Wissenschafts- und Technologiepark Niš entwickelt Roboter, um Arbeitskräftemangel in der serbischen Vieh- und Landwirtschaft zu beheben

Menschen machen sich manchmal Sorgen, dass Roboter ihre Jobs übernehmen könnten. Zum Glück verstehen Hunde nicht, was Roboter sind, sonst wären auch sie beunruhigt. Vor allem Hirtenhunde.

Die serbische Agrarwirtschaft leidet unter einem massiven Arbeitskräftemangel. Die serbische IT-Schmiede Coming Computer Engineering will gemeinsam mit der Fakultät für Maschinenbau der Universität Niš etwas dagegen unternehmen – mit einem multifunktionalen modernen Roboter. Sein Name: RoboShepherd.

„Mit dem RoboShepherd wollen wir die traditionelle Viehzucht wiederbeleben, bei der das Vieh auf der Weide gehalten wird“, sagt Dušan Krstić, Projektmanager bei Coming Computer Engineering. „Weil Arbeitskräfte in der Landwirtschaft rar sind, ersetzen Roboter die Menschen. Sie bringen die Tiere auf die Weide, schützen sie vor Raubtieren und sorgen dafür, dass sie richtig grasen.“

Roboterhirten, die eine Herde von 620 Schafen hüten, könnten auf serbischen Weiden bald zur Normalität werden. Daneben entwickelt Coming Computer auch Roboter, die andere landwirtschaftliche Aufgaben wie Anbau, Bewässerung, Ernten und Pflügen erledigen. 



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Zuverlässige Helfer auf dem Feld

Anders als viele Maschinen sind die elektronischen Helfer auf extrem steilem Gelände einsetzbar.

„Der Prototyp zog beim Test 345 Kilogramm eine 30-prozentige Steigung hinauf“, schwärmt Nikola Velčev, Ingenieur bei Coming. „Mit seinem automatischen Nivellierungssystem kann der Roboter auf steilem Abhang seinen vorderen Teil absenken. Sonst würde er jedes Mal umkippen, wenn er ein großes Gewicht trägt oder einen Anhänger zieht.“

Der Roboter kann auch auf ebenem Grund arbeiten, etwa um Erdbeeren zu pflücken, und über seine Plattform die Arme zügig bis in zwei Meter Höhe ausfahren.

„Wir wollen eine Plattform entwickeln, die Add-Ons für verschiedene Aktivitäten integrieren kann“, erklärt Velčev. „Der Roboter wird mit einem Joystick gesteuert und kann dank Sensoren Hindernissen ausweichen. Und das eingebaute GPS bringt ihn völlig autonom in den Stall zurück.“

Die Roboter gehen in den nächsten drei Jahren in Produktion und sind auch für kleine landwirtschaftliche Betriebe erschwinglich. Derzeit kosten Roboter dieser Art über 100 000 Euro, was sich die meisten Bauern in Serbien und der Region nicht leisten können.

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Hohe Maßstäbe in der Hightech-Landwirtschaft

Selbst globale Hightech-Schmieden in großen IT-Zentren wie dem Silicon Valley bräuchten im Schnitt fünf bis zehn Jahre, um solche einzigartigen, KI-gestützten Lösungen für die Landwirtschaft zu entwickeln. Die findigen Köpfe des Wissenschafts- und Technologieparks in Niš haben es in nur drei Jahren geschafft – mithilfe des Innovationsfonds der Republik Serbien und der EU.

Coming Computer Engineering ist eines von vielen Unternehmen des Wissenschafts- und Technologieparks in Niš. Der 2020 eröffnete Innovationshub hat sich zu einem regionalen Zentrum für innovative wissenschaftliche und technologische Projekte – und ihre internationale Förderung – gemausert. Er arbeitet eng mit der Universität und der Wissenschaft zusammen und will mit seinen über 500 jungen IT-Fachleuten die Region als globales Zentrum für moderne Technologien positionieren.

„Wir wollen eine Community innovativer Firmen aufbauen, die Know-how austauschen, sich gegenseitig helfen und an Aktivitäten des Parks teilnehmen“, sagt Milan Ranđelović, Direktor des Wissenschafts- und Technologieparks. „Regionale Hightech-Unternehmen sollen unterstützt und das gesamte Innovationsökosystem der Region sensibilisiert und gestärkt werden.“

Die im Park ansässigen Betriebe und die virtuellen Mitglieder beschäftigen zusammen rund 5 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Das Gebäude wurde mit Mitteln der serbischen Regierung und einem 2010 unterzeichneten Darlehen der EIB für Forschung und Entwicklung in Serbien errichtet.



Gute Karrierechancen für besonders Begabte

Im Westbalkan hat die EIB Global, der Geschäftsbereich der Bank für Projekte außerhalb der EU, seit 2005 rund 415 Millionen Euro für den Bau, die Sanierung und die Digitalisierung von Bildungs- und Forschungseinrichtungen vergeben.

„Innovation ist ein wichtiger Impulsgeber für Wirtschaftswachstum und trägt zu einer besseren Lebensqualität und gerechteren Gesellschaft bei“, so EIB-Vizepräsidentin Lilyana Pavlova. „Wir freuen uns über die Entwicklung und die Ergebnisse des serbischen FuE-Sektors, den die EIB mit 200 Millionen Euro gefördert hat. Die modernisierten und sanierten Forschungslabors, Fakultäten und wissenschaftlichen Einrichtungen bieten Generationen von serbischen Wissenschaftlern und Studierenden ein besseres Lern- und Arbeitsumfeld.

Seit ihrer Eröffnung haben die Wissenschafts- und Technologieparks in Niš, Belgrad und Novi Sad in der Region maßgeblich zum Aufbau von Innovationsplattformen, Know-how und Innovationskapital beitragen. Die bessere Infrastruktur dürfte jungen und talentierten Menschen gute Karrierechancen in einem stärker entwickelten wirtschaftlichen Umfeld ermöglichen.“

EU stärkt FuE in Serbien

Seit 2010 hat die EU über die EIB und in Zusammenarbeit mit dem serbischen Staat über 400 Millionen Euro für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit in Serbien bereitgestellt. Diese Mittel brachten den Technologiesektor des Landes auch mit europäischen und internationalen Wissenschaftskreisen und Unternehmen zusammen. Seit 2014 nutzt Serbien das Forschungsförderprogramm der Europäischen Kommission Horizont Europa.

„Wir haben 137 Projekte aus verschiedenen Sektoren finanziert und halten bereits zusätzliche Mittel vor, sodass wir künftig Zuschüsse von insgesamt 46,8 Millionen Euro für Innovationen in Serbien vergeben können“,  berichtet Emanuele Giaufret, Leiter der EU-Delegation in Serbien. „Nur so schaffen wir den Übergang zu einer stärker wissensbasierten und digitaleren Wirtschaft.“