglied von Team Europa freuen wir uns außerdem auf die Mitarbeit an der Global-Gateway-Initiative der Europäischen Kommission. Mit der 300 Milliarden Euro schweren Strategie soll weltweit Infrastruktur entstehen, die eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung voranbringt, während gleichzeitig Europas Autonomie und Unabhängigkeit gesichert wird. Bei den grünen, digitalen Technologien ist Europa in jedem Fall auf einem guten Weg. Das zeigen die Patentzahlen. Mit 75 Prozent mehr Patenten als die USA und viermal so vielen wie China gibt die Europäische Union weltweit den Ton an, wenn es um Bereiche geht wie erneuerbare Energien, Klimaanpassung, Hochwasserschutz, moderne Wettervorhersage oder klimafeste Infrastruktur. Wir wollen unseren Teil dafür tun, dass die EU eine globale Klimamacht wird.
Wir werden die Probleme unserer Zeit nur lösen, wenn wir unsere Wirtschaft und Gesellschaft umgestalten. Dafür braucht es die Europäische Investitionsbank. Wir alle müssen uns neu erfinden und besser werden, um eine nachhaltige Welt zu schaffen. Mit jedem innovativen Projekt, das die Bank finanziert, kommen wir diesem Ziel einen Schritt näher.
Werner Hoyer
Highlights 2021
Wo das Geld der EIB herkommt
Die Europäische Investitionsbank ist der weltweit größte multinationale Darlehensgeber und Anleiheemittent. 2020 nahm sie an den internationalen Kapitalmärkten 70 Milliarden Euro auf. Mit ihren Anleihen spricht die EIB auch Investoren an, die sich nicht unbedingt für Europa interessieren würden, auf diesem Weg aber indirekt europäische Projekte fördern.
Die Bank begab Anleihen in 19 Währungen, den Großteil davon in Euro, US-Dollar und Pfund Sterling. Sie ist bei der Aufnahme ihrer Mittel recht flexibel, weil ihre Anleihen von mehreren Anlegergruppen gekauft werden und weil sie unterschiedliche Laufzeiten anbietet. Durch die Mittelaufnahme in verschiedenen Währungen kann die EIB auch Finanzierungen in einigen Landeswährungen bereitstellen.
Emissionen nach Währung
Wege aus der Coronakrise
„Die Biowissenschaften bieten wichtige Lösungen für drängende globale Probleme. In Europa vergaben wir im Privatsektor in fünf Jahren direkte Venture-Debt-Finanzierungen über zwei Milliarden Euro – für 80 hoch innovative Biotech- oder Medtech-Projekte im Frühstadium. Und weltweit förderten wir 2021 öffentliche Gesundheitsprojekte mit drei Milliarden Euro. Schwerpunkte waren dabei robuste Gesundheitssysteme, der Zugang zur Primärversorgung und Produktionskapazitäten für unentbehrliche medizinische Güter wie Impfstoffe.“
Felicitas Riedl, Leiterin Innovation und Wettbewerbsfähigkeit, EIB
Eine grüne Welt
„Der Klimawandel ist die größte Herausforderung unserer Zeit. Trotzdem fehlt es für die innovativsten Klimaprojekte an Geld, weil sie als riskant gelten, gerade in Entwicklungsländern. Durch Partnerschaften mit öffentlichen Gebern will die EIB daher die Risiken für private Investitionen in diesem Bereich reduzieren.“
Milena Messori, Leiterin Eigenkapital und Mikrofinanz außerhalb der EU, EIB
Eine gerechte Welt
„Lange Zeit hieß es, dass bahnbrechende Innovationen nur in den wirtschaftlich entwickelten Regionen möglich sind. Aber heute sehen wir das anders. In Kohäsionsländern finanzieren wir spannende Projekte junger, talentierter und vielfältiger Teams, die die Grenzen der Wissenschaft und Geschäftswelt sprengen.“
Hristo Stoykov, Leiter Wachstumsfinanzierung und Venture Debt, EIB
Highlights im Operativen Plan 2022–2024 der Gruppe
- Die EIB Global, der neue Geschäftsbereich der Bank für Entwicklungsprojekte außerhalb der Europäischen Union
- Antwort auf Covid-19 und grüner Neuaufbau
- Risikoreichere Investitionen für mehr Wirkung
- Klimabank-Fahrplan
- Technologie und Innovation
- Stärkung der Kohäsionsregionen für mehr Zusammenhalt in Europa
- Flexibles Arbeiten von zu Hause aus und im Büro
Mit der EIB Global, unserem neuen Geschäftsbereich für Entwicklungsfinanzierungen, werden wir enger mit Staaten und Unternehmen außerhalb Europas zusammenarbeiten. So können wir neue Partnerschaften knüpfen, um die Klimakrise in den Griff zu bekommen und eine grüne und digitale Wende anzuschieben. Dazu brauchen wir mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Büros rund um den Globus. In Afrika haben wir bereits einen regionalen Hub aufgebaut, um die Region besser betreuen zu können.
Der Europäische Garantiefonds hilft mit Kreditgarantien und Finanzierungen, damit Unternehmen liquide bleiben, Rechnungen bezahlen und weiter investieren können. Der aus Beiträgen vieler EU-Länder finanzierte Fonds ist Teil des Hilfspakets, mit dem die Europäische Union die Wirtschaft wieder auf Kurs bringen will. Er nahm 2020 die Arbeit auf und ist bis Ende 2021 aktiv, aber einige Finanzierungen kann die Bank noch 2022 abschließen.
