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Santis-Fabrik südwestlich von Casablanca Santis

Khalid und Amine Bennani haben erkannt: Mehr Verarbeitung erhöht Umsatz und Gewinn. Die findigen Brüder exportieren Produkte aus Marokko.

Doch statt einfach Pflanzen und Samen von Rosmarin und Thymian zu verkaufen, haben die Bennanis in Technologien investiert, mit denen sie ätherische Öle und pflanzliche Wirkstoffe extrahieren. Die verkaufen sie dann weltweit zu höheren Preisen. Mit ihrem Unternehmen Santis haben sie modernste Verarbeitungsanlagen entwickelt und in ländlichen Regionen Hunderte Arbeitsplätze geschaffen. Anfangs konzentrierten sie sich auf natürliche Inhaltsstoffe für Kosmetika und Nutrazeutika, also Nahrungsmittel mit heilender oder gesundheitsfördernder Wirkung.

2021 sicherten sie sich dann bei der marokkanischen CIH Bank einen 4,7-Millionen-Euro-Kredit für den Ausbau ihres Unternehmens. Sie produzierten vor allem mehr Johannisbrotkernmehl, das in Kosmetika, Arznei- und Lebensmitteln zum Einsatz kommt. Die Europäische Investitionsbank vergab 2021 einen Kredit über 60 Millionen Euro an die CIH Bank, damit diese Unternehmen aus dem Corona-Tal heraushilft.

„Wir hatten anfangs weder das Wissen noch die Ressourcen, um unsere Johannisbrot-Pläne umzusetzen. Aber wir hatten eine Idee, wie wir bei diesem Produkt einen höheren Mehrwert schaffen können. Das passte perfekt zu unserer Firmenphilosophie“, sagt Othman Bennani, der bei Santis die Geschäftsfeldentwicklung verantwortet. „Der EIB-Kredit war entscheidend für unser gesamtes Johannisbrot-Geschäft.“



Johannisbrot-Verarbeitung mit hoher Wertschöpfung

Santis stellt aus den Kernen der Johannisbrotschoten ein Verdickungsmittel her, das in den unterschiedlichsten Lebensmitteln zum Einsatz kommt. Santis

Die Bennani-Brüder gründeten Santis 1990 in Casablanca – als Exporteur für Kräutertees, Kaffee, Schwarztee und Inhaltsstoffe für Kosmetika. Der Johannisbrot-Plan des Unternehmens kam 2019 ins Rollen. Damals kauften die Brüder dem amerikanischen Lebensmittelkonzern Cargill drei Fabriken in Fes und Essaouira ab.

Das Team brachte die Fabriken binnen sechs Monaten auf den neuesten Stand und investierte in moderne Technologien. Sie sicherten sich wichtige internationale Zertifizierungen, darunter das SMETA-Ethik-Audit, die Lebensmittelsicherheits-Norm FSSC 22000 sowie Koscher- und Bio-Labels.

So kann Santis sein Johannisbrotkernmehl an Lebensmittelkonzerne wie Kraft Heinz, Nestlé und Unilever verkaufen. Die verwenden Johannisbrotkernmehl in Speiseeis, Frischkäse und anderen Milchprodukten. In den neuen Fabriken entstanden viele Jobs für Ingenieure, Technikerinnen, Maschinenbedienerinnen, Zulieferer und Menschen, die vor Ort Johannisbrotschoten ernten.

Der Ferrari unter den Verdickungsmitteln

Othman Bennani mit Koriander-Samen in einer Fabrik südwestlich von Casablanca Santis

Die Schoten des Johannisbrotbaums enthalten Kerne, aus denen Johannisbrotkernmehl hergestellt wird. Fast die Hälfte aller Johannisbrotbäume weltweit wachsen in Marokko, aber dieses Potenzial wird immer noch zu wenig genutzt. Rund 90 Prozent der geernteten Johannisbrotschoten in Marokko kommen von wilden Bäumen, und der Großteil wird nicht im Land verarbeitet, sondern roh exportiert. Das ist eine ungenutzte Chance, zumal die Nachfrage nach Johannisbrotkernmehl weltweit steigt.

Nicht ohne Grund ist auch von schwarzem Gold die Rede, vom Ferrari unter den Verdickern, der in Lebensmitteln von Babynahrung bis Fleischersatz und Tierfutter zum Einsatz kommt. Diese Vielseitigkeit birgt Potenzial. Nicht nur für Exporteure wie Santis, sondern auch für landwirtschaftliche Betriebe und Genossenschaften in Marokko – vor allem, wenn die Schoten nicht mehr roh exportiert, sondern zuerst verarbeitet werden. 2023 verteilte Santis 8 000 bis 9 000 Johannisbrotbaum-Setzlinge, um Kleinbauern beim Aufbau dieses Geschäfts zu helfen. Davon profitierten vor allem Familien in dürregeplagten Gegenden des Atlasgebirges, denn der Johannisbrotbaum passt gut in das trockene Klima dort. In den ersten Jahren ist kaum Bewässerung nötig, und die Bäume kommen ohne Pestizide oder intensive Pflege aus.

Die EIB erarbeitet aktuell ein Beratungspaket, um der CIH zu helfen, den verbleibenden Teil des Kredits von 2021 zu vergeben. Das betrifft rund 10 Millionen Euro für Gleichstellungsinitiativen. Die CIH konzipiert gerade Kreditprodukte für kleine Unternehmen in Marokko, die sich an die Kriterien der 2X-Challenge zur Stärkung von Frauen halten. Die 2X Challenge ist eine globale Initiative, die mehr Beschäftigung und wirtschaftliche Führungsrollen für Frauen erreichen will.



Größere globale Reichweite

Santis konnte mit dem Kredit einen Vorrat an Rohstoffen aufbauen, um in wachstumsstarken Zeiten die Versorgung zu stabilisieren. Außerdem erreichte das Unternehmen durch Investitionen in die Fertigung mehr Effizienz und mehr Exportkapazität – zwei Voraussetzungen, um die hohen Erwartungen der multinationalen Konzerne zu erfüllen.

Für eine größere globale Reichweite richtete Santis außerdem Zentren in Ländern wie den USA und den Niederlanden ein. Mit lokalen Lagern und Vertriebsbüros kann Santis in Schlüsselmärkten schneller auf Kundenwünsche reagieren und Lieferengpässe verringern. Das Büro in Rotterdam fungiert als Tor zu Europa, und über das Zentrum in Chicago erreicht Santis die große Molkereiwirtschaft und die Lebensmittelindustrie im Mittleren Westen der USA.

Das Unternehmen investiert auch in grüne Technologien. In der Nähe von Fes soll zum Beispiel eine große Solaranlage die Stromkosten halbieren und dazu beitragen, dass Santis die Umweltstandards globaler Kunden erfüllt.

„Santis ist ein Paradebeispiel dafür, wie unsere Kredite Arbeitsplätze schaffen und lokale Unternehmen beim Export unterstützen“, sagt Jonathon Tabet, der bei der EIB als Kreditreferent an dem Projekt beteiligt war. „Dafür arbeiten wir mit guten lokalen Banken wie der CIH zusammen, die sich vor Ort auskennen und uns helfen, wirkungsstarke Investitionen zu finden.“