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    Erstmalige Veröffentlichung: 10. November 2005

    Das Projekt

    Bei dem Projekt „Nam Theun 2“ (NT2) handelt es sich um ein großes Wasserkraftwerk in Laos. 2005 unterzeichnete die EIB mit der laotischen Regierung ein Darlehen von 45 Millionen Euro für das Vorhaben. An der Finanzierung beteiligten sich auch die Weltbank, die Asiatische Entwicklungsbank, die Nordische Investitionsbank, bilaterale Einrichtungen (AFD und Proparco) sowie Konsortien internationaler und thailändischer Banken. Mit ihrem Darlehen hat die EIB die Finanzierungslücke in der Eigenkapitalbeteiligung der laotischen Regierung an der Projektgesellschaft geschlossen.

    Das Projekt besteht aus einem 48 Meter hohen und 325 Meter langen Staudamm, durch den ein 450 Quadratkilometer großer Stausee mit einer durchschnittlichen Tiefe von sieben Metern entstanden ist (Wasserspeichervolumen von 3 530 Millionen Kubikmetern, Einzugsgebiet von rund 4 000 Quadratkilometern), sowie aus einem Wasserkraftwerk mit einer installierten Leistung von 1 070 MWe. Unter normalen hydrologischen Bedingungen soll die Anlage jährlich 5 600 GWh Strom erzeugen. Damit können etwa drei Millionen Haushalte versorgt werden. Der Stausee befindet sich auf dem Nakai-Plateau im bergigen Zentrallaos. Dort verläuft auch der Fluss Nam Theun. Für den Stausee wurden zum Teil fruchtbare Flächen überflutet, die bis dahin von der einheimischen Bevölkerung landwirtschaftlich genutzt wurden. Größtenteils besteht das Gebiet jedoch aus ertragsarmen Ackerflächen, geschädigten Waldgebieten, einigen permanenten oder saisonalen Feuchtgebieten sowie einigen Flächen unberührten Regenwalds.

    Das Kraftwerk wurde von der Nam Theun 2 Power Company (NTPC) gebaut und wird heute von ihr betrieben. Diese Projektgesellschaft gehört zu 35 Prozent dem französischen Energieversorger EDF, zu 25 Prozent der Electricity Generating Public Co Ltd (EGCO) von Thailand, zu 25 Prozent der Regierung der Volksrepublik Laos und zu 15 Prozent der italienisch-thailändischen Development Public Co Ltd.

    Das Wasserkraftwerk trägt wesentlich zur Entwicklung von Laos bei, da der Stromexport nach Thailand Deviseneinnahmen generiert und zugleich Strom in das laotische Netz eingespeist werden kann. Die Einnahmen aus der Stromerzeugung sind durch zwei Festpreis-Abnahmeverträge mit einer Laufzeit von 25 Jahren gesichert, die mit dem größten thailändischen Stromversorger EGAT und der staatlichen Stromgesellschaft von Laos EDL unterzeichnet wurden. Seit seiner Inbetriebnahme im April 2010 sind der Regierung von Laos bereits Gewinne und Wassergebühren von über 145 Millionen US-Dollar zugeflossen.

    Das Projekt hat zudem einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt des Nationalparks Nakai-Nam Theun geleistet, dem größten Schutzgebiet in der Volksrepublik Laos. Der Park gehört zu den wenigen verbleibenden Gebieten in Südostasien, die eine außergewöhnliche Artenvielfalt aufweisen. Umweltschutz ist ein brisantes Thema, da die regionale Nachfrage nach Wildtierprodukten und Holz die Wilderei und den illegalen Holzeinschlag begünstigt. Im Rahmen des Projekts wurden Mittel für die Einrichtung der Watershed Management and Protection Authority (WMPA) bereitgestellt. Die für den Schutz und die Bewirtschaftung des Nationalparks zuständige Behörde verfügt damit im Konzessionszeitraum jährlich über 1,3 Millionen US-Dollar für ihre Tätigkeit.

