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2010 kehrte Nataša Jovčeska nach Ohrid zurück. Die nordmazedonische Stadt liegt am Ufer eines wunderschönen Sees und gehört zum UNESCO-Welterbe. Zuvor hatte Nataša Jovčeska mehrere Jahre als Wirtschaftsprüferin in Skopje gearbeitet. Doch irgendwann war klar: Es ist Zeit, nach Hause zu kommen.

Sie fing als Finanzmanagerin bei LTH Learnica an und übernahm nach und nach auch die Produktionsleitung. Das Unternehmen stellt Aluminiumteile für Autos her, etwa Motorblöcke, Zylinderköpfe und Getriebegehäuse. Heute ist sie Geschäftsführerin – in einer entscheidenden Phase für die Firma.

„Die Automobilbranche steht vor großen Herausforderungen: Die Technik entwickelt sich rasant, und weltweit gelten immer strengere Vorschriften“, sagt sie.

Learnica wurde 2005 gegründet und hat heute mehr als 500 Beschäftigte. Die Herstellung von Aluminiumguss ist energie- und arbeitsintensiv. Deshalb setzen Nataša Jovčeska und ihr Team auf Automatisierung. Die neuen Gießereimaschinen steigern die Produktion und verbrauchen weniger Strom, weil sie in den Energiesparmodus schalten, wenn sie nicht gebraucht werden.

Nataša Jovčeska bei LTH Learnica in Ohrid
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„Wir haben drei Arbeitsgänge und drei Maschinen an einer robotergesteuerten Station zusammengelegt“, erklärt Nataša Jovčeska. Um die Anlage zu bedienen, braucht es nur noch eine Person. Das erleichtert die Arbeit ungemein. „Unser neues Verfahren liefert bessere Qualität, und die Produktion läuft schneller.“

Von der Europäischen Investitionsbank (EIB) erhielt Learnica 2024 einen Kredit über 1,5 Millionen Euro. Das Geld kam über die NLB Banka Skopje und floss in neue Anlagen und weitere Modernisierungen.

Mit den neuen Anlagen spart LTH Learnica Energie und Arbeit
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„Wir helfen Unternehmen, zu wachsen, sich an neue Technologien und Standards anzupassen und wettbewerbsfähig zu bleiben“, erklärt Björn Gabriel, Leiter des EIB-Büros in Nordmazedonien.

Hilfe in der Energiekrise

Der Kredit an Learnica stammt aus einer 100 Millionen Euro schweren Finanzierung, die die EIB 2023 an Nordmazedonien vergab, um Unternehmen nach Corona und der Energiekrise zu helfen. Ein Teil der Mittel steht für ein grünes Finanzierungsprogramm zur Verfügung, das 120 kleine und mittlere Firmen bei 150 Projekten für Energieeffizienz und erneuerbare Energien unterstützt. So wurden landesweit bereits über 1 000 Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert.

Im Rahmen des Programms vergibt die Entwicklungsbank Nordmazedoniens Kredite an einheimische Banken. Die wiederum helfen Firmen wie Autozulieferern, Abfallbetrieben oder Lebensmittelherstellern mit Kleinkrediten, ihre Emissionen zu senken, energieeffizienter zu werden und sich an den Klimawandel anzupassen.

„Wir helfen kleinen Firmen bei Investitionen in saubere Technik und saubere Verfahren. Das fördert Innovationen und macht die Wirtschaft CO2-ärmer und resilienter“, sagt Aleksandar Stanojkovski, Leiter der Kreditabteilung der Entwicklungsbank Nordmazedoniens.

Neue CO2-Abgaben

Learnica gehört zur slowenischen LTH Castings Group, einem führenden europäischen Autozulieferer mit Kunden wie Mercedes-Benz, Bosch, BMW und Continental. Wie andere Unternehmen im Westbalkan bereitet sich Learnica auf die neuen Abgaben für CO2-Emissionen vor, die die EU ab 2026 über den CO2-Grenzausgleichsmechanismus erhebt.

