Am 19. Oktober 2022 hielt EIB-Präsident Werner Hoyer die Eröffnungsrede zum Finance in Common Summit 2022.


Es gilt das gesprochene Wort


>@EIB

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich, heute hier bei Ihnen zu sein. Für die Europäische Investitionsbank ist es eine große Ehre, diese Veranstaltung erstmals gemeinsam mit der Afrikanischen Entwicklungsbank in Afrika zu organisieren.

Vielen Dank an Akin [Adesina] für die Leitung der Vorbereitungen und an Remy [Rioux], der mit viel Engagement und Herzblut die Initiative Finance in Common auf den Weg gebracht hat.

Das Treffen steht im richtigen Geist und kommt zum richtigen Zeitpunkt. Denn in wenigen Wochen steht die COP 27 an. Und die Erwartungen sind enorm, zumal sich die Anzeichen für eine weltweite Krise bedrohlich häufen.

Larry Summers hat die Situation letzte Woche in Washington in etwa so beschrieben: „Wir stehen vor äußerst komplexen, vielfältigen und eng miteinander verflochtenen Problemen. Es ist also wirklich brenzlig, aber die Feuerwehr ist noch nicht einmal losgefahren.“

Deshalb müssen – und können – wir jetzt handeln:

  • um bei Klimaschutz und nachhaltiger Entwicklung unseren Worten nun Taten folgen zu lassen ...
  • ... um die sich zuspitzenden Probleme anzugehen ...
  • und um zu zeigen, dass die Löschtrupps der öffentlichen Entwicklungsbanken schon unterwegs sind ...

Die Staaten, die unsere Anteilseigner sind, stehen unter enormem Druck … Und wir alle wissen: In Krisensituationen wie jetzt bleiben Investitionen auf der Strecke. Zukunftsinitiativen bleiben auf der Strecke, und vor allem auch der Multilateralismus bleibt auf der Strecke.  

Als öffentliche Entwicklungsbanken kommt uns eine besondere Rolle zu, um unseren öffentlichen Auftrag zu erfüllen – und wir können unsere Ideen und unsere finanziellen und technischen Ressourcen so bündeln, dass wir diesem Auftrag bestmöglich gerecht zu werden.

Zusammen verfügen wir über rund 23 Billionen US-Dollar und investieren jährlich bis zu 2,3 Billionen. Das sind etwa zwölf Prozent des weltweiten Volumens. Damit können und müssen wir etwas bewegen.

Meine Damen und Herren, meiner Ansicht nach gibt es drei Punkte, wie wir noch mehr erreichen können.

Erstens: Wir müssen vorausschauender agieren. Wir brauchen Investitionsprojekte, die zukunftssicher sind und auch noch morgen und übermorgen funktionieren.

Es geht darum, sich an die Klimafolgen anzupassen, strukturelle Veränderungen in unseren Volkswirtschaften zu antizipieren und modernste Technologien und Standards zu übernehmen.

Für den Klimaschutz haben die multilateralen Entwicklungsbanken 2020 insgesamt 66 Milliarden US-Dollar zugesagt, mehr als die Hälfte davon für Entwicklungsländer. Letztes Jahr war es sogar noch mehr. Damit haben wir das Ziel für 2025, das wir uns 2019 auf Aufforderung des UN-Generalsekretärs gesteckt hatten, bereits übertroffen. 2021 sagten die multilateralen Entwicklungsbanken 82 Milliarden US-Dollar für Klimaschutzfinanzierungen zu. Davon kam mit 51 Milliarden mehr als die Hälfte Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zugute.

In der aktuellen Krise könnten manche versucht sein, beim Klimaschutz zurückzurudern. Aber wir müssen unbedingt auf Kurs bleiben. Davon bin ich überzeugt. Und zwar nicht aus ideologischen Gründen, sondern aus wirtschaftlichen …

Wir müssen mit den Mythen aufräumen, die die Energiewende ausbremsen. Erneuerbare-Energien-Anlagen und Speicher aufzubauen geht viel schneller und kostengünstiger, als nach Öl oder Gas zu bohren.

Meiner Meinung nach wird unser Erfolg daran gemessen, ob es uns gelingt, anstelle von Investitionsruinen den Erfindergeist von Menschen und Unternehmen zu fördern.  

Zweitens müssen wir uns stärker auf produktive Investitionen konzentrieren. Angesichts hoher Schuldenquoten bei enormem Investitionsbedarf müssen die öffentlichen Banken da investieren, wo die Wirkung besonders groß ist.

Wir brauchen hochwertige Projekte und müssen intelligent investieren, etwa in Frauen und in erneuerbare Energien. Das schafft Arbeitsplätze und entspricht gleich mehreren Gemeinwohlzielen.

Als öffentliche Institutionen müssen wir besonders intensiv darüber nachdenken, wie wir zusätzlichen Nutzen schaffen und mit unserem Wertversprechen private Investoren ins Boot holen können. Denn wir brauchen ihre Kreativität, ihre Risikobereitschaft und ihre finanzielle Schlagkraft.

Drittens – und dieser Punkt hängt mit den ersten beiden zusammen – brauchen wir globale Lösungen und Initiativen. Wir können es uns nicht leisten, dass Projekte in einem Land zulasten anderer gehen. Das gilt für Energie ebenso wie für Impfstoffe oder Lebensmittel. Lassen Sie uns also globale Lösungen entwickeln, die gemeinsamen Zielen dienen und dabei die Schwächsten schützen!

All das gelingt nur mit einem starken Partnerschaftsmodell, das auf Vertrauen und Respekt aufbaut. Respekt, der zwischen Partnern wächst, die einander kennen und zuhören.  Ich versichere Ihnen: Die Europäische Investitionsbank und die EIB Global, unser Geschäftsbereich für Entwicklung, hören zu. Wir wollen lernen und teilen. Als Mitglied von Team Europa stehen wir bereit, um bei Klima und Energie zu starken, strategischen Partnerschaften zwischen der Afrikanischen Union und der Europäischen Union beizutragen.

Meine Damen und Herren, wir sind hier in Abidjan zusammengekommen, um Dinge in Gang zu bringen. Lassen Sie uns pragmatisch und ehrgeizig sein. Bringen wir unsere besten Talente zusammen, um all die Projekte zu ermitteln, zu planen und zu finanzieren, mit denen wir eine Wirkung erzielen können! Gemeinsam! Wenn wir alle an einem Strang ziehen, wird aus diesem Gipfel eine Plattform der Macher. Genau das wünsche ich mir.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!