Kennen Sie Arabinoxylan? Wenn nicht, merken Sie sich den Stoff. Die Firma COMET macht Ihre Ernährung damit um einiges gesünder

Andrew Richard ist Fachmann für die Umwandlung von Biomasse. 2009 gründete er die Firma COMET, um organisches Material wie Bäume, Pflanzen und Siedlungsabfälle möglichst effizient in verwertbare Chemikalien umzuwandeln. Bald schon merkte er, dass eines der Nebenprodukte seines Verfahrens wahrscheinlich der eigentliche Star ist.

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„Bei unserem Umwandlungsprozess entstand schönes Arabinoxylan, also ein Ballaststoff, der gut für den Darm und die Gesundheit überhaupt ist“, erklärt Richard. „Damit haben wir geschafft, was die Biotechbranche schon lange versucht, nämlich reines, leicht nutzbares Arabinoxylan zu produzieren.“

Dieser Erfolg könnte großen Einfluss auf unsere Verdauung haben. Arrabina, so der Markenname des Stoffs, kann für die unterschiedlichsten Lebensmittel und Getränke verwendet werden, ohne dass er ihren Geschmack, ihren Preis oder ihre Wirkung nachteilig beeinflusst. Zudem hat er einen starken präbiotischen Effekt, sprich: Er ist gut für die Mikroflora, die den Darm gesund hält.

„Es gibt keinen anderen Stoff mit ähnlicher Wirkung auf dem Markt“, erklärt Carmine Marzano. Marzano ist Bioökonomie-Experte bei der EIB und war am Kredit für den Arrabina-Hersteller beteiligt, der sich heute COMET nennt. „Sie können Limonade mit Arrabina herstellen mit dem Versprechen, dass sie Ihrer Verdauung hilft und ballaststoffreich ist.“

COMET hat für die Arrabina-Produktion ein Werk im dänischen Kalundborg eröffnet. „Dänemark ist ein guter Standort für Weizen, und das Werk in Kalundborg steht für eine kreislauforientierte Produktion“, schwärmt Richard. „So können wir unser Produkt so nachhaltig wie möglich herstellen.“



Gesünder essen und trinken mit Arabinoxylan

Wir alle müssen täglich essen und trinken. Vom morgendlichen Kaffee bis zum kleinen Bissen vor dem Schlafengehen: Was wir zu uns nehmen, bestimmt unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Arrabina könnte der Schlüssel zu einer gesünderen Ernährung sein. Es macht aus Grundnahrungsmitteln echte Nährstofflieferanten. Ein bisschen Arrabina wertet Eiweißriegel, Energy-Drinks und sogar Gummibärchen auf. Es erleichtert die Verdauung, hält den Blutzuckerspiegel in Schach und regt den Stoffwechsel an.

„Die Menschen nehmen Arabinoxylan schon seit Abertausenden von Jahren zu sich, weil unser Darm es gut verträgt“, erklärt Richard. „Wir bei COMET sagen gerne: Wir haben den besten natürlichen Ballaststoff perfektioniert und ihn praktisch nutzbar gemacht.“

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Die meisten Menschen weltweit nehmen täglich weniger als 20 Gramm Ballaststoffe zu sich

Was Arrabina so besonders macht, sind seine vielen Vorzüge: Es ist pulverförmig und komplett löslich, es färbt nicht und ist geschmacks- und geruchsneutral. So verträgt es sich mit Lebensmitteln, Getränken und Zusatzstoffen aller Art.

„In Schokolade merken Sie Arrabina gar nicht. Und nebenbei senkt es den Zuckergehalt“, verrät Richard.



Europas erstes Arabinoxylan-Werk

Reines Arabinoxylan in großen Mengen herzustellen, ist nicht einfach. Um es von pflanzlicher oder anderer Biomasse zu isolieren, muss seine komplexe Struktur in einem komplizierten Verfahren aufgebrochen werden. Um eine einzige Portion lösliches Arabinoxylan herzustellen, braucht man normalerweise erhebliche Mengen an verarbeitetem Vollkorngetreide. Fünf Tassen Weizenkleie sind es für drei Gramm Arabinoxylan. COMET hat das Verfahren jedoch verbessert.

 „Wir sind vermutlich die einzigen, die Arabinoxylan kostengünstig und in reiner Form herstellen können“, sagt Richard.

Das COMET-Werk in Kalundborg ist das erste seiner Art in Europa. Mehr als vier Millionen Kilo Arrabina sollen hier jedes Jahr produziert werden. Die EIB unterstützt das Unternehmen mit 40 Millionen Euro in Form eines eigenkapitalähnlichen Venture-Debt-Kredits, den die Bank im Juli 2023 unterzeichnete. Hinter dem Kredit steht das EU-Programm InvestEU. Damit will die EU zwischen 2021 und 2027 zusätzliche Investitionen von mehr als 372 Milliarden Euro in Europa mobilisieren.

„Bei einem neuen Produkt wie Arrabina ist kaum abzusehen, wie der Markt darauf reagiert“, erklärt Celine Rottier, Kreditreferentin bei der EIB. „Mit der Bank im Rücken kann COMET Arrabina zunächst einmal auf den Markt bringen und das Produkt im Erfolgsfall weiter ausbauen.“

Dank der EU-Finanzierung kann COMET Arrabina weiter perfektionieren. „Wir können zusätzliche Verfahren testen, um unser Produkt besser und noch nachhaltiger zu machen“, freut sich Richard.



Energie aus Weizenstroh

Im neuen COMET-Werk trifft Kreislaufwirtschaft auf industrielle Synergien.

Im Jahr 2021 rüstete das Upcycling-Unternehmen Meliora Bio seine Bioraffinerie mit der COMET-Technologie auf, die Stroh in Bioethanol, Präbiotika und das Biopolymer Lignin umwandelt. Die Raffinerie ist Teil eines nachhaltigen Industrieparks und nutzt mit Biomasse erzeugten Dampf, Windenergie und andere grüne Technologien.

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Der nachhaltige Industriepark produziert nach dem Kreislaufprinzip: Die Produktionsreste des einen sind die Rohstoffe des anderen

„Alles, was wir in unser Verfahren hineingeben, kommt als Nahrungsmittel, Brennstoff oder Energie wieder heraus“, erklärt Richard. „Wir nehmen die Anbaureste von den Feldern, und unsere Partner verarbeiten sie in ihren Werken. Nur mit Wasser, Dampf und einer leichten Filterung isolieren sie daraus das Arabinoxylan. Was übrig bleibt, wird zu Ethanol weiterverarbeitet.“

Das Weizenstroh für seine Produktion bezieht COMET von Landwirten vor Ort. Für die lohnt sich das gleich doppelt: Sie verwerten den Teil des Weizens, der nach der Ernte normalerweise auf dem Feld verbleibt, und erschließen sich so eine neue Einkommensquelle.