    Für die Entwicklung in Laos

    Laos gehört zu den ärmsten und unterentwickeltsten Ländern Asiens. Das Land hat nur sehr begrenzte Möglichkeiten, ausreichende Einnahmen zu erwirtschaften, um die Armut zu mindern. Das neue Wasserkraftwerk bietet Laos eine Chance, seine nachhaltige soziale und wirtschaftliche Entwicklung spürbar voranzubringen. Für die Verwendung der Projekterlöse gelten rechtliche Vorschriften, die sicherstellen, dass die Gelder für geeignete Projekte in anderen Regionen des Landes eingesetzt werden. Im Mittelpunkt stehen Gesundheits- und Bildungsprogramme, die zur Minderung der Armut beitragen, aber auch Umweltmanagementprogramme. In den ersten fünf Jahren seit ihrer kommerziellen Inbetriebnahme im Jahr 2010 wurden mit der Anlage mehr Einnahmen erwirtschaftet als ursprünglich erwartet, und über den Konzessionszeitraum von 25 Jahren dürfte die Regierung insgesamt 2 Milliarden US-Dollar einnehmen, die sie in vorrangige Entwicklungsprojekte investieren will.

    Laos und Thailand treiben seit langer Zeit bilateralen Stromhandel. Thailand importiert seit 1971 Wasserkraftstrom aus Laos, und Laos bezieht seit vielen Jahren über Thailands Mittelspannungsnetz Strom für die Versorgung seiner Grenzprovinzen. Gestützt auf eine gemeinsame Vereinbarung entwickeln beide Länder seit 1993 Wasserkraftanlagen in Laos für die Stromversorgung von Thailand. Dazu gehören die Wasserkraftwerke Theun-Hinboun und Houay Ho, die ebenfalls vom Nam Theun gespeist werden.

    Warum beteiligt sich die EIB an der Finanzierung des Projekts?

    Grundlage für die Tätigkeit der EIB in Laos ist ihr Finanzierungsmandat für Asien und Lateinamerika (ALA). Bisher hat die Bank mehr als 5,1 Milliarden Euro für verschiedenste Projekte in der Region bereitgestellt. Unter anderem unterstützte sie Vorhaben, die zum Klimaschutz, zum Wiederaufbau nach Naturkatastrophen (Tsunami und Erdbeben), zur Entwicklung wirtschaftsrelevanter Infrastruktur sowie zur Stärkung der Präsenz der EU in Asien beitragen (durch ausländische Direktinvestitionen oder Technologietransfer aus Europa).

    Die Bank hat einen Finanzierungsbeitrag zum Projekt Nam Theun 2 geleistet, weil das Kraftwerk einen hohen Entwicklungseffekt hat und die regionale Integration im Stromsektor fördert. Durch das Projekt wird Laos weniger abhängig von externer Entwicklungshilfe. Gleichzeitig ist das Kraftwerk für die Europäische Union und Laos von gemeinsamem Interesse, da die etablierte europäische Stromgesellschaft EDF bei der Planung, dem Bau und dem Betrieb der Anlage eine zentrale Rolle spielt. Außerdem entspricht das Projekt der Umweltstrategie der EU und der EIB, da es zum Klimaschutz und zur nachhaltigen Nutzung erneuerbarer Ressourcen beiträgt. Das Vorhaben ersetzt fossile Kraftwerke, die Treibhausgase und sonstige Schadstoffe ausstoßen, vor allem in Thailand.

    Insgesamt dürfte sich das Projekt in der Region positiv auf die Umwelt auswirken, den Lebensstandard der einheimischen Bevölkerung verbessern und die wirtschaftliche Entwicklung fördern.

    Ökologische und soziale Aspekte

    Das Projekt NT2 wurde von den Geldgebern einer eingehenden Prüfung unterzogen und unterliegt nun umfassenden und strengen Auflagen, die die Durchführung wichtiger Minderungs- und Kompensationsmaßnahmen gewährleisten. Die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das Projekt wurde nach dem laotischen Umweltschutzgesetz durchgeführt. Eine Überprüfung ergab, dass das Verfahren den Anforderungen der Umweltschutz- und Umsiedlungsvorschriften des Landes entsprach. Das Sekretariat der Mekong-Kommission hat die Länder des unteren Mekongbeckens entsprechend informiert.

