„Meine Arbeit zielt darauf ab, die Energienachfrage so schnell wie möglich so weit wie möglich zu senken.“
Wenn große Immobilienunternehmen zu energetischen Sanierungen ansetzen, wird es kompliziert. Aber es gibt Hoffnung: Künstliche Intelligenz und modernste Erkenntnisse aus der Energieforschung versprechen eine bessere Datenerhebung. Ein europäischer Vorreiter auf diesem Gebiet ist Cedrus.
Das Unternehmen in Massy, südlich von Paris, zeigt, wie sich der Energieverbrauch von Immobilien mit präziser Forschung und neuen digitalen Tools senken lässt. Ein Großteil der Arbeit von Cedrus erfolgt remote. Das spart Zeit und Geld. Und Cedrus verspricht eine deutliche Senkung der Energiekosten.
„Früher dauerte eine Analyse pro Gebäude mit Vor-Ort-Terminen, 3-D-Modellen und dem Zeitaufwand für Auswertungen und Schreiben rund zwei Wochen. Heute machen wir das in ein paar Stunden“, sagt Cedrus-Mitgründer Emilio Sassine. „Wir holen uns mit automatisiertem Data Scraping öffentliche Daten, nutzen Satellitenbilder und erstellen unsere Berichte mit modernsten KI-Methoden. So sparen wir eine Menge Zeit und Geld und können an viel mehr Projekten arbeiten.“
Die Energieeffizienz von Gebäuden gilt im Kampf gegen den Klimawandel schon lange als wichtige Frontlinie – auch wenn das Thema weniger sexy ist als Erneuerbare. Leider liegen die Investitionen hier deutlich hinter dem, was für den Kampf gegen die Erderwärmung notwendig wäre. Bauliche Verbesserungen wie zusätzliche Dämmung oder Energiemanagementsysteme sind vielleicht weniger beeindruckend als riesige Windkraftanlagen und Solarparks, könnten aber echte Gamechanger sein für den Klimaschutz und auch für die Stromrechnungen der Verbraucherinnen und Verbraucher.
Solche Sanierungen sind nicht billig. Deshalb ist die Finanzierung entscheidend. Cedrus hat den französischen Risikokapitalgeber 4elements im Rücken, der wiederum im Rahmen des InvestEU-Progarmms vom Europäischen Investitionsfonds (EIF) unterstützt wird. Der EIF gehört zur Europäischen Investitionsbank(EIB)-Gruppe. Unternehmen und Staaten setzen auf neue Technologien und künstliche Intelligenz, um die täglichen Energieverluste unserer Wohn- und Bürogebäude schneller zu verringern. Energieeffizienz ist der Punkt, an dem der dringende Bedarf an nachhaltigen Gebäuden, die existenzielle Bedrohung durch den Klimawandel und effizientere digitale Technologien zusammenkommen. In dieser Story lernen Sie Menschen kennen, die das in Europa anpacken.
Energieeffizienz-Checkliste
Espacil setzt bei der energetischen Sanierung auf die Klassiker:
- Isolierung von Wänden, Dachgeschoss und Fußböden
- Energiesparende LED-Glühbirnen
- Wärmepumpen, die Wärme aus der Umgebung oder dem Boden nutzen
- Intelligente Thermostate, Echtzeit-Überwachung des Energieverbrauchs und vernetzte Geräte, die Heizung und Licht zu bestimmten Zeiten abschalten
- Energiesparende Bauweise und Gebäudeplanung
- Neue Fenster und Türen
- Bessere Lüftungssysteme
Energetische Sanierungen wie die von Espacil zeigen große Wirkung. Nach Zahlen der Internationalen Energieagentur haben energetische Sanierungen den Energieverbrauch von 2010 bis 2020 weltweit um zwölf Prozent gesenkt. Und das US-Energieministerium ist in einer Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass energetische Sanierungen die Stromrechnungen um 25 bis 30 Prozent senken.
Die EU schätzt, dass energetische Sanierungen die Importe von fossilen Brennstoffen von 2010 bis 2020 um fünf bis sechs Prozent gesenkt haben. Allein für die Energieeffizienz- und Dekarbonisierungsziele für Gebäude sind bis 2030 nach EU-Schätzungen weitere 275 Milliarden Euro an Investitionen nötig. Darunter fallen Kosten für Dämmung, Heizungssysteme, intelligentes Energiemanagement und Erneuerbare, zum Beispiel Solaranlagen.
Digitale Technologien spielen dabei eine immer größere Rolle.
Wenn es um Energieeffizienz geht, werden viele Unternehmen genau wie Cedrus auf KI, Apps und digitale Tools setzen müssen, um größere Energieeinsparungen zu erzielen und energetische Sanierungen billiger zu machen.
Cedrus
Energieeffizienz mit KI
Die PAUL aus Deutschland arbeitet mit vernetzter Hardware – Stichwort: Internet der Dinge – und KI-gestützter Software. Das heißt: Herkömmliche Gebäudebestandteile wie Heizungsrohre werden mit Sensoren ausgestattet. Die erfassen innerhalb und außerhalb des Gebäudes den Energieverbrauch. KI-Software analysiert diese Daten dann in Echtzeit und passt zum Beispiel die Heizwasserströme so an, dass jeder Heizkörper immer nur so viel Wasser bekommt, wie er braucht.
