EIB-Klimakredit für Enel bietet niedrigere Zinsen gegen höhere CO2 Einsparungen

Wie kann eine Bank ihren Kunden beim CO2-Einsparen Beine machen? Zum Beispiel, indem sie den Kreditzins an Emissionsziele koppelt.

Diesen Weg wählte die Europäische Investitionsbank erstmals im Juli, als sie 300 Millionen Euro an den italienischen Energieriesen Enel vergab; weitere 300 Millionen Euro sollen folgen. Die Bank belohnt den Konzern, wenn er seine CO2-Emissionen auf ein bestimmtes Niveau senkt – und verlangt höhere Zinsen, wenn er es nicht schafft.

„Damit setzen wir einen Anreiz für eine emissionsarme Energieerzeugung“, so Giulio Horvath, der den Kredit bei der EIB betreut. „Das war uns wichtig, und wir hoffen, dass weitere Kunden in anderen Märkten dem Beispiel folgen.“

Für Enel kam die Kreditstruktur wie gerufen. Der Konzern ist der größte private Betreiber von Erneuerbare-Energien-Anlagen weltweit und Pionier bei erfolgsabhängigen Finanzierungen. 2019 begab er eine Anleihe in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar, deren Konditionen an ein Ziel für erneuerbare Energien gekoppelt waren. So etwas hatte es bislang am Markt nicht gegeben. Enel hat seitdem eine Strategie entwickelt, um seine Finanzierungsaktivitäten an die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu binden, etwa in den Bereichen bezahlbare und saubere Energie und Klimawandel.

Es hat Vorteile, Finanzierungen mit Zielen anstatt mit Projekten zu verknüpfen. Beispielsweise ist es damit leichter, alle im Unternehmen an Bord zu bekommen. „Wenn Sie auf Projektbasis finanzieren, können Sie nie wirklich sicher sein, dass überall im Unternehmen dasselbe Ziel verfolgt wird“, erklärt Alessandro Canta, der bei Enel die Abteilung Finance & Insurance leitet. „Aber wenn Sie die Logik ändern und stattdessen die Strategie finanzieren, ist es wahrscheinlicher, dass sich alle einbringen und das Ziel mittragen.“

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© Enel

Alessandro Canta, Leiter Finance & Insurance bei Enel, hält nachhaltige Unternehmen auf lange Sicht für wertvoller

Wie viel Zinsen Enel für den EIB-Kredit zahlt, hängt davon ab, ob es den CO2-Ausstoß aller seiner Kraftwerke bis Ende 2023 auf durchschnittlich 148 Gramm pro Kilowattstunde begrenzen kann. Die Einsparungen werden von unabhängiger Seite überprüft.

Aus dem EIB-Kredit finanziert Enel Projekte, die die italienischen Stromnetze belastbarer und leistungsfähiger machen. Die Netze sollen mehr erneuerbare Energien aufnehmen und den höheren Durchschnittstemperaturen und häufigeren Hitzewellen standhalten, die der Klimawandel erwarten lässt.

Geplant ist, über 5 000 Kilometer Mittel- und Niederspannungsleitungen zu verlegen und weitere 5 000 Kilometer Mittelspannungskabel zu ersetzen, größtenteils unterirdisch. Enel investiert auch massiv in die digitale Transformation der Netze durch Automatisierung. Die meisten Projekte sind in ärmeren Teilen Italiens geplant, vor allem im Süden mit seiner älteren Infrastruktur.

Damit das CO2-Ziel erreichbar ist, will Enel auch die Stilllegung einiger Kohlekraftwerke vorziehen. Außerdem verfolgt der Konzern einen Dreijahresplan, um 20 Gigawatt Ökostrom in den über 30 Ländern zu produzieren, in denen er aktiv ist.

Im vergangenen Jahr waren die Finanzverbindlichkeiten der Gruppe zu fast einem Drittel mit Nachhaltigkeitszielen verknüpft. Bis 2023 sollen es knapp 50 Prozent sein, bis 2030 sogar 70 Prozent.

„Manche setzen Nachhaltigkeit mit Solidarität gleich, aber für uns hat Nachhaltigkeit einen konkreten Wert“, so Canta. „Auf lange Sicht sind nachhaltige Unternehmen risikoärmer und wertvoller.“