    In ökologischer Hinsicht sind durch den Stausee bisher vor allem rund 28 600 Hektar Primärwald und 1 000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche verloren gegangen. Zudem hat er die Lebensräume einiger Arten gestört, und die Biodiversität könnte bedroht sein. Davon sind auch gefährdete Arten betroffen. Infolge der Abgabe von Wasser aus dem Nam Theun in den Xe Bang Fai hat sich das aquatische Ökosystem verändert. Der Fischbestand nahm ab, und die Landwirtschaft in Ufernähe musste eingestellt werden. Außerdem kam es zur Ufererosion und flussabwärts zu Überschwemmungen. Gleichzeitig hat sich die Wasserqualität etwas verschlechtert. Die UVP hat jedoch bestätigt, dass das Projekt keine wesentlichen negativen Auswirkungen auf Schutzgebiete haben dürfte, und aus den Studien zu den kumulativen Auswirkungen geht hervor, dass es keine wesentlichen Auswirkungen auf das Mekongbecken geben wird. Das Projekt hat aber auch positive Auswirkungen: So wird das Wasserkraftwerk Strom aus einem erneuerbaren Energieträger erzeugen, es stehen Mittel für den Schutz bedrohter Wälder zur Verfügung, und der höhere Wasserstand im Xe Bang Fai führt zu niedrigeren Kosten für die Bewässerung mit Pumpen.

    Die ökologischen und sozialen Auswirkungen und die entsprechenden Minderungsmaßnahmen wurden auf ihre Übereinstimmung mit den Strategien der EIB und den EU-Rechtsvorschriften überprüft. Bei Finanzierungen in Nicht-EU-Ländern achtet die EIB darauf, dass die Vorhaben mit den Grundsätzen und Standards der EU-Politik und den nationalen Rechtsvorschriften in Einklang stehen (vgl. Environmental Statement im Umweltbericht 2004 der EIB). Die UVP und die vereinbarten Minderungsmaßnahmen stehen mit den EU-Standards in Einklang. Insgesamt dürfte das Projekt dazu beitragen, den Trend zu einer nicht nachhaltigen Nutzung der Naturressourcen umzukehren und ethnische Minderheiten besser zu schützen. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte wurde das Projekt in ökologischer und sozialer Hinsicht als akzeptabel erachtet.

    Die Umwelt- und Sozialmanagementpläne für das Projekt umfassen: die Einrichtung langfristiger Systeme für den Schutz und das Management der Wassereinzugsgebiete im Nationalpark Nakai Nam Theun und den dazugehörigen Korridoren, forstwirtschaftliche Ausgleichsmaßnahmen, um den Verlust von Primärwald durch den Stausee zu kompensieren, Initiativen zur Entwicklung der Existenzgrundlagen für umzusiedelnde Einwohner, wobei klar festgelegte Ziele zur Armutsminderung verfolgt werden, sowie Bewirtschaftung der Fischbestände im Stausee durch die einheimische Bevölkerung mit umfassender Überwachung durch eine unabhängige Stelle, die bei Nichteinhaltung Strafen verhängen kann. Die Umsiedlung der Dorfbewohner und Bauern an andere Standorte hat stattgefunden, und die von der Umleitung des Flusses betroffene Bevölkerung wurde für den Verlust ihrer Existenzgrundlagen entschädigt.

