• Neuer EIB-Bericht zeigt, dass speziell für den Photonik- und den Halbleitersektor Risikokapital in Verbindung mit dem notwendigen Know-how fehlt
  • Hauptgrund dafür ist die technologische Komplexität
  • Geschäftsbanken finanzieren in der Regel keine Photonik- und Halbleiterunternehmen in der Früh- und in der Wachstumsphase

„Photonik und Mikroelektronik spielen eine Rolle bei fast allen Geräten des täglichen Lebens, denken Sie nur an Mobiltelefone und Computer. Sie sind die Voraussetzung für die Digitalisierung der europäischen Wirtschaft“, so EIB-Vizepräsident Alexander Stubb. „Dieser neue Bericht zeigt auf, dass wir agieren müssen und was erforderlich ist, damit wir international konkurrenzfähig bleiben. Die EIB will diese Technologien weiter unterstützen. Dann kann Europa auf innovative Weise wachsen, neue Arbeitsplätze entstehen, und wir erschließen uns neue Produkt- und Dienstleistungssparten.“

Bei der Photonik wird die Wechselwirkung von Lichtsignalen genutzt. Die Einsatzbereiche umfassen Laser, Glasfaserkabel für das Hochgeschwindigkeitsinternet oder die Kameras in unseren Telefonen. Halbleiter wiederum sind das „Gehirn“ jeder modernen Elektronik, von der Verbraucherelektronik bis hin zu Luftfahrtsystemen, Geschäftsprozessen und industriellen Anwendungen. Anwendungen, die auf einem ausgefeilten technologischen Know-how beruhen („Deep Tech“), wie etwa künstliche Intelligenz, Massendaten, Robotik, das Internet der Dinge und das autonome Fahren, benötigen raschere, zuverlässigere, energieeffizientere und leistungsfähigere Photonik- und Mikroelektronikkomponenten (letztere werden auch Halbleiterkomponenten genannt). Deshalb sind Innovationen in diesen Sektoren so wichtig für die nächste digitale Revolution und die wirtschaftliche Zukunft Europas.

Der neue EIB-Bericht enthält genaue Angaben zu den Finanzierungsmöglichkeiten, die dem Photonik- und dem Mikroelektroniksektor offenstehen. Außerdem umfasst er Empfehlungen zur Verbesserung der Lage. Ein Schlüsselergebnis ist, dass nicht genug private Finanzierungen zur Verfügung stehen. Innovationen in diesen beiden Sektoren beruhen auf Engineering und wissenschaftlichen Fortschritten. Deswegen sind diese Sektoren risikoreicher und kapitalintensiver und müssen mehr Zeit für Forschung und Entwicklung aufwenden. Vor allem der europäische Risikokapitalmarkt konzentriert sich nicht immer genügend auf diese Sparten und verfügt zum Teil auch nicht über das entsprechende Know-how, um den Finanzierungsbedarf decken zu können. Dies bestätigt, dass zwischen Deep-Tech-Unternehmen und Investoren eine Informationsasymmetrie besteht, was bereits in der Studie der Beratung für Innovationsfinanzierungen, „Die Deep-Tech-Revolution: wie Investoren die Risiken von Schlüsseltechnologien einschätzen“ aufgezeigt wurde, die Anfang des Jahres veröffentlicht wurde.

Anzahl der auf Photonik und Halbleitertechnik spezialisierten Risikokapitalfonds in der EU

Number of photonics and semiconductor specialised venture capital funds in the EU

Eine der Empfehlungen des Berichts ist daher, die indirekten Finanzierungsmechanismen für den privaten Sektor auszubauen. Dabei handelt es sich um Risikokapitalfonds und Geschäftsbanken. Öffentliche Investitionen in Fonds des privaten Sektors könnten dazu führen, dass für die Verwendung dieser Mittel bestimmte Bedingungen festgelegt werden. Risikokapitalfonds müssten im Photonik- und im Halbleitersektor spezielle Finanzierungsziele erreichen. Außerdem könnten bestimmte Strukturen vorgeschrieben werden, damit sich Investoren von den hohen Risiken nicht abschrecken lassen, mit denen Investitionen in „Deep-Tech“-Vorhaben verbunden sind. So könnten öffentliche Investoren höhere Renditen für private Finanzierungspartner als Investitionsanreiz vorsehen.

Der Bericht hat außerdem ergeben, dass öffentliche Subventionen und Großunternehmen eine wesentliche Rolle im Photonik- und im Halbleitersektor spielen. Zuschüsse sind oft eine der ersten Finanzierungsquellen für junge Unternehmen, und etablierte Unternehmen sind oftmals eher zur Unterstützung bereit als der Finanzsektor. Unternehmen können sowohl finanzielle Hilfe als auch Unterstützung bei der strategischen Geschäftsentwicklung geben. Diese Art der Zusammenarbeit ist entscheidend für diese Firmen – vor allem aufgrund der fehlenden Finanzierungsmittel und der Tatsache, dass privatwirtschaftliche Geldgeber im Allgemeinen in technologischer Hinsicht nicht so versiert sind.

Lesen Sie hier den vollständigen Bericht.