Slowenien baut zweites Gleis zum Hafen Koper – für weniger Emissionen und besseren Handel

Der Hafen der slowenischen Küstenstadt Koper gehört zu den vier wichtigsten Seehäfen im Ostsee-Adria-Korridor, einer Hauptachse im transeuropäischen Verkehr. Für den Weitertransport auf der Schiene gibt es derzeit nur eine 1967 gebaute, eingleisige Strecke. Mit der aktuellen und künftigen Nachfrage kann sie nicht Schritt halten. „Koper ist der einzige Hafen Sloweniens und über die Jahre stetig gewachsen“, sagt Tjaša Potisk, Senior Associate bei der Projektentwicklungsgesellschaft 2TDK Druzba. Über die aktuelle Bahnstrecke lässt sich die Schiffsfracht nicht immer problemlos verteilen. Es fehlt an moderner Straßen- und Schieneninfrastruktur.

Mit einem zweiten Gleisstrang wird 2TDK mehr Fracht von der Straße auf die Schiene verlagern und so CO2 einsparen. Vom Streckenausbau profitieren auch Handel und Wirtschaft in der Küstenregion. Die Europäische Investitionsbank stellt der 2TDK einen Kredit über 250 Millionen Euro für den neuen 27 Kilometer langen zweigleisigen Abschnitt bereit. Er verbindet das Dorf Divača, einen Eisenbahnknoten nahe der italienischen Grenze, mit dem Hafen Koper.

Die neue Strecke führt durch sieben Tunnel und über drei Viadukte. Rund 75 Prozent der Route verlaufen unterirdisch.

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© 2TDK, Družba za razvoj

Ein Eisenbahnviadukt unterquert die Autobahnbrücke

Indem weniger Verkehr über die Straßen rollt und Engpässe beseitigt werden, lassen sich im Schnitt jährlich rund 49 000 Tonnen CO2 einsparen.

Das Projekt fördert auch die Beschäftigung. Für den Bau der Strecke entstehen 13 000 Arbeitsplätze und für den Betrieb etwa 60 Jobs, primär in den Bereichen Projektmanagement, Instandhaltung und Verkehrsmanagement.

„Für Slowenien spielt das Projekt eine große Rolle“, betont EIB-Kreditreferent Branko Cepuran. „Der zweite Gleisstrang entlastet die Straße und dient damit der Umwelt, weil der Fahrzeugverkehr in Slowenien die meisten Emissionen erzeugt. Durch den Streckenausbau entsteht eine moderne und nachhaltige Bahnverbindung im Land und ins europäische Ausland.“

Verbindung der Kernnetzkorridore Ostsee-Adria-Mittelmeer

Logistik und Verkehr erwirtschaften rund sechs Prozent des slowenischen BIP. Die Branche beschäftigt rund 51 000 Menschen. Doch wegen der eingleisigen Bahnstrecke und der vielen Staus verliert das Land laut 2TDK jedes Jahr ein Handelsvolumen von 145 Millionen Euro an Häfen in den Nachbarländern.

Der Hafen Koper liegt auf dem Korridor Ostsee-Adria-Mittelmeer und gehört deshalb zu den wichtigsten Häfen im transeuropäischen Verkehrsnetz.

Als einer der fünf Häfen der Northern Adriatic Ports Association bedient er auch den Frachtmarkt in Mittel- und Südosteuropa.

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© Luka Koper

Der Hafen Koper in Slowenien



Der weitere Ausbau des Hafens – und primär des Containerterminals – macht nur Sinn, wenn es auch eine zuverlässige und stabile Bahnverbindung ins Hinterland gibt.

Kapazitätsengpässe und Verspätungen im slowenischen Bahnnetz könnten dazu beigetragen haben, dass der Frachtumschlag im Schienenverkehr um 54 Prozent geschrumpft ist. Gleichzeitig hat der Güterverkehr auf der Straße um 46 Prozent zugelegt. Und das ist ein Problem. Denn diese Straßen sind übers ganze Jahr stark befahren, besonders im Sommer, wenn der Reiseverkehr durch Slowenien an die kroatische Küste strömt.

„Der zweite Gleisstrang zwischen Divača und Koper ist für Slowenien und seine Binnennachbarn strategisch wichtig, weil 70 Prozent des Güterumschlags in Koper für Mittel- und Osteuropa bestimmt sind“, so Potisk. „Die Logistikströme in Slowenien wachsen und wachsen. Da sollte Slowenien darauf achten, die Vorteile seiner geostrategischen Lage zu wahren.“

Mit dem Ausbau werden die Engpässe auf der bestehenden überlasteten Bahnstrecke ein Ende habe. Das kurbelt die Wirtschaft an der slowenischen Küste an, vor allem Handel und Logistik.

Heute fahren auf der alten Bahnstrecke täglich etwa 90 Züge mit einer Geschwindigkeit von 60 Stundenkilometern. Mit dem zweiten Gleis werden es 212 Züge sein.

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Bau des zweiten Gleisstrangs zwischen dem Dorf Divača und dem Hafen Koper

Das Projekt denkt auch an den Schutz der Natur und Kultur.

Die neue Strecke bringt Entlastung für die Siedlungen und die Umwelt entlang der bestehenden Bahntrasse und Hauptverkehrsstraßen. Sie umgeht das Schutzgebiet des Flusses Rizana, der wichtigsten Trinkwasserquelle der gesamten slowenischen Küstenregion. 

Beim Bau der Eisenbahntunnel wurden mehr als 60 Kalksteinhöhlen entdeckt. 2TDK geht davon aus, dass bis zum Abschluss der Bauarbeiten noch 40 weitere gefunden werden. Diese Höhlen sind Teil der natürlichen Umwelt und Landschaft des Landes und schützenswert. Deshalb werden sie für die Öffentlichkeit gesperrt.

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© 2TDK, Družba za razvoj

Eine der 60 unterirdisch entdeckten Kalksteinhöhlen