Die Präsidentin des Gemeindeverbands Lille Métropole, Martine Aubry, und Philippe de Fontaine Vive Curtaz, Vizepräsident bei der Europäischen Investitionsbank, haben am 23. März 2012 in Lille ein Darlehen von 40 Mio EUR für eine umfassende Sanierung des Abwasser- und Regenwassernetzes im Großraum Lille unterzeichnet.

Aus den Mitteln können drei Schlüsselprojekte im Großraum Lille mit Investitionskosten von insgesamt 80 Mio EUR mitfinanziert werden. Ein Vorhaben betrifft die Kläranlage und das Kanalisationsnetz in Marquette-lez-Lille. Hier sind Umbauarbeiten notwendig, um die neuen europäischen Normen für die Behandlung von kommunalem Abwasser zu erfüllen und die Abwasserbehandlungskapazität zu steigern (620 000 Einwohnerwerte). Die Kläranlage Marquette-lez-Lille wird die größte Nordfrankreichs sein. Hervorzuheben ist dieses ehrgeizige Projekt vor allem deshalb, weil die Einhaltung strenger städtebaulicher Normen und der Umweltschutz eine zentrale Rolle spielen. So wird sich die Anlage fast vollständig selbst mit Energie versorgen. Dazu wird das bei der Abwasserbehandlung entstandene Biogas weiterverwertet, und es werden Solarmodule auf einer Fläche von 1 300 m2 installiert. Verbesserungen bei der Regenwasserbehandlung werden eine vollständige Versickerung vor Ort ermöglichen. Der Vorbildcharakter des Vorhabens wird auch durch den hohen Stellenwert der städtebaulichen Einbindung der Maßnahmen unterstrichen.

Ein weiteres Großprojekt des Gemeindeverbands Lille Métropole ist der Bau eines Regenüberlaufbeckens. Geplant sind ein 20 000 m³ großes Regenklärbecken und eine Pumpstation zur Regenwasserableitung und zum Schutz vor Überschwemmungen. Im Rahmen dieses Bauvorhabens soll auch der Fremdwasserzufluss wirksam verhindert werden. Da sich das Grundwasser im Großraum Lille nur in geringer Tiefe befindet, sind viele unterkellerte Gebäude und Tiefgaragen immer wieder von einem Anstieg des Grundwasserspiegels betroffen. Dieses Wasser gelangt derzeit in die Kanalisation und verursacht hohe Fremdwassermengen in den Kläranlagen und im Kanalisationsnetz. In besonders gravierenden Fällen werden deshalb entweder bauliche Änderungen vorgenommen, oder die Gebäude werden an ein getrenntes Abwassernetz angeschlossen, das das eindringende Fremdwasser ableitet und in die natürliche Umgebung zurückführt.

Mit dem heute unterzeichneten, sehr attraktiven Darlehen wird die gute Zusammenarbeit zwischen dem Gemeindeverband Lille Mètropole und der EIB, der Bank der Europäischen Union, fortgesetzt. Auch stellt die EIB damit erneut ihre Schlüsselrolle im Wassersektor auf europäischer ebenso wie auf weltweiter Ebene unter Beweis. In der Europäischen Union hat sie ihr Engagement in den vergangenen Jahren eindrücklich bekräftigt. Als wichtigster Finanzierungspartner für die Wasserwirtschaft steigerte sie ihr Darlehensvolumen in den vergangenen fünf Jahren noch einmal deutlich: nach durchschnittlich 1,6 Mrd EUR jährlich im Zeitraum 1996-2005 beträgt es nun 2,9 Mrd EUR pro Jahr. Weltweit vergab die EIB im Zeitraum 2005-2009 Direktdarlehen von knapp 15 Mrd EUR für Wasserprojekte. Damit wurden 126 Großprojekte in der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung mitfinanziert, 90% davon in der Europäischen Union.