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Weite Wüsten, viel Küste und kritische Rohstoffe in Hülle und Fülle. Damit hat Chile ideale Voraussetzungen für Erneuerbare.

Das spiegelt sich auch in den Plänen der Regierung: Chile soll ab 2050 nur noch Erneuerbare nutzen und bis 2040 zu einem der weltgrößten Wasserstoff-Exporteure werden. Die Europäische Investitionsbank unterstützt das Land dabei. 2023 unterzeichnete sie einen 200-Millionen-Euro-Kredit an die BancoEstado, die damit Hypotheken für rund 2 600 energieeffiziente Wohnungen refinanziert.

2024 vergab die EIB weitere 110 Millionen US-Dollar an die BancoEstado, diesmal für die grüne Wende bei kleinen und mittleren Unternehmen. Ziel ist es, Investitionen in Energieeffizienz und Erneuerbare voranzutreiben. Die BancoEstado ist eine der größten Banken Chiles mit einem landesweiten Filialnetz.

„Das ist wichtig“, sagt Juan Gorriño Larrañaga, der bei der EIB für den jüngsten Kredit verantwortlich ist. „So können wir nämlich auch kleinere Projekte erreichen und Bergbauunternehmen, die energeieffizienter produzieren wollen.“



Hier weht immer Wind: an der 4 500 Kilometer langen Küste Chiles
©Jeremy Richards/Shutterstock

Unterstützung für Energieeffizienz und Erneuerbare

Nach Corona und Russlands Angriff auf die Ukraine sind die Energiepreise in den vergangenen Jahren auch in Chile gestiegen. Um Haushalte und Unternehmen zu entlasten, fror die Regierung die Energiepreise zeitweise ein. Seit Kurzem ist der Preisdeckel aber wieder weg. Deshalb suchen die Unternehmen nach Möglichkeiten, ihre Energiekosten zu senken.

„Vor diesem Hintergrund rechnen wir mit einer hohen Nachfrage nach Krediten, die Unternehmen dabei unterstützen, ihre Energieeffizienz zu verbessern und auf Erneuerbare umzusteigen“, sagt Paola Mendez, Ingenieurin bei der EIB.

Chile ist der weltgrößte Kupfer-Exporteur und ein wichtiger Lithiumproduzent. Deshalb spielt das Land bei der globalen Energiewende eine zentrale Rolle. Die neue Finanzierung soll mehr Investitionen in grüne Technologien bewirken – und weniger Emissionen in den kritischen Lieferketten.

So kommen die Kredite auch nicht nur Bergbauunternehmen zugute. „Chile ist ein Exportland. Neben Bodenschätzen exportiert das Land auch Obst und andere Rohstoffe“, sagt Mendez. Förderfähig sind nur Projekte, die auf Energieeffizienz oder Erneuerbare setzen, sagt sie.



Grüner Wasserstoff

Chile hat ideale Voraussetzungen, um in Lateinamerika und der Karibik bei der Produktion von grünem Wasserstoff ganz vorne mitzuspielen – gemeinsam mit Brasilien und Kolumbien.

Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse hergestellt, bei der Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird. Dieser Prozess erfordert große Mengen an Strom, der ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen stammen darf. Sonst ist es kein „grüner“ Wasserstoff mehr.

„Rund 65 Prozent der Produktionskosten von grünem Wasserstoff entfallen auf Strom“, erklärt Enrique Rodriguez Flores, Experte für die Energiewende bei der EIB. „Wir brauchen grünen Strom, deshalb suchen wir nach Standorten mit den besten Voraussetzungen für Erneuerbare. Wind und Sonne stehen eigentlich nur unregelmäßig zur Verfügung, aber in einigen Gegenden Chiles sind die Bedingungen so gut, dass eine gewisse Stabilität gegeben ist, vor allem in Patagonien im Süden und in der Atacama-Wüste im Norden.“

Außerdem ist Chile auch politisch und wirtschaftlich stabil. „Milliarden an privaten Investitionen lassen sich nur in einem sicheren Umfeld mobilisieren“, sagt Rodriguez Flores. „Das betrifft Regulierung, staatliche Unterstützung und ähnliche Faktoren.“

Der Green Hydrogen Fund for Chile – eine Team-Europa-Initiative der EIB, der KfW und der EU-Delegation in Chile – unterstützt eine Vielzahl von Wasserstoffprojekten, von Meerwasserentsalzung bis zu Produktion, Speicherung und Übertragung von Erneuerbaren. Die EIB stellt Chile dabei einen 100‑Millionen-Euro-Kredit für privatwirtschaftliche Projekte bereit.

„Der Plan ist, dass der private Sektor die Entwicklung von grünem Wasserstoff übernimmt – zunächst mit Unterstützung des öffentlichen Sektors durch Subventionen und weiterer Hilfe von multilateralen Entwicklungsbanken. Die bieten neben Finanzierungen auch Fachwissen sowie hohe Umwelt- und Sozialstandards“, sagt Gorriño Larrañaga von der EIB.



Privatunternehmen sollen in Chile Wasserstoff produzieren
Shutterstock

Ein Marathon

Chile will bis 2050 klimaneutral werden und dafür ganz auf saubere und erneuerbare Energien umstellen. Dazu gehört der Aufbau einer Elektrolysekapazität von 25 Gigawatt bis 2030, sagt Ana María Ruz vom Green Hydrogen Council bei der staatlichen Entwicklungsagentur CORFO. „Das ist viel, vor allem im Vergleich zu Europa, wo die Zielmarke bei 40 Gigawatt liegt.“

Momentan sind sieben Projekte für grünen Wasserstoff mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 25 Milliarden US-Dollar im Genehmigungsverfahren der chilenischen Umweltbehörde. Weitere Projekte mit einem Gesamtvolumen von 63 Milliarden US-Dollar werden in den kommenden Monaten Anträge einreichen, sagt Ruz. Sie geht davon aus, dass die Finanzierung durch die EIB und die KfW zu einem Anstieg privater Investitionen führen wird.

Bei der Initiative für grünen Wasserstoff arbeitet die EIB mit weiteren Entwicklungsbanken wie der Weltbank und der Interamerikanischen Entwicklungsbank zusammen.

„Wir haben hier eine einzigartige Plattform geschaffen“, sagt Flores von der EIB. Die Gruppe hat ein gemeinsames Managementsystem entwickelt, um Transaktionen schnell zu genehmigen und sicherzustellen, dass Projekte alle Kriterien der Banken erfüllen. Die Initiative steht aber noch am Anfang. „Das ist eher ein Marathon, weil wir es mit einer neuen Technologie zu tun haben“, sagt Flores.

Nach kurzem Nachdenken ergänzt er: „Eigentlich wurde Wasserstoff im 19. Jahrhundert zum ersten Mal erwähnt – von Jules Verne. Er stellte sich damals schon eine Welt vor, in der Wasser als Treibstoff genutzt wird. Das wird jetzt Wirklichkeit.“