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  • Nur 40 Prozent der EU-Unternehmen investierten in Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz
  • Energiekosten spielen bei Investitionen eine immer größere Rolle
  • Großes ungenutztes Potenzial – Unternehmen geben an, dass nur ein Drittel ihres Gebäudebestands hohe Energieeffizienz-Standards aufweisen
  • Energieaudits können helfen, Energieeffizienz-Investitionen anzustoßen

Der neue Bericht der Europäischen Investitionsbank (EIB) mit dem Titel „Going Green – Wer investiert in Energieeffizienz und warum ist das wichtig?“ beleuchtet die Energieeffizienz-Investitionen von Unternehmen und die verschiedenen Faktoren, die ihre Entscheidungen beeinflussen. Er stützt sich auf die jährliche Investitionsumfrage der EIB (EIBIS) bei 12 500 Unternehmen in der EU. In dem Bericht werden Vergleiche zwischen Ländern (EU und USA), Sektoren und verschiedenen Unternehmensgrößen gezogen, um Bereiche für mögliche Verbesserungen zu identifizieren.

Aus dem Bericht geht hervor, dass weniger als die Hälfte der EU-Unternehmen in Energieeffizienz investieren und sie hierfür nur einen kleinen Teil ihres Gesamtinvestitionsbudgets einsetzen. Die befragten Unternehmen geben an, dass durchschnittlich nur ein Drittel ihres Gebäudebestands die höchsten Energieeffizienz-Standards erfüllt. Damit besteht ein enormes Potenzial für weitere Energieeinsparungen. Gleichzeitig sehen sie in den Energiekosten zunehmend ein Hindernis für Investitionen. Der Bericht zeigt, dass Unternehmen nur dann zu Energieeffizienz-Maßnahmen bereit sind, wenn ihnen der damit verbundene Nutzen bewusst ist.

Zum vollständigen Bericht

Andrew McDowell, EIB-Vizepräsident mit Aufsicht über Finanzierungen im Energiebereich: „Investitionen in die Energieeffizienz sind unerlässlich, wenn wir Europa einen grünen Wiederaufbau ermöglichen und unsere Klimaziele nach der Covid-19-Krise erreichen wollen. Sie bieten einen dreifachen Vorteil: Sie steigern die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, erhöhen die Energiesicherheit und verringern Treibhausgasemissionen. Dies zeigt, dass Klimaschutz und starkes Wachstum Hand in Hand gehen können. Der heute veröffentlichte Bericht offenbart, dass EU-Unternehmen enorme, bislang ungenutzte Möglichkeiten für Energieeinsparungen haben und dass der Markt die Umsetzung solcher Maßnahmen unbedingt beschleunigen muss. Als Klimabank der EU werden wir den Unternehmen weiterhin beratend und finanziell zur Seite stehen, damit dieses Potenzial ausgeschöpft werden kann.“

EIB-Chefvolkswirtin Debora Revoltella: „Unsere ehrgeizigen Ziele für die Verringerung der Treibhausgasemissionen lassen keinen Raum für Selbstgefälligkeit. EU-Unternehmen müssen energieeffizienter arbeiten, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen. Zudem brauchen sie klare energiepolitische Signale, damit sie einen Beitrag zu Energieeinsparungen leisten und sich an eine sich wandelnde Wirtschaft anpassen. Es bedarf eines entsprechenden gesetzlichen Regelwerks, das höhere Energiestandards für Gebäude vorsieht. Darüber hinaus brauchen die Unternehmen attraktive Finanzierungsbedingungen, die es ihnen ermöglichen, rechtzeitig in Energieeffizienzmaßnahmen zu investieren und die daraus resultierenden Vorteile zu nutzen.“

Lesen Sie die Zusammenfassung

Investitionen in die Energieeffizienz für EU-Unternehmen nicht vorrangig

2019 führten nur 40 Prozent der EU-Unternehmen Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz durch. In der Slowakei investierten rund 61 Prozent der Unternehmen in Energieeffizienz, womit das Land europaweit an der Spitze lag, gefolgt von Spanien, der Tschechischen Republik, Österreich, Slowenien, Portugal und Schweden. Nur in diesen sieben EU-Ländern investierten mehr Unternehmen in Energieeffizienz als in den Vereinigten Staaten, wo der Anteil bei 47 Prozent lag. Litauen, Estland, Griechenland, Rumänien und Frankreich befanden sich dagegen am unteren Ende des Spektrums. In diesen Ländern flossen nur 10 Prozent der Gesamtinvestitionen der Unternehmen in die Energieeffizienz; in den USA waren es 12 Prozent.

