Afrika braucht neue Partnerschaften und mehr Ambitionen für Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit

Der Klimawandel könnte bis Ende dieses Jahrzehnts 15 Prozent des afrikanischen Bruttoinlandsprodukts auslöschen und damit weitere 100 Millionen Menschen in extreme Armut stürzen – ein ungerechtes Szenario vor allem deshalb, weil Afrika kaum zum Klimawandel beiträgt.

Vom 26. Februar bis zum 1. März fand in Nairobi, die 6. Umweltversammlung der Vereinten Nationen statt, die erste große UN-Versammlung seit der COP28-Klimakonferenz in Dubai im Dezember 2023. Damals beschlossen 195 Länder die Abkehr von fossilen Brennstoffen und schufen den Fonds für Klimaschäden und -verluste, um Entwicklungsländer für die Folgen des Klimawandels zu entschädigen.

Ökologische Nachhaltigkeit ist der Schlüssel, um die globalen Herausforderungen zu meistern.  Die 6. UN-Umweltversammlung führt den Klimaschutz mit anderen Umweltprioritäten zusammen. Im Mittelpunkt stehen wirksame, gerechte und nachhaltige multilaterale Maßnahmen gegen Klimawandel, Verlust an biologischer Vielfalt und Umweltverschmutzung.

In Entwicklungsländern hemmen verschiedene Faktoren mehr grüne Investitionen: die immer angespannteren öffentlichen Finanzen, die eingeschränkte Schuldentragfähigkeit und die Risiken, die damit in Verbindung gebracht werden. Letztere sind zahlreich: politische Instabilität, unzureichende politische oder regulatorische Rahmenbedingungen, anämische lokale Finanzmärkte, Risiken auf Projektebene sowie hohe Kapitalkosten und Zinsen.

Laut der Afrikanischen Entwicklungsbank landen derzeit nur drei Prozent der globalen Klimafinanzierungen in Afrika. Angesichts der knappen öffentlichen Mittel liegt es an öffentlich-privaten Partnerschaften, die nötigen Finanzierungen im erforderlichen Umfang zu mobilisieren. Multilaterale Entwicklungsbanken wie die Europäische Investitionsbank bieten in unterschiedlichen Märkten innovative Lösungen, um Risiken abzubauen und privates Kapital an Bord zu holen. Auf der COP28 einigten sich die multilateralen Institutionen auf eine noch engere Zusammenarbeit. Ihr Ziel: mehr Hilfe für die Länder und den Privatsektor, damit sie den grünen und gerechten Übergang beschleunigen und resilient werden.

Die Europäische Investitionsbank ist die Bank der Europäischen Union. Wir sind eines der größten multilateralen Finanzinstitute der Welt und einer der wichtigsten Geldgeber für den Klimaschutz. Seit über 55 Jahren sind wir ein starker Partner der afrikanischen Länder. Mit unserem Geschäftsbereich Entwicklung, der EIB Global, verstärken wir unsere Präsenz in Afrika und machen privates Kapital für innovative grüne Technologien wie grünen Wasserstoff verfügbar. Aufbauend auf diesen Erfahrungen suchen wir neue Partnerschaften, um private Mittel für grüne Projekte zu mobilisieren.

In den letzten zehn Jahren hat die EIB in 40 Ländern Afrikas mehr als 32 Milliarden Euro bereitgestellt: für grüne Energie, Wasser, Städte, Bildung, Landwirtschaft, Telekommunikation, Gesundheit und Investitionen von Unternehmen.

In Benin verhalfen wir 2022 mit zehn Millionen Euro 600 000 Menschen zu CO2-armer Solarenergie. In Uganda erhielten 1,4 Millionen Menschen dank eines EIB-Kredits von 12,5 Millionen Euro an ENGIE Zugang zu zuverlässiger und bezahlbarer netzunabhängiger Solarenergie. Und in Madagaskar halfen wir WeLight mit zehn Millionen Euro dabei, 45 000 Haushalte mit Solarstrom zu versorgen.

Zu einem wichtigen Werkzeug für ein stärkeres grünes Wachstum entwickelt sich zunehmend Private Equity. Private-Equity-Fonds sorgen für die erforderliche Liquidität und Rendite und steuern gleichzeitig die Risiken, die mit Klimainvestitionen verbunden sind. Hier geht es um erneuerbare Energien, CO2-Gutschriften oder Biodiversifitätszertifizierung. Mit Kapitalspritzen für klimaresiliente Infrastruktur erreichen wir deutlich schnellere Fortschritte und nehmen letztlich Kurs auf eine nachhaltige und klimaverträgliche Zukunft.

Im vergangenen Jahr hat die Europäische Investitionsbank mehr als 350 Millionen Euro in Beteiligungsfonds in Afrika investiert. Dies bringt unsere Gesamtinvestitionen in Fonds auf fast drei Milliarden Euro, die in Form von Eigen- und/oder Fremdkapital über 2 000 Beteiligungsunternehmen zugutekommen. Die meisten Mittel fließen in die Bereiche Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit.

Dazu ein paar Beispiele: Der Fonds Mirova Gigaton, den wir seit Jahren unterstützen, zuletzt mit 75 Millionen US-Dollar, wird den Zugang zu sauberer Energie und den Klimaschutz in den Schwellenländern vorantreiben. Außerdem haben wir letztes Jahr auf dem Africa Climate Summit in Nairobi eine Beteiligung von 40 Millionen US-Dollar mit dem Acre Export Finance Fund I vereinbart. Ziel sind Investitionen in Klimainfrastruktur in ganz Afrika.

Ein weiterer wirksamer Ansatz zur Unterstützung des Privatsektors sind durchgeleitete Finanzierungen für Frühphasen-Investitionen in die Klimaanpassung. Dazu stellen wir Partnerinstituten vor Ort Durchleitungsdarlehen zu vorteilhaften Bedingungen zur Verfügung, die diese dann in Form von Krediten an Privatpersonen oder kleine Betriebe weiterleiten. In den letzten fünf Jahren waren durchgeleitete Finanzierungen das wichtigste Investitionsinstrument der EIB in Afrika. Damit haben wir private Unternehmen über eine Vielzahl kleinerer Kredite unterstützt.

Ein Modell für diese Art der Finanzierung haben wir auf der COP28 vorgestellt. Zusammen mit der Bank of Kigali gaben wir eine Initiative für nachhaltige Landwirtschaft bekannt. Sie soll 100 Millionen Euro für Tausende Kleinbäuerinnen und -bauern und Agrarbetriebe in Ruanda mobilisieren und ihnen helfen, sich besser gegen die wirtschaftlichen, sozialen und geschäftlichen Folgen des Klimawandels zu wappnen.

Letztes Jahr kündigten wir außerdem Klimaklauseln an, damit Entwicklungsländer im Falle einer Naturkatastrophe ihre Kreditrückzahlungen aufschieben können. Diese Bemühungen befinden sich derzeit in der Pilotphase. Wir wollen damit die vulnerablen Länder entlasten, ihre Schuldentragfähigkeit verbessern und unsere grünen Finanzierungen ausbauen.

Die Welt braucht neue Partnerschaften und mehr Ambitionen, wenn es um Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit geht. Die Europäische Investitionsbank ist bereit, neue Partnerschaften in Afrika aufzubauen und damit Investitionen voranzutreiben, die den Menschen und dem Planeten zugutekommen.

Ambroise Fayolle ist EIB-Vizepräsident mit Aufsicht über Finanzierungen in den Bereichen Umwelt, Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft und über die Beziehungen zu anderen multilateralen Entwicklungsbanken.