Ein Programm für bezahlbaren Wohnraum in Namibia ist Vorbild für grüne Projekte in Industrieländern – auch in Botsuana entstehen günstige Wohnungen.

Liana Mbako arbeitet in Windhoek. Im August ist er nach Okahandja nördlich der Hauptstadt gezogen – in eine von 240 Wohnungen in einem energieeffizienten Neubau. Von der neuen Wohnung hat er es näher zu den Geschäften in der Umgebung. Außerdem ist seine Stromrechnung nur noch ein Fünftel so hoch wie in der alten Wohnung, für Wasser zahlt er nur noch ein Zehntel so viel.

„Es geht uns finanziell besser, und auch die Lebensqualität ist besser“, sagt Mbako. „Früher hatten wir keine Privatsphäre. Hier stört uns niemand, und die Wohnungen sind außerdem umweltfreundlich. Wir sind einfach glücklich hier.“

Das Projekt in Okahandja ist das erste von mehreren Bauvorhaben für bezahlbares, grünes Wohnen, die in Namibia und Botsuana geplant sind – ein südafrikanischer Wohnungsbaufonds hat beschlossen, hier zu investieren.

Die Rede ist vom International Housing Solutions II SSA Fund, an dem sich die Europäische Investitionsbank neben der KfW, der zur Weltbank gehörenden International Finance Corporation und Privatinvestoren aus Namibia und Südafrika beteiligt. Der mit 80 Millionen US-Dollar ausgestattete Fonds soll Verbesserungen in drei Bereichen bringen:

  • Entwicklung: mehr Wohnraum
  • Gesellschaft: qualitativ guter Wohnraum für Menschen mit mittlerem Einkommen
  • Umwelt: ein um 20 Prozent geringerer Wasser- und Stromverbrauch

„Wir wollten grün bauen, ohne das es dadurch teurer wird“, erklärt Managing Director Cathal Conaty von der Fondsmanagementgesellschaft. „Unser Ziel sind möglichst bezahlbare Wohnungen, die sich aber auch für die Investoren rechnen.“

>@Liana Mbako
© Liana Mbako

Fortschritte beim Wohnungsbau in Afrika

Die Europäische Investitionsbank beteiligt sich mit 20 Millionen US-Dollar an dem Fonds. Die Mittel kommen aus der Investitionsfazilität des Abkommens von Cotonou.

Laut Gunter Fischer, der das Projekt als Kreditreferent bei der Bank betreut, finanziert die Bank der EU damit erstmals ein Wohnungsbauprojekt außerhalb Europas über einen Fonds. Die Beteiligung wurde im Dezember 2017 unterzeichnet, weil das Projekt durch Nachhaltigkeit und seine positive Wirkung überzeugte.

„Ich bin sehr zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen und den weiteren Projekten, die noch geplant sind“, so Fischer. „Der Fonds arbeitet beeindruckend professionell und bietet ein Gesamtpaket aus einer Hand an. Das läuft sehr effizient, der Informationsaustausch funktioniert reibungslos. Es ist insgesamt ein sehr professionelles Konzept.“

Warum ist das Projekt so wichtig?

Die Bevölkerung in Subsahara-Afrika wird in den nächsten 30 Jahren voraussichtlich um eine Milliarde wachsen. Vor allem in Namibia haben die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen in der Zeit nach dem Ende der Apartheid zu einem besonderen Bedarf an bezahlbarem Wohnraum geführt. Umweltfreundliche Wohnungen gibt es in diesem Segment bislang gar nicht, weil sie als teuer gelten und die Vorteile nicht klar sind.

Aber Namibia ist ein Land mit wenig Wasser. Wenn sich herumspricht, dass die Wasserkosten viel niedriger sind, wird das Interesse an grünem Wohnraum steigen.

Bezahlbarer Wohnraum ist für Menschen gedacht, die in Schulen, Krankenhäusern oder in der Verwaltung arbeiten. Sozialwohnungen dagegen für Menschen, die sehr wenig Geld haben und sich keine reguläre Wohnung leisten können. Sozialwohnungen sind nicht Bestandteil des Projekts. Sie müssen staatlich subventioniert werden, was in Namibia derzeit nicht vorgesehen ist.

Bezahlbarer Wohnraum der Zukunft in Namibia

Das Programm sieht vor allem sogenannte schlüsselfertige Projekte vor. Dazu arbeitet der Fondsmanager mit einheimischen Projektentwicklern zusammen, die ein geeignetes Grundstück vorschlagen. Er einigt sich mit ihnen über den Entwurf und legt fest, dass die Häuser dem Energieeffizienzstandard der IFC entsprechen müssen. Die fertigen Wohnungen sollen überwiegend vermietet, zum Teil aber auch über die Projektentwickler verkauft werden.

Der Fonds hat bislang 66 Prozent seiner Mittel eingesetzt. 1 200 Wohnungen werden derzeit gebaut, 2 300 weitere sind in Planung. In Botswana entsteht bezahlbarer Wohnraum, die Wohnungen in Namibia sind darüber hinaus auch umweltfreundlich. Es sind in der Regel Zwei-Zimmer-Apartments mit Bad, in zwei- bis dreistöckige Häusern mit je neun bis zwölf Wohneinheiten. In beiden Ländern wurde bislang jeweils ein Bauprojekt abgeschlossen.

Für die Europäische Investitionsbank wie auch für den Fonds war es wichtig, vor Ort Kapital zu mobilisieren und einheimische Projektentwickler einzubinden.

„Wir sind sehr zufrieden mit dem Projekt und seinen ökologischen Vorteilen“, so Conaty. „Wir möchten gerade solchen Menschen eine gute Wohnqualität bieten, für die bislang nicht viel getan wurde. Das ist unser Ziel.