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Source: EIB Investment Survey (EIBIS)

Quelle: Investitionsumfrage der EIB-Gruppe (EIBIS)

Energiekosten bestimmen zunehmend die Investitionsentscheidungen von EU-Unternehmen

Nach Angaben der Unternehmen beeinflussen die Energiekosten immer stärker ihre Investitionsentscheidungen. Dies trifft vor allem auf Unternehmen in Südeuropa zu. Etwa 28 Prozent der Unternehmen in der EU erachten die Energiekosten als ein Haupthindernis für Investitionen; in den USA sind es 10 Prozent (aufgrund des billigen Schiefergases). Die Bedenken hinsichtlich der Energiekosten sind beispielsweise in Italien, Spanien und Portugal größer als in den skandinavischen Ländern und vor allem für Unternehmen in energieintensiven Sektoren entscheidend.

Ungenutztes Energieeinsparpotenzial

Im Jahr 2019 gaben EU-Unternehmen an, dass nur 38 Prozent ihres gewerblichen Gebäudebestands hohe oder höchste Energieeffizienz-Standards erfüllen. Seit 2016 hat sich jedoch die Wahrnehmung der Unternehmen hinsichtlich der Qualität ihres Gebäudebestands verschlechtert. Daraus lässt sich folgern, dass der Großteil der bestehenden Gebäude in Europa noch nicht die kürzlich festgelegten Energieeffizienz-Anforderungen erfüllt und der Gebäudebestand noch an die neuen Standards angepasst werden muss.

Energieaudits für Energieeffizienz-Investitionen von zentraler Bedeutung

Unternehmen, die ein Energieaudit durchführen, investieren deutlich mehr in Energieeffizienz als solche, die dies nicht tun. Etwa 60 Prozent der Unternehmen (74 Prozent in energieintensiven Sektoren), die ein Energieaudit durchführten, investierten auch in die Verbesserung ihrer Energieeffizienz. Dies zeigt, dass Unternehmen nur dann Energieeffizienz-Maßnahmen ergreifen, wenn sie sich des damit verbundenen Nutzens bewusst sind. Unternehmen, die kein Energieaudit durchführen, scheinen deutlich mehr in andere Bereiche zu investieren, weil sie möglicherweise den potenziellen direkten und indirekten Nutzen energiesparender Technologien nicht verstehen.

Ihre Presse- und Interviewanfragen beantworten wir gern. Wenden Sie sich an EIB Communications Officer Jan Gerrit Wnendt (+352 691 284 340), j.wnendt@eib.org

Hintergrundinformationen

2019 stellte die Bank 11,7 Milliarden Euro für Energieprojekte zur Verfügung. Davon entfielen 4,6 Milliarden Euro auf Energieeffizienz-Maßnahmen. Mehr über das Klima- und Umweltengagement der EIB: Weitere Informationen

Die Hauptabteilung Volkswirtschaftliche Analysen der EIB

Die Hauptabteilung Volkswirtschaftliche Analysen der EIB veröffentlicht Research-Berichte und Studien und analysiert die Investitionstätigkeit in der Europäischen Union und anderen Regionen. Sie unterstützt die Bank bei ihrer Arbeit und Positionierung und bei der Festlegung ihrer Strategien und Leitlinien. Das 40-köpfige Team wird von Chefvolkswirtin Debora Revoltella geleitet.

Die Investitionsumfrage der EIB (EIBIS)

Die Umfrage der EIB-Gruppe zur Investitionstätigkeit und ‑finanzierung ist eine in ihrer Art einzigartige jährliche Befragung von rund 13 500 Unternehmen. Sie bezieht Unternehmen aus allen EU-Mitgliedstaaten ein und enthält zu Vergleichszwecken eine Stichprobe von US-Unternehmen. Gesammelt werden dabei Daten zu den Unternehmenscharakteristika und zur Unternehmensleistung, zur bisherigen Investitionstätigkeit und zu den künftigen Plänen, den Finanzierungsquellen und ‑schwierigkeiten sowie anderen unternehmensrelevanten Themen. Die Umfrage wird anhand einer geschichteten Zufallsstichprobe durchgeführt. Ihre Ergebnisse sind sowohl für alle Mitgliedstaaten der EU und die USA als auch für die einzelnen Unternehmensgrößenklassen (kleinste bis große Unternehmen) und für vier wichtige Sektoren repräsentativ. Dies ermöglicht es, einen Datenbestand für die Zeitreihenanalyse aufzubauen, der mit Informationen aus den Bilanzen und Gewinn-und-Verlust-Rechnungen der Unternehmen kombiniert werden kann. EIBIS wurde von der Hauptabteilung Volkswirtschaftliche Analysen der EIB mit Unterstützung von Ipsos MORI entwickelt.

Weitere Informationen finden Sie unter http://www.eib.org/eibis.