Plastik ist allgegenwärtig, weil es praktisch ist und billig. Für unsere Umwelt, unsere Meere und unsere Gesundheit wird es aber zunehmend zum Problem. Doch das können wir ändern ...

Plastik ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Es ist praktisch, billig – und schnell weggeworfen. Doch leider hält sich Plastik sehr, sehr lange, auch in einer Deponie. Das Problem wird seit Jahrzehnten unter den Teppich gekehrt, damit ist es aber – genau wie das Plastik selbst – nicht aus der Welt.

Im Gegenteil: Es wird immer mehr. Bis 2050 werden, trotz Recycling, 12,5 Milliarden Tonnen Kunststoffabfälle unsere Böden und unser Wasser verschmutzen. Das ist das Gewicht von einer Million Eiffeltürmen oder 1,5 Milliarden Elefanten.

Jedes Gramm Plastik schadet unserem Planeten und unserer Gesundheit. Auch die CO2-Bilanz des Lebenszyklus von Kunststoff ist desaströs. Ein Kilo Plastik verursacht von den Ausgangsstoffen bis zur Entsorgung fünf Kilo CO2-Äquivalente.

Europa ist im Kampf gegen Plastikmüll schon gut vorangekommen, hat Einwegkunststoff verboten, plant sogar noch strengere Maßnahmen – die Einwegflut stoppt es damit nicht. Und von einer Eindämmung der Kunststoffproduktion und -nachfrage sind wir weit entfernt, wobei das meiste Verpackungen sind.

Dabei gibt es innovative Lösungen, auch wenn die nicht problemlos sind. Welche das sind, erklärt uns das Beratungsteam der EIB in der Publikation „Cutting Plastics Pollution: Financial measures for a more circular value chain“.



Lösungen für die Plastikflut

Solange wir weltweit keine vollständige Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe haben, sitzen wir in der Falle: Immer mehr Plastik wird produziert, schnell konsumiert und in der Natur entsorgt.

Wir müssen den Kreislaufgedanken populärer machen, damit Plastik nicht ein Mal benutzt und dann achtlos weggeworfen wird. Dafür müssen wir vor allem bei den Phasen des Lebenszyklus von Kunststoff ansetzen, bei Herstellung, Vertrieb, Sammlung und Recycling.  

Wir sollten an zwei Punkten ansetzen:

Zum einen müssen wir die Vorschriften um technische Standards erweitern, etwa einen Mindest-Recyclinganteil und Beschränkungen für schwer zu recycelnde Kunststoffarten.

Auch Preisanreize wären denkbar, um Plastik mit hohem Recyclinganteil wettbewerbsfähiger zu machen. Es muss für Verbraucherinnen und Verbraucher billiger sein, anders mit Plastik umzugehen. Wenn sie etwa Produkte in einer Verpackung aus recyceltem Material wählen.

Zum anderen müssen wir die Recyclingkapazitäten erhöhen, und Herstellung, Sammlung, Sortierung und Wiederverwertung mit Innovationen rentabler machen.

Wo fangen wir an? Die EIB kann bei der Umstellung auf Kreislaufwirtschaft helfen. Entscheidend ist die Finanzierung – auf europäischer und auf lokaler Ebene.

In der Clean-Oceans-Initiative wollen sechs Finanzierungspartner bis 2025 stattliche vier Milliarden Euro in umweltfreundliche Projekte investieren. Schwerpunkt sind Kreislauflösungen, durch die weniger Plastik und Mikroplastik im Meer landen. Dem Konsortium gehören die EIB, die EBWE und die nationalen Förderbanken Deutschlands, Frankreichs, Italiens und Spaniens an.

Kommunen könnten mit einem Kredit ihre Sortier- und Recyclinganlagen für Kunststoffe ausbauen. In Frankreich investierte etwa Carbios 60 Millionen Euro in ein neues Werk und eine Bioabbauanlage. Darin kommen zwei innovative Bioprozesse zum Einsatz für das Recycling von Plastikmüll und den biologischen Abbau von Kunststoffen, die bislang größtenteils deponiert oder verbrannt werden.

Mehr recyceln reicht aber nicht. Wir brauchen innovative Technologien und Prozesse. Wir müssen Forschung, Entwicklung und Innovation bei Kunststoffalternativen und neuen Kreislaufkonzepten fördern. Und wir müssen neue Technologien auch großflächig einsetzen. Technologie ist sicher nicht der Königsweg, technische Innovation könnte uns jedoch aus der Sackgasse des überkommenen linearen Produktions- und Konsummodells führen, das unsere Umwelt mit Plastik vermüllt.

Wir wollen raus aus der Falle

Letztendlich liegt die Entscheidung bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Zwei Drittel aller Kunststoffe nutzen Menschen und Haushalte privat, nur ein Drittel Industrie und Handel.

Verbrauchermarken müssen ihre geballte Marketingmacht einsetzen, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und Konsumentinnen und Konsumenten klar zu machen, dass der Preis vieler Kunststoffe für die Umwelt zu hoch ist. Wir alle können mit unseren täglichen Einkaufsentscheidungen Schockwellen durch die Kunststoff-Wertschöpfungskette senden. Auf jeden Fall sollten wir gutes Verhalten belohnen und schlechtes mit mehr Kosten bestrafen.



Dieser Artikel wurde zuerst in The Economist veröffentlicht.