    Bisher hat die Nam Theun 2 Power Company mehr als 65 Millionen US-Dollar für die Umsiedlung der Haushalte auf dem Nakai-Plateau bereitgestellt. Die laotischen Behörden haben gemeinsam mit multilateralen Finanzierungspartnern zur Entwicklung einer bis dahin armen und abgelegenen Region beigetragen. Mehr als 1 300 Haushalte haben nun nach der Umsiedlung Stromanschluss und Sanitäranlagen sowie Zugang zu sauberem Wasser, Bildung und Gesundheitsversorgung. Außerdem wurden über 120 Kilometer befestigte Straßen gebaut, die bei jeder Witterung befahrbar sind. Neben der finanziellen Entschädigung wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, um den Umsiedlern beim Aufbau einer neuen Existenz zu helfen. Sie erhielten Ausrüstung, Schulungen und Beratung. Der Schwerpunkt lag dabei auf Landwirtschaft, Fischerei, Forstwirtschaft, Viehhaltung und Berufsausbildung.

    In vielen Gebieten zahlen sich diese Investitionen bereits aus. Die Entwicklungspartner setzen sich auch weiterhin gemeinsam mit der Projektgesellschaft und den laotischen Behörden für die notwendigen Maßnahmen ein, um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, die sie sich gesetzt hatten, als die Finanzierung des Projekts genehmigt wurde. Obwohl noch nicht alle Ziele erreicht sind, haben Umfragen bei den umgesiedelten Familien ergeben, dass es den meisten nun besser geht als vor der Umsiedlung. Mehr als 87 Prozent der Umsiedler erklärten, ihre Lebensqualität habe sich seit dem Umzug verbessert. 2013 betrug ihr mittleres Einkommen das Dreifache der nationalen Armutsgrenze. Die Kindersterblichkeit ging von 120 pro 1 000 Geburten auf 50 zurück. Gleichzeitig sank die Verbreitung parasitärer Infektionen von 60 Prozent auf 21 Prozent der Bevölkerung. Heute besuchen 90 Prozent der Kinder des Nakai-Plateaus im Alter von fünf bis neun Jahren die Grundschule. Vor dem Projekt waren es nur 37 Prozent. Nun gilt es, die natürlichen Ressourcen, die landwirtschaftlichen Flächen und das Vieh verantwortungsvoll zu bewirtschaften, um die Existenzgrundlagen der Umsiedler nachhaltig zu sichern.

    Kontinuierliche Überwachung

    Seit 1997 haben ein Expertengremium und eine internationale Beratergruppe die Planung des Projekts regelmäßig geprüft. Das Expertengremium, das direkt an die Regierung Bericht erstattet, überwacht die Einhaltung der ökologischen und sozialen Auflagen während der Projektdurchführung und noch mindestens drei Jahre nach Inbetriebnahme der Anlage. Die internationale Beratergruppe berichtet an die Weltbank.

    Sowohl das Expertengremium als auch die internationale Beratergruppe haben das Projekt anhand der Empfehlungen eines Berichts der Weltkommission für Staudämme (WCD) geprüft und festgestellt, dass ein Großteil der Empfehlungen umgesetzt wurden. Die EIB orientierte sich an den Empfehlungen der WCD und knüpfte die Vergabe ihres Darlehens an die Bedingung, dass die Minderungsmaßnahmen für die direkt betroffenen Menschen nicht auf eine reine Entschädigung beschränkt bleiben, sondern auch ein Teil der Gewinne aus dem Projekt an sie weitergegeben wird. Für die mehr als 100 000 Menschen, die flussabwärts des Staudamms leben, wird im Rahmen des Projekts NT2 ein Programm durchgeführt, um die Existenzgrundlagen aller Betroffenen dauerhaft auf mindestens demselben Niveau wie zuvor wiederherzustellen. Dieses Programm richtet sich nicht nur an die einzelnen Haushalte, sondern soll ganze Gemeinschaften in ihrer Entwicklung fördern. Neben der Wasser- und Gesundheitsversorgung erhalten die Menschen Mikrofinanzierungen und Kurse, wie sie sich eine Lebensgrundlage schaffen können. Dieses Programm, das von der Regierung finanziert und umgesetzt wird, muss weitergeführt werden, um den gewünschten Nutzen für die betroffenen Menschen langfristig zu sichern.

    Weitere Informationen zu dem Projekt finden Sie hier: