Am Rande des Zukunftsforums, das am 11. Dezember 2004 in Rabat stattfand, hat Philippe de Fontaine Vive, der für die FEMIP zuständige Vizepräsident der EIB, in Gegenwart des marokkanischen Premierministers Driss Jettou und mehrerer Mitglieder seines Kabinetts (des Ministers für Finanzen und Privatisierung Fathallah Oualalou, des Ministers für Industrie, Handel und die Modernisierung der Wirtschaft Mezouar, des für wirtschaftliche und allgemeine Angelegenheiten zuständigen Beigeordneten Ministers beim Premierminister Talbi El Alami, des für Wohnungs- und Städtebau zuständigen Beigeordneten Ministers beim Premierminister Hjira, der Staatssekretärin beim Minister für soziale Entwicklung, Familie und Solidarität Baddou) den Finanzierungsvertrag für eine zweite Kreditlinie von 10 Mio EUR zugunsten marokkanischer Mikrofinanzinstitute unterzeichnet. Mit den Mitteln werden diese teilweise die Ausweitung ihrer Aktivitäten finanzieren. Dieses langfristige Darlehen in Landeswährung soll einen Beitrag zur Finanzierung zahlreicher kleiner Investitionsvorhaben von Kunden dieser Institute leisten. Hierzu wird ein Globaldarlehen an das im Mikrokreditsegment gut etablierte marokkanische Institut Al Amana vergeben, dem bereits im September 2003 eine zwischenzeitlich vollständig in Anspruch genommene erste Kreditlinie eingeräumt wurde.

Der Premierminister, der an der Einführung der Mikrofinanzierung in Marokko sowie an der Gründung der Al Amana beteiligt war, begrüßte diese neue Operation mit der FEMIP und verwies darauf, dass dieses Instrument einen wirksamen Beitrag zur Verringerung von Armut und Ungleichheit und zur Entstehung von einfach strukturierten Privatunternehmen leistet.

Im Zusammenhang mit dem Forum erklärte EIB-Vizepräsident Philippe de Fontaine Vive: Die in der Region tätigen Kreditgeber koordinieren verstärkt ihre Maßnahmen, um die soziale Lage der gesamten Bevölkerung zu verbessern. So haben die drei wichtigsten Geldgeber, d.h. die Europäische Kommission, die Europäische Investitionsbank und die Weltbank, im Mai 2004 eine Absichtserklärung im Hinblick auf komplementäre Aktivitäten auf allen Ebenen unterzeichnet. Diese drei Institutionen stimmen sich bereits im Rahmen der Luxemburg-Gruppe mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ab. Natürlich kann sich das auf dem Zukunftsforum angekündigte Fonds-Netz auf diese Gruppe stützen.

Die Finanzierungen in den Partnerländern des Mittelmeerraums erfolgen im Rahmen der Investitionsfazilität und Partnerschaft Europa-Mittelmeer (FEMIP). Schwerpunkte der FEMIP sind die Entwicklung des Privatsektors und die Finanzierung von sozioökonomischer Infrastruktur, die die Entwicklung der Privatwirtschaft fördert.

Die Partnerschaft zwischen der Europäischen Union und ihren Nachbarländern im Mittelmeerraum ist vor mehr als dreißig Jahren entstanden. Sie wurde dann in den 90er Jahren im Rahmen des auf der Konferenz Europa-Mittelmeer im November 1995 eingeleiteten Barcelona-Prozesses intensiviert und hat mit der Schaffung der FEMIP ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Ziel der FEMIP ist es, die Partnerländer des Mittelmeerraums im Hinblick auf die Einrichtung einer Freihandelszone Europa-Mittelmeer bei der Bewältigung der Aufgaben zu unterstützen, die mit der wirtschaftlichen und sozialen Erneuerung und der verstärkten regionalen Integration in Anbetracht der erweiterten Europäischen Union und der neuen Nachbarschaftspolitik verbunden sind. Die FEMIP hat Europa die Ausweitung der Zusammenarbeit mit den Partnerländern ermöglicht. Nachdem diese Fazilität mit umfangreicheren Mitteln ausgestattet wurde, hat sich die jährliche Darlehensvergabe der EIB in der Mittelmeerregion von 1,5 Mrd EUR auf 2 Mrd EUR erhöht. Im Rahmen der FEMIP werden vorrangig Projekte des privaten Sektors finanziert, um einerseits die Mittelmeer-Partnerländer bei der Liberalisierung ihrer Wirtschaft zu unterstützen und andererseits das Potenzial dieser Länder im Hinblick auf die für 2010 geplante Zollunion zwischen der EU und den Mittelmeer-Partnerländern zu stärken. Schwerpunkte der FEMIP sind ausländische Direktinvestitionen und Initiativen der inländischen Privatwirtschaft sowie Projekte im sozialen Bereich - insbesondere im Gesundheits- und im Bildungswesen sowie auf dem Gebiet des Umweltschutzes -, die von grundlegender Bedeutung für die soziale Stabilität und die Förderung produktiver Investitionen sind.

Die FEMIP hat mit der Bereitstellung von 2 Mrd EUR für die Mitfinanzierung von bedeutenden Projekten im Bereich der wirtschaftlichen Infrastruktur und im privaten Sektor zur Entwicklung der marokkanischen Wirtschaft beigetragen. Zu den finanzierten Projekten gehören die erste Stromverbundleitung zwischen der EU und Marokko durch die Straße von Gibraltar, der Bau von Hochspannungs-Übertragungsleitungen und die Stromverteilung in ländlichen Gebieten, der Ausbau der interregionalen und internationalen Telefonverbindungen und die Durchführung wichtiger Vorhaben im Wassersektor (Abwasserbeseitigung in mehreren Städten, Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen in Doukkala, Haouz usw.) sowie der Ausbau der Häfen des Landes. Darüber hinaus hat die FEMIP im Rahmen von Globaldarlehen zur Finanzierung kleiner und mittlerer Unternehmen des produktiven und des genossenschaftlichen Sektors beigetragen, was insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung von Joint Ventures zwischen marokkanischen und europäischen Unternehmen erfolgte.