Die Präsidentin der EIB-Gruppe Nadia Calviño sprach auf dem Forum für Entwicklungsfinanzierung des UN-Wirtschafts- und Sozialrats, das am 23. April 2024 im UN-Hauptquartier stattfand.


Es gilt das gesprochene Wort.


>@EIB

Es ist mir eine große Freude, hier auf dem Forum für Entwicklungsfinanzierung der Vereinten Nationen darüber mitzudiskutieren, wie eine wirkungsvolle Entwicklungszusammenarbeit aussieht. 

Ich komme gerade von der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank in Washington, wo dieses Thema ebenfalls im Mittelpunkt stand.

Die UN-Nachhaltigkeitsziele bilden unsere gemeinsame Strategie, um die Menschheit auf den Weg in eine gerechtere, grünere und gesündere Zukunft zu bringen. Sie sind auch der Schlüssel zu mehr Sicherheit. Denn all diese Aspekte sind eng miteinander verknüpft und fördern die wirtschaftliche und soziale Stabilität, florierende Gemeinschaften, starke Demokratien und die friedliche Beilegung von Konflikten.

Die Europäische Investitionsbank ist stolz, zur Familie der multilateralen Entwicklungsbanken zu gehören. Sie bringt sich aktiv ein, um die Zusammenarbeit zu vertiefen, den Rahmen für Entwicklungsfinanzierung zu stärken und Wirkung und Umfang unserer gemeinsamen Anstrengungen für die UN-Nachhaltigkeitsziele zu steigern, denn diese Ziele sind Teil unserer DNA.  

Und diese Woche sind wir wirklich weiter gekommen!

Am Samstag vereinbarten die Spitzen von zehn multilateralen Entwicklungsbanken in Washington gemeinsame Schritte und Initiativen und eine Roadmap mit konkreten Zielen und Zeitvorgaben für Fortschritte in fünf kritischen Bereichen. Über Projekte, die das Leben und Wohlergehen der Menschen verbessern können, wollen sie ihre Wirkung und Reichweite steigern.

  1. Wir werden noch mehr Mittel für Entwicklungsfinanzierungen mobilisieren.
  2. Mit unseren Instrumenten werden wir den Klima- und Naturschutz noch stärker fördern.
  3. Über Länderplattformen und das Portal für Investitionsvorhaben sowie durch gegenseitiges Vertrauen bei Standards und Verfahren werden wir unsere Zusammenarbeit intensivieren und noch mehr Projekte kofinanzieren.
  4. Mit innovativen Instrumenten werden wir noch mehr Investitionen aus dem Privatsektor mobilisieren.
  5. Wir werden Ergebnisse und Wirkung nach noch ausgefeilteren Methoden evaluieren und noch klarer kommunizieren.

Das globale Netz der Entwicklungsfinanzierer bewirkt etwas. Das ist unbestreitbar. Die multilateralen Entwicklungsbanken gehen davon aus, dass sie zusammen mit ihren Anteilseignern und Partnern in den nächsten zehn Jahren einen zusätzlichen Kreditspielraum von etwa 300 bis 400 Milliarden US-Dollar schaffen können.

Wir setzen den Rahmen der G20 für die angemessene Eigenkapitalausstattung weiter um und haben schon viele innovative Finanzierungspartnerschaften geknüpft, auf denen wir aufbauen können.

Vor allem haben wir auch unsere UN-Partner mit ihrer Kompetenz und Vor-Ort-Präsenz an unserer Seite.  Wenn wir diese Partnerschaften intensivieren, können wir noch mehr erreichen.   

Unter anderem will die EIB-Gruppe zusammen mit der Bill and Melinda Gates Foundation, UNICEF, der Weltgesundheitsorganisation und der Europäischen Kommission in den nächsten fünf Jahren die Kinderlähmung ausrotten. Vielleicht sogar schon früher. Und das für immer. Als ich mit WHO-Generaldirektor Ghebreyesus sprach, war er fest davon überzeugt, dass wir das schneller schaffen können.

Mit dem Geld sollen jährlich knapp 370 Millionen Kinder gegen Kinderlähmung geimpft werden.

Oder nehmen Sie die Impfallianz COVAX.

Zusammen mit privaten Impfstoffunternehmen, UNICEF, der Weltgesundheitsorganisation und weiteren Partnern haben wir fast zwei Milliarden Impfstoffdosen gegen Corona in 146 Länder geliefert und damit etwa 2,7 Millionen Menschen das Leben gerettet.

Die vielen gemeinsamen Initiativen, die wir mit den anderen multilateralen Entwicklungsbanken und unseren UN-Partnern umsetzen, können maßgeblich zu den UN-Nachhaltigkeitszielen beitragen.

Letzte Woche sprach ich mit der Premierministerin von Barbados Mia Mottley über unser gemeinsames Pilotprojekt – den ersten Debt-for-Climate Swap. Bei dem Instrument fungiert die EIB zusammen mit der Europäischen Kommission und der Interamerikanischen Entwicklungsbank als Ko-Garantiegeber. Ziel sind niedrigere Kreditzinsen bei Investitionen in Klimaresilienz wie Abwasseraufbereitungsanlagen. So machen wir das Land klimafester, ohne die Verschuldung zu erhöhen.

Gestatten Sie mir noch eine letzte Überlegung.

Das multilaterale Gefüge, dem Sie angehören, leistet seit 80 Jahren gute Dienste. Doch nun wird die globale Ordnung auf die Probe gestellt. Denn die tektonischen Platten, die sie tragen, verschieben sich. Dabei entstehen tiefe Risse und Spalten. Wir als multilaterale Institutionen müssen jetzt alles dafür tun, sie wieder zu schließen.  

Die UN-Nachhaltigkeitsziele zeigen uns den Weg. Und dabei geht es nicht um künftige Generationen. Es geht um unseren Frieden und unsere Sicherheit – heute und jetzt.

In diesen schwierigen Zeiten ist es wichtiger denn je, das globale finanzielle Sicherheitsnetz zu stärken, indem die Zusammenarbeit multilateraler Partner auf eine solide Basis gestellt wird.

Manche fragen sich vielleicht, ob die UN-Nachhaltigkeitsziele angesichts der aktuellen Spannungen und Konflikte noch so relevant sind wie bisher.

Ja – sie sind relevanter denn je.

Sie stehen, wie der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon sagte, für unsere wechselseitige Abhängigkeit, sie verbinden Länder, ihre Ambitionen und ihre Politik, sie schlagen einen Bogen zwischen den Generationen, und sie halten die Menschheit zusammen.

Sie sind unser Kompass für den Weg in eine bessere Zukunft.

Und die EIB ist aktiv dabei. Darauf können Sie sich verlassen.

Ich wünsche Ihnen eine konstruktive, ergebnisreiche Sitzung und freue mich schon auf die Vierte Internationale Konferenz für Entwicklungsfinanzierung, die im Juni 2025 in meinem Heimatland Spanien stattfindet.

Vielen Dank!