Mitten in der zweiten Coronawelle zerstörte im November 2020 ein Brand die Intensivstation des Kreiskrankenhauses von Piatra Neamt im Nordosten Rumäniens. Zehn Coronapatienten starben, sieben weitere Menschen wurden schwer verletzt, darunter ein Arzt, der seine Patienten aus den Flammen retten wollte. Da es in Rumänien keine Spezialklinik für Brandverletzte gibt, wurde der Arzt mit schwersten Verbrennungen von der rumänischen Luftwaffe nach Belgien ausgeflogen.

Veraltete Flugzeuge kosten Menschenleben

Immer häufiger muss Rumänien auf Militärmaschinen zurückgreifen, weil die beiden Rettungsflugzeuge des Rumänischen Generalinspektorats für Notlagen wegen technischer Probleme nicht einsatzfähig sind. Trotzdem verzögert sich der Transport oft, sodass die Heilungs- oder gar Überlebenschancen sinken.

Rumänien hat für seine 19 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner derzeit nur zwei Flugzeuge für medizinische Nottransporte über längere Strecken. Das benachbarte Ungarn hat für nur halb so viele Menschen drei Maschinen, Österreich sogar zehn. Die rumänischen Rettungsflugzeuge sind beide über 30 Jahre alt und ständig in Reparatur. Sie können die Transporte nicht sicher gewährleisten. Beide Flugzeuge sind in so schlechtem Zustand, dass sie nur bedingt einsatzfähig sind und in den letzten Jahren im Schnitt nur 269 Stunden flogen. 2015 waren es noch 412 Flugstunden. Corona hat das Problem weiter verschärft, weil vermehrt Schwerstkranke auf die Intensivstationen im ganzen Land verteilt werden mussten.

Gut gerüstet für die Rettung

Die rumänische Generalinspektion für Notlagen wandte sich deshalb an die Europäische Investitionsbank, um über den Projektberatungsvertrag PASSA Hilfe bei der geplanten Anschaffung von zwei neuen Flugzeugen zu erhalten. Ein Team der Projektberatung PASU leistete daraufhin vor Ort technische Hilfe bei der Kosten-Nutzen-Analyse für das 30-Millionen-Euro-Projekt – ein wichtiger Schritt, um sich EU-Gelder aus dem operationellen Programm für Großinfrastruktur zu sichern. 

Nach Analyse der EIB-Fachleute war die Anschaffung von Rettungsflugzeugen für Ferntransporte die effizienteste Lösung, um möglichst viele Leben zu retten. Neben den Flugzeugen waren auch Krankenwagen sowie schwere und leichte Transporthubschrauber in Betracht gezogen worden. Aber die Flugzeuge schnitten letztlich aus sozialer und wirtschaftlicher Sicht am besten ab. 

Die Studie „Ambulanter Lufttransport mit Ausstattung für erweiterte lebenserhaltende Maßnahmen“ ergab 2008: Für Entfernungen bis 150 Kilometer sind Krankenwagen die beste Option, für Strecken von 150 bis 250 Kilometern Hubschrauber und für Ferntransporte über mehr als 250 Kilometer Flugzeuge. Die wichtigsten Krankenhäuser, etwa in Timișoara und Cluj, liegen mindestens 250 Kilometer von der rumänischen Hauptstadt Bukarest entfernt. 

Bei der Auftragsvergabe wird besonders auf die technischen Spezifikationen zum CO2-Ausstoß geachtet, der bei den Leistungsindikatoren für die Flugzeuge hoch gewichtet wird.

Die beiden Flugzeuge mit einer geschätzten Lebensdauer von 27 Jahren bei 14 000 Flugstunden würden die Reaktionszeit in Notfällen verkürzen und den schnellen Zugang zu einer geeigneten medizinischen Versorgung sichern. Mit den neuen Maschinen könnte Rumänien mindestens 300 Menschenleben pro Jahr retten, statt derzeit 82.