• 77 % der mittel- und osteuropäischen Unternehmen investieren in die Geschäftsentwicklung
  • Mehr Unternehmen in mittel- und osteuropäischen Ländern (MOEL) als im EU-Durchschnitt investieren in die Produkt- und Dienstleistungsinnovation (27 % bzw. 24 %)
  • Wichtigste Investitionshindernisse sind die unsichere makroökonomische Lage (87 %), steigende Energiekosten (87 %) und der Fachkräftemangel (82 %)

Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat die Ergebnisse einer Umfrage zum Investitionsvolumen in mittel- und osteuropäischen Unternehmen veröffentlicht – „Geschäftsmodell-Update: Investieren mittel- und osteuropäische Unternehmen genug?“ Die Ergebnisse wurden im Bericht der Warsaw School of Economics (SGH) veröffentlicht, der auf dem Wirtschaftsforum in Karpacz (5.–7. September 2023) vorgestellt werden soll. Sie zeigen, dass die Investitionstätigkeit nach den durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine ausgelösten Krisen wieder zunimmt. Die Unternehmen versuchen, sich vom alten, kapitalintensiven Wachstumsmodell zu lösen, und suchen nach neuen Möglichkeiten, vor allem bei der Nutzung neuer Technologien und im Bereich Innovation. Das Investitionsniveau der Unternehmen in den MOEL liegt mit 77 % nahe am EU-Durchschnitt (80 %) und am Anteil in den USA (81 %).

EIB-Vizepräsidentin Teresa Czerwińska bemerkte dazu: „Die Investitionen der Unternehmen in den MOEL in Produkt- und Dienstleistungsinnovationen liegen über dem EU-Durchschnitt. Das ist ein positiver Trend, der die Entwicklung der Region beschleunigt und Arbeitsplätze schafft. Gleichzeitig wird Mittel- und Osteuropa dadurch international wettbewerbsfähiger.“

„Die Unternehmen in den MOEL kehren nach den Krisen infolge der Pandemie und des Krieges in der Ukraine auf den Wachstumspfad zurück. Die große Mehrheit der Investitionen betrifft den Ersatz oder die Erweiterung von Produktionskapazitäten, um die Unternehmen effizienter und umweltfreundlicher zu machen“, erklärte EIB-Chefvolkswirtin Debora Revoltella.

Das wichtigste Investitionsziel der Unternehmen in den MOEL ist nach wie vor der Ersatz von Kapazitäten – auf gleichem Niveau wie im EU-Durchschnitt (46 % der Unternehmen in den MOEL und in der EU). Es folgen Kapazitätserweiterung (25 % in den MOEL) und Innovation (17 %). Verarbeitende Unternehmen (20 %) und Großunternehmen (18 %) investieren mehr in Innovation. Unternehmen in Polen (22 %), Slowenien (19 %) und Tschechien (17 %) investieren anteilig am meisten in Innovationen zur Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen.

Zweck der Investitionen des letzten Geschäftsjahrs nach Ländern (in %)

>@EIB

Frage: Welcher Anteil der Gesamtinvestitionen entfiel auf: a) Ersatz von Produktionskapazitäten (Gebäudebestand, Maschinen, Geräte, IT), b) Kapazitätserweiterung für bestehende Produkte/Dienstleistungen, c) Entwicklung oder Einführung neuer Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen? Basis: Alle Unternehmen, die im letzten Geschäftsjahr Investitionen getätigt haben (ohne „weiß nicht“-Antworten und Unternehmen, die keine Angaben machten).

Im Gegensatz zu Unternehmen in der EU und den USA investierten Firmen in den MOEL anteilig mehr in Maschinen und Geräte (53 % gegenüber 49 % in der EU und 47 % in den USA) und einen geringeren Anteil in immaterielle Vermögenswerte (24 % gegenüber 37 % in der EU und 33 % in den USA). Der Anteil der Unternehmen, die sich in erster Linie auf Produkt- und Dienstleistungsinnovationen konzentrieren wollen, liegt in den MOEL mit 27 % über dem EU-Durchschnitt (24 %) und den USA (21 %). Innovation ist eine besonders wichtige Investitionspriorität für verarbeitende Unternehmen und Großunternehmen.

In Maschinen und Geräte investierten vor allem verarbeitende Unternehmen (60 % der Investitionsausgaben) und Bauunternehmen (59 %), während Dienstleistungsunternehmen mehr in digitale Technologien investierten (18 %). Der Anteil der Investitionen in immaterielle Vermögenswerte war in Lettland, der Slowakei, in Slowenien und der Tschechischen Republik am höchsten.

Investitionsbereiche nach Ländern (in %)

>@EIB

Frage: Wie viel investierte Ihr Unternehmen im letzten Geschäftsjahr in die folgenden Bereiche mit der Absicht, seine künftigen Erträge zu sichern oder zu steigern? Basis: Alle Unternehmen, die im letzten Geschäftsjahr Investitionen getätigt haben (ohne „weiß nicht“-Antworten und Unternehmen, die keine Angaben machten).

Die am häufigsten genannten langfristigen Investitionshindernisse in den MOEL sind die Unsicherheit über die Zukunft (87 %), Energiekosten (87 %) und der Fachkräftemangel (82 %), was in etwa dem EU-Durchschnitt entspricht.