Mit dem neuen Mechanismus bekommen auch die CO2-Emissionen von Produkten, die in die EU importiert werden, einen Preis. Denn bis 2050 will die EU CO2-neutral sein. Nordmazedonien ist zwar kein EU-Mitglied. Seine Erzeugnisse fließen aber in EU-Produkte ein und unterliegen somit der neuen CO2-Abgabe. EU-Unternehmen müssen alle Emissionen ihrer Produkte erfassen – auch wenn sie zum Teil außerhalb der EU entstehen – und ab Januar 2026 Zertifikate dafür kaufen.

„Klimaneutralität gehört zu unseren strategischen Kernzielen“, so Nataša Jovčeska. „Daran orientieren wir uns seit zehn Jahren bei jeder Investition und bei jeder Modernisierungsmaßnahme in der Produktion.“

Learnica hat seinen Sitz in Ohrid, einer Stadt mit reichem Kulturerbe. Der gleichnamige See gehört zu den ältesten und tiefsten Europas. Sein einzigartiges Ökosystem reagiert besonders empfindlich auf Umweltverschmutzung und Klimawandel.

„Wir wollten die negativen Auswirkungen unserer Branche auf die Umwelt verringern – gerade weil Ohrid für unser Land so wichtig ist“, sagt Nataša Jovčeska.

Learnica setzt deshalb auf „grünes“ Aluminium aus Recyclingmaterial – das verbraucht bei der Herstellung 95 Prozent weniger Energie als Primär-Aluminium. Außerdem nutzt das Unternehmen die Abwärme seiner Schmelzöfen, erzeugt Strom mit Solarmodulen und recycelt mit einem eigenen Kühlsystem das Abwasser aus dem Produktionsprozess.

Sicher recyceln

Otpad Ohrid, ein über 20 Jahre altes Familienunternehmen für Abfallwirtschaft, erhielt aus dem EIB-Programm für grüne Finanzierungen 600 000 Euro für eine bessere Müllsammlung und ‑sortierung. Zwei neue Schredder steigern die Recyclingquote. Sie trennen Metalle vom Restmüll – Eisenmetalle, Gewerbe- und Industrieabfälle sowie Automobil- und Leichtmetallschrott.

Familie Džukleski in ihrer Recyclingfirma in Ohrid
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„Die neuen Anlagen haben unsere Arbeit komplett verändert“, sagt Geschäftsführer Martin Džukleski, dessen Großvater die Firma gründete. „Die Arbeit ist jetzt körperlich nicht mehr so anstrengend und dadurch sicherer und effizienter. Wir produzieren weniger Abfall, recyceln mehr und sind damit insgesamt nachhaltiger.“

Neue Anlagen auf dem Schrottplatz in Ohrid
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Die neuen Schredder passen ihre Leistung automatisch an das Material an. Das spart Energie.

„Wir sortieren heute in sechs Stunden mehr als früher in einer Woche“, erklärt Martin Džukleski.

Die Umstellung war dringend nötig: Weil es in Nordmazedonien keine Sammel- und Recyclingzentren gibt, nahmen wilde Müllkippen überhand.

Automatisierte Lebensmittelproduktion

Vitaminka stellt in Prilep Süßwaren, Speiseöl, Getränke, Soßen und andere Lebensmittel her. Mit einem Kredit über 1,65 Millionen Euro aus dem EIB-Programm konnte das Unternehmen Dachsolarmodule installieren und seine Verpackungsanlagen automatisieren.

„Die neuen Anlagen machen die Produktion schneller und die Arbeit angenehmer, weil manuelle Routinearbeit wegfällt“, so Finanzchef Ivan Strezoski.

Ivan Strezoski, Finanzchef von Vitaminka
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Die Solarmodule decken rund 35 Prozent des Strombedarfs. Dadurch braucht das Unternehmen weniger Strom aus fossilen Quellen. Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion verursachen ein Viertel der weltweiten Treibhausgase. Ein geringerer Energieverbrauch geht mit weniger Emissionen und niedrigeren Kosten einher.

Vitaminka wurde vor 70 Jahren gegründet und stellte ursprünglich Paprikapulver her. Heute exportiert das Unternehmen 45 Prozent seiner Produkte in rund 30 Länder. Mit modernen Qualitäts- und Sicherheitssystemen hält sich die Firma an die strengen Anforderungen der EU und internationaler Organisationen.

„Wir wollen den höchsten sozialen und ökologischen Standards entsprechen. Denn nur so haben wir Zugang zu wichtigen Exportmärkten“, erklärt Ivan Strezoski.