- Lesen Sie, wie ein deutsches Unternehmen mit dem Internet der Dinge die Energieeffizienz verbessert
Ungefähr die Hälfte der Heizungen in deutschen Wohnhäusern sind über 30 Jahre alt. Das macht die Miete teuer. PAUL verspricht 40 Prozent Ersparnis bei Energieverbrauch und Stromrechnung. Und: Das Unternehmen minimiert die Investitionskosten für Eigentümerinnen und Eigentümer, denn sie zahlen keine Sanierungskosten. PAUL kümmert sich um Planung, Lieferung und Einbau aller notwendigen Komponenten und rechnet nach einem Dienstleistungsmodell ab.
Möglich ist das dank einer 30-Millionen-Euro-Investition des Solar Sustainable Energy Fund. Das ist ein von Solas Capital in Zürich beratener Nachhaltigkeitsfonds, an dem die EIB eine Direktbeteiligung hält. Die EU-Kommission unterstützt den Fonds zusätzlich über das für Klimafinanzierungen aufgelegte LIFE-Programm.
„Wenn wir als Gesellschaft den Klimaschutz ernst nehmen, müssen wir Schritt für Schritt mehr Energieeffizienz und grüne Energie in jedes Gebäude bringen“, sagt Sascha Müller, Gründer und CEO der PAUL Tech AG. „Die Energiewende in Gebäuden ist machbar.“
Sanierungen nutzen allen
2020 unterzeichnete die EIB einen 20-Millionen-Euro-Kredit an die polnische Stadt Szczecin für den Bau und die Sanierung von Wohngebäuden. Im Fokus standen Energieeffizienz und Wohnkomfort. Das Projekt ist Teil eines größeren Stadterneuerungsprogramms im historischen Zentrum, das den Autoverkehr einschränkt, den Radverkehr fördert und mehr Einzelhändler anziehen soll.
Grażyna Szotkowska ist die Vorsitzende einer der beiden Wohnungsagenturen in Szczecin, die Mittel aus diesem Kredit erhielten. Sie sagt, beim Senken der Emissionen von Wohngebäuden sei ihre Stadt führend. Denn viele der großen Wohngebäude sind an das Fernwärmenetz der Stadt angebunden. So braucht nicht jede Wohnung eigene Boiler.
„Außerdem bekommen viele Sozialwohnungen eine dicke Isolierung“, sagt Szotkowska. „Und vor allem dreifach verglaste Fenster. Die halten die Wärme drinnen und den Straßenlärm draußen. Bessere Isolierung und Fenster senken den Energieverbrauch und damit auch die Kosten für die Mieterinnen und Mieter.“
Energiefachleute verweisen immer wieder auf die niedrigeren Kosten für Eigentümer und alle, die mieten und vermieten.
„Energetische Verbesserungen gehören zu den größten Vorteilen einer Sanierung, denn sie senken die Stromrechnung und den CO2-Ausstoß“, sagt Gladys Sevilla, die bei der EIB als Kreditreferentin an Wohnungsprojekten arbeitet.
Mit anderen Worten: Für den Staat mag bei energetischen Sanierungen im Vordergrund stehen, dass sie Emissionen verringern und ohne Neubau die Wohnungskrise lindern. Für die Bürgerinnen und Bürger senken sie aber vor allem die Stromkosten und erhöhen den Wert der Immobilie.
Alles in einem Rutsch sanieren
Tipperary Energy Agency
Ein neuer Schwerpunkt in Europa ist der One-Stop-Shop für Energie. Dort bekommen Unternehmen und Privatpersonen technische Hilfe, Anleitung zu Finanzierungen und Projektplanung aus einer Hand. Ein Beispiel ist das Programm im Tipperary County in Irland, das Menschen, die ihre Wohnung oder ihr Haus modernisieren wollen, Energieaudits und Machbarkeitsstudien anbietet. Es ermutigt die Menschen dazu, Isolierung, Fenster, Lüftungssysteme und Kamine ihrer Wohnungen und Häuser zu modernisieren und Solaranlagen oder Wärmepumpen einbauen zu lassen.
- Lesen Sie, wie Irland energiesparende „Superhomes“ schafft.
Im Tipperary County in Südirland heizen viele noch mit Kohleöfen. Die Tipperary Energy Agency, ein Sozialunternehmen, half 2021, die „Superhomes“-Initiative ins Leben zu rufen. Das ist so ein One-Stop-Shop für Energie, der sich für Menschen im Tipperary County um alle Phasen einer energetischen Sanierung kümmert.
Solche Energieprogramme bringen den Menschen niedrigere Stromrechnungen und mehr Wohnkomfort. Das Programm in Irland ist vergleichbar mit vielen EIB-Projekten, die vom europäischen Energieeffizienzprogramm ELENA unterstützt werden. ELENA steht für European Local Energy Assistance.
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