Wir arbeiten mit aller Kraft daran, unsere Ziele aus dem Klimabank-Fahrplan zu erreichen. Darin legt die Bank dar, wie sie spätestens 2025 jedes Jahr mindestens 50 Prozent ihrer Mittel für Klima- und Umweltprojekte vergeben will. Sie erläutert, wie sie risikoreichere Projekte finanzieren und den europäischen Grünen Deal unterstützen möchte, damit Europa bis 2050 klimaneutral wird. Wir werden mehr tun, damit Kunden sich an den bereits spürbaren Klimawandel anpassen und künftige Folgen abfedern können.
Spätestens 2025 will die EIB 45 Prozent ihres jährlichen Kreditvolumens in der Europäischen Union für Kohäsionsregionen bereitstellen, die mehr Hilfe benötigen. Ziel ist, dass diese Teile Europas genauso wettbewerbsfähig werden wie stärker entwickelte Regionen und den gleichen Lebensstandard erreichen.
Für die Beschäftigten der Bank bedeutete die Pandemie den Umstieg zu einer hybriden Arbeitsweise, bei der sie häufig unter der Woche zwischen Büro und Zuhause wechselten. Wir werden die Entwicklung beobachten und die Arbeitsplätze anpassen, damit unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicher und effizient arbeiten können. Die Coronapandemie belastet in vielerlei Hinsicht die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden. Wir wollen weiterhin ein offenes Ohr für unsere Beschäftigten haben; deshalb bieten wir verstärkt Schulungen und Workshops für Führungskräfte an. Unter anderem werden wir weiter das Stressniveau erheben und entsprechend reagieren.
- Zum vollständigen Operativen Plan 2022-2024
Governance
Die EIB ist eine Einrichtung der EU, die gegenüber den Mitgliedstaaten rechenschaftspflichtig ist. Gleichzeitig ist sie eine Bank, die bei ihren Entscheidungsprozessen, beim Management und beim Kontrollrahmen der auf sie anwendbaren Best Banking Practice folgt.
Anfang 2020 setzte sich der Rat der Gouverneure aus Ministerinnen und Ministern der 28 Mitgliedstaaten zusammen, in der Regel den für das Finanzressort zuständigen. (Seit dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union am 1. Februar 2020 sind es nur noch 27 Länder.) Der Rat legt die Leitlinien für die Kreditpolitik der Bank fest und genehmigt jährlich die Finanzausweise. Er entscheidet über Kapitalerhöhungen und über die Vergabe von Finanzierungen außerhalb der Europäischen Union. Außerdem ernennt er die Mitglieder des Verwaltungsrats, des Direktoriums und des Prüfungsausschusses. Die Gouverneurinnen und Gouverneure der EIB waren sich 2019 alle einig, dass der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union die starke gezeichnete Kapitalbasis der Bank nicht schwächen würde. Tatsächlich erhöhten Polen und Rumänien am 1. März 2020 ihr gezeichnetes Kapital, und die EIB hat jetzt eine stärkere Kapitalbasis als vor dem Brexit.
Der Verwaltungsrat entscheidet über Darlehen, Anleiheprogramme und andere Finanzierungsfragen. Er tritt pro Jahr zu zehn Sitzungen zusammen und sorgt dafür, dass die Geschäfte der EIB entsprechend den Bestimmungen der EU-Verträge und der Satzung der Bank sowie den allgemeinen Richtlinien des Rates der Gouverneure geführt werden. Seit dem 1. Februar 2020 besteht der Verwaltungsrat aus 28 ordentlichen Mitgliedern, wobei jeder Mitgliedstaat und die Europäische Kommission durch jeweils ein ordentliches Mitglied vertreten sind. Außerdem gehören ihm 31 stellvertretende Mitglieder an. Damit dem Verwaltungsrat ein breiteres Spektrum an Fachwissen zur Verfügung steht, kann er sechs nicht stimmberechtigte Sachverständige benennen, die an seinen Sitzungen in beratender Funktion teilnehmen. Soweit in der Satzung nicht anders festgelegt, werden die Beschlüsse mit den Stimmen von mindestens einem Drittel der stimmberechtigten Mitglieder gefasst, die mindestens 50 Prozent des gezeichneten Kapitals vertreten müssen. Den Vorsitz im Verwaltungsrat führt der Präsident (ohne Stimmberechtigung).
Das Direktorium ist das ständige geschäftsführende Organ der Bank. Es führt die laufenden Geschäfte, bereitet die Entscheidungen des Verwaltungsrats vor und sorgt für ihre Umsetzung. Es tritt einmal wöchentlich zusammen. Das Direktorium untersteht der Aufsicht des Präsidenten und der Kontrolle des Verwaltungsrats. Neben dem Präsidenten gehören ihm die acht VizepräsidentInnen der EIB an. Die Mitglieder des Direktoriums werden für sechs Jahre ernannt, eine Wiederernennung ist zulässig. Sie sind ausschließlich gegenüber der Bank verantwortlich.
Die Bank hat einen unabhängigen Prüfungsausschuss, der unmittelbar gegenüber dem Rat der Gouverneure verantwortlich ist. Er ist für die Prüfung der Finanzausweise zuständig und kontrolliert, ob die Bank die auf sie anwendbare Best Banking Practice beachtet. Seine Stellungnahme geht dem Rat der Gouverneure zusammen mit dem Jahresbericht des Verwaltungsrats zu. Der Prüfungsausschuss besteht aus sechs Mitgliedern, die für eine nicht verlängerbare Amtszeit von sechs aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren ernannt werden.