Die Logistikfirma CTP verwandelt die Dächer ihrer Gebäude in Tschechien und anderen Ländern in massive Solarkraftwerke. Das senkt die Kosten und Emissionen der Mieter und steigert den eigenen Gewinn

Mit erneuerbaren Energien werden sogar kleine Häuser zu Stromerzeugern – einfach ein paar Solarmodule aufs Dach und den überschüssigen Strom an den lokalen Versorger verkaufen. Für eine Firma mit Dachflächen von elf Millionen Quadratmetern ist das ein lukratives Geschäft.

CTP, Europas größter börsennotierter Entwickler und Betreiber von Logistikimmobilien mit Sitz in den Niederlanden, installiert derzeit auf den Dächern seiner Gebäude Solarmodule. Damit will das Unternehmen Ökostrom zu einem neuen Geschäftsbereich machen. Als Nächstes sind die Dächer der Immobilien in allen anderen Ländern dran, in denen die Firma tätig ist. Das ist ein wichtiger Schritt. Denn die Aktien von CTP notieren zwar an der Euronext Amsterdam, aber die Gewerbeparks befinden sich hauptsächlich in Mittel- und Osteuropa, etwa in Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Rumänien.

„Wir betrachten Energie als drittes Standbein“, sagt Maarten Otte, Leiter Investor Relations im CTP-Büro in Prag. „Solarstrom ist dabei nur der erste Schritt. Später wollen wir unseren Mietern auch Ladestationen für Elektroautos, Energiemanagement und Energiespeicher anbieten.“

Das Unternehmen will bis Ende 2026 auf seinen Gebäuden Anlagen mit bis zu 400 Megawatt Peak installieren. (Megawatt Peak steht für die elektrische Spitzenleistung einer Anlage mit nicht konstant verfügbarer Energiequelle wie Sonne oder Wind.) CTP plant für die kommenden Jahre eine Verdoppelung seines Gebäudeportfolios und damit auch der effektiven Dachfläche. So könnte das Unternehmen mit seinen Solaranlagen zum Ende des Jahrzehnts bis zu ein Gigawatt erzeugen. In Ländern, die immer noch viel CO2 ausstoßen, ist das ein wichtiger Schritt in Richtung Dekarbonisierung.



Dachsolaranlagen für Europas strategische Autonomie

Die Immobilien von CTP dienen als Logistikzentren; manche Kunden aus der Leichtindustrie produzieren dort auch. Außerdem bietet die Firma damit europäische Standorte für Unternehmen, die sonst anderswohin ziehen müssten, etwa nach Asien. So bleiben wichtige Branchen in Europa, und auch die Lieferketten sind kürzer.

„Wegen der strategischen Lage, dem Fachkräfteangebot und der günstigen Kostenstruktur bieten sich Mittel- und Osteuropa als Produktionsdrehscheibe für Europa an“, erklärt Kreditreferent Jan Morawiec von der Europäischen Investitionsbank (EIB). „CTP bringt Firmen aus Asien zurück. Das stärkt Europas strategische Autonomie.“

Nach den coronabedingt gestörten Lieferketten in der Industrie und der Energiekrise nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine entscheidet diese strategische Autonomie über Europas Zukunft. Unter anderem deshalb vergab die EIB im September einen Kredit über 200 Millionen Euro an CTP. Mit dem Geld unterstützt die Bank der EU das Solarprojekt, das hauptsächlich in den vier mittel- und osteuropäischen Ländern durchgeführt wird. Der Kredit fällt unter den 45 Milliarden Euro schweren EIB-Beitrag zum REPowerEU-Plan, mit dem die EU ihre Abhängigkeit von Öl-, Kohle- und Gasimporten verringern und die grüne Wende beschleunigen will.

Der Kredit an CTP trägt auch zur grünen Wende bei. „Erneuerbare Energien werden hier bisher kaum genutzt“, erzählt Morawiec im Büro der Bank in Prag.

Das macht die Zahlen des Projekts noch beeindruckender. Nach Berechnungen von CTP spart jedes Megawatt Peak seiner Dachsolaranlagen pro Jahr durchschnittlich 500 Tonnen CO2 ein. Allerdings gibt es da von Land zu Land erhebliche Unterschiede. Mit den 400 Megawatt Peak, die CTP bis Ende 2026 installieren will, kann das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 200 000 Tonnen CO2 vermeiden.

„Das ist sehr befriedigend, auch persönlich“, sagt Otte. „Unsere Branche kann den Wandel in Europa maßgeblich voranbringen und helfen, den Kontinent nachhaltiger und geopolitisch unabhängiger zu machen.“



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© CTP

Mit Solaranlagen Gewinne einfahren

Die Solarmodule sind gut für das Klima. Und auch für den Geldbeutel des Unternehmens und seiner Mieter. CTP schätzt, dass die Firma mit Solarstrom bald bis zu zehn Prozent ihres Gesamtgewinns erwirtschaften könnte, wenn auf allen Dächern Solarmodule installiert sind.

Die Mieter brauchen für ihre Produktionsanlagen Energie. Die bekommen sie von CTP günstiger als von Stromversorgern, weil die Netzgebühr wegfällt. Und sie können ihre Fahrzeugflotten elektrifizieren und dann an den Ladestationen mit Solarstrom vom Dach aufladen.

„CTP macht mit dem Solarstrom Gewinn, und die Mieter haben einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Logistikunternehmen, bei denen die Energie nicht im Mietvertrag enthalten ist“, erklärt David González García, Lead Engineer für Energiewendeprogramme bei der EIB.

„Möglicherweise hat das Projekt sogar noch andere positive Effekte“, so González weiter. Denn die Dachsolarmodule verbrauchen im Gegensatz zu normalen Solarparks keine landwirtschaftlichen Flächen. „Die stehen dann für etwas anderes zur Verfügung. Bei dem Projekt wird bereits bebaute Umgebung für einen weiteren Zweck genutzt.“

Da sich viele CTP-Standorte weit außerhalb der Hauptstädte befinden, trägt das Projekt auch zu dem von der EIB unterstützten Kohäsionsziel der EU bei, die wirtschaftlichen Ungleichheiten zwischen den Regionen abzubauen.