Auswirkungen des Klimawandels auf Investitionen

Unternehmen in der Region sind besorgt über die Kosten der Maßnahmen, die mit der Abkehr von fossilen Brennstoffen und der damit verbundenen Modernisierung ihrer Produktionsprozesse verbunden sind. Aufgrund des hohen Anteils fossiler Brennstoffe an der Energieerzeugung in den MOEL sind die dort ansässigen Unternehmen diesem Risiko besonders ausgesetzt. Daher ist der Anteil der Firmen in den MOEL, die den Übergang zu strengeren Klimastandards und ‑vorschriften als Risiko ansehen, höher als der Anteil der Unternehmen, die darin eine Chance sehen (36 % gegenüber 18 %). Diese Zahlen stehen im Gegensatz zur Gesamtsituation in der EU, wo sich die Anteile nahezu die Waage halten (Risiko: 32 %; Chance: 29 %). Im Gegensatz zu den kleinen und mittleren Unternehmen sehen mehr Großunternehmen den Übergang zu Null-CO2 als Chance (14 % gegenüber 22 %).

Die Unternehmen in den MOEL unternehmen Schritte hin zu einem umweltfreundlicheren Geschäftsmodell. Fast 90 % der Unternehmen in der Region streben eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen an. Das entspricht dem EU-Durchschnitt. Am häufigsten wurden in den MOEL dafür Projekte in den Bereichen Abfallvermeidung und ‑behandlung (67 %) und Investitionen in Energieeffizienz (55 %) durchgeführt, die sich in den letzten Jahren als sehr rentabel erwiesen haben. Im Vergleich zum EU-Durchschnitt investierten Unternehmen in den MOEL seltener in nachhaltigen Verkehr (43 % gegenüber 32 %). Innerhalb der Region führten Unternehmen in Rumänien (93 %) und Polen (90 %) häufiger solche Projekte durch, während die Unternehmen in Bulgarien in diesem Bereich weniger aktiv waren (70 %).

Der Anteil der Unternehmen in den MOEL, die in Energieeffizienz investieren, entspricht mit knapp 40 % fast dem EU-Durchschnitt, obwohl in der Region nach wie vor ein energieintensiveres Geschäftsmodell bevorzugt wird. Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes (48 %) und Großunternehmen (50 %) tätigten am häufigsten solche Investitionen.

Finanzierung von Investitionen

Die Unternehmen in den MOEL finanzierten ihre Investitionen zu 70 % aus eigenen Mittel und zu 25 % aus Fremdmitteln. Konzerninterne Mittel finanzierten im Durchschnitt 4 % der gesamten Unternehmensinvestitionen in den MOEL. Eine Außenfinanzierung wurde am häufigsten in Rumänien (32 %) und am seltensten in der Tschechischen Republik (18 %) eingesetzt.

Drei Viertel (75 %) der Unternehmen, die angaben, eine Außenfinanzierung zu nutzen, nahmen im letzten Geschäftsjahr Bankkredite in Anspruch, 21 % davon zu Vorzugsbedingungen. In dieser Hinsicht gab es deutliche Unterschiede zwischen den Ländern der Region: Bankkredite zu Vorzugsbedingungen sind am häufigsten in Ungarn (39 %), Tschechien (36 %) und Rumänien (36 %) und am seltensten in Lettland (5 %), Polen (7 %) und Estland (8 %).

Der Anteil der Unternehmen, die finanzielle Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Fremdmitteln haben, ist in den MOEL (9,2 %) höher als im EU-Durchschnitt (6,2 %). Das Hauptproblem, über das die Unternehmen in der Region berichteten, war die Ablehnung von Kreditanträgen (5,8 %).

Allgemeine Informationen

Die Investitionsumfrage der EIB-Gruppe

Der Bericht über die jährliche Investitionsumfrage der EIB-Gruppe ist ein prominentes Aushängeschild der EIB. Die Umfrage dient als Monitoring-Instrument und bietet einen umfassenden Überblick darüber, wie sich die Investitionen in der Europäischen Union verändern, was sie beeinflusst und wie es mit der Finanzierung aussieht. Der Bericht kombiniert interne Analysen der EIB mit Ergebnissen, die gemeinsam mit führenden Fachleuten erarbeitet wurden. So gibt er Auskunft über wichtige Markttrends und liefert tiefe Einblicke in bestimmte Themen. Die Ausgabe 2022–2023 befasst sich mit der Widerstandsfähigkeit der EU-Wirtschaft gegenüber wiederholten Schocks und ihrer Fähigkeit, sich zu erneuern, um das Versprechen produktiver öffentlicher und privater Investitionen einzulösen. Der Bericht enthält die Ergebnisse der jährlichen Investitionsumfrage der EIB und stützt sich auf die Antworten von rund 12 500 Unternehmen in ganz Europa auf breit gefächerte Fragen zu Unternehmensinvestitionen und Investitionsfinanzierung sowie auf eine Befragung von EU-Kommunen.

Die EIB-Gruppe ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten der EU. Sie besteht aus der Europäischen Investitionsbank und dem Europäischen Investitionsfonds. Die EIB-Gruppe finanziert solide Investitionen, die den Zielen der EU entsprechen. Dazu zählen sozialer und territorialer Zusammenhalt und ein gerechter Übergang zur Klimaneutralität.

Die EIB hat als erste multilaterale Entwicklungsbank die Finanzierung von Projekten eingestellt, die fossile Brennstoffe nutzen, und sich verpflichtet, bis 2030 mindestens eine Billion Euro für Klimainvestitionen zu mobilisieren. Die EIB-Gruppe hat 2022 mehr als die Hälfte ihrer Finanzierungen für Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit bereitgestellt. Gleichzeitig wurden fast die Hälfte der von der EIB in der EU finanzierten Projekte in Kohäsionsregionen (also Regionen mit einem niedrigeren Pro-Kopf-Einkommen) durchgeführt. Das zeigt das Engagement der Bank für ein gerechtes Wachstum.