Die Europäische Investitionsbank stellt der staatlichen namibischen Elektrizitätsgesellschaft NamPower 35 Mio EUR für den Bau einer 350kV-Übertragungsleitung, die das namibische mit dem sambischen Stromnetz verbinden wird, zur Verfügung. Für diese Caprivi-Verbindungsleitung wird außerdem eine Zinsvergütung von 15 Mio EUR aus dem Treuhandfonds für die Infrastrukturpartnerschaft EU-Afrika bereitgestellt.

Das Caprivi-Projekt ist von strategischer Bedeutung für den Ausbau des Stromverbunds zwischen den Ländern, die dem Strompool für das südliche Afrika (Southern African Power Pool - SAPP) angehören. Namibia wird über eine zuverlässigere Stromversorgung als derzeit verfügen, und das Land wird seine Stromversorgungsquellen diversifizieren können. Außerdem wird die Verbundleitung den Wettbewerb auf dem Strommarkt im südlichen Afrika fördern.

Anlässlich der Vertragsunterzeichnung sagte Plutarchos Sakellaris, der für Finanzierungsoperationen in den AKP-Ländern zuständige EIB-Vizepräsident: „Als großer Stromimporteur ist Namibia von der Schaffung leistungsfähiger Verbindungen zwischen den nationalen Stromnetzen in der Region abhängig. Die Caprivi-Verbundleitung eröffnet Namibia den Zugang zu den Wasserkraftkapazitäten von Sambia, Mosambik und anderen Ländern im südafrikanischen Strompool, um eine sichere, nachhaltige und umweltfreundliche Stromversorgung für die Zukunft des Landes zu gewährleisten."

Die Caprivi-Verbundleitung verläuft über 970 km von Katima Mulilo im Nordosten Namibias durch den Caprivi-Streifen zwischen Sambia und Botsuana nach Gerus in Zentralnamibia. Mit dem Bau der Übertragungsleitung, die Ende 2009 fertig gestellt sein soll, ist ein Beschäftigungseffekt von 1 000 Personenjahren verbunden.

Ein regionales Leuchtturmprojekt

Das Projekt ist:

  • von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung für Namibia und die umliegende Region
  • Empfänger des bisher größten Beitrags aus dem Treuhandfonds für die Infrastrukturpartnerschaft EU-Afrika
  • Ein Beispiel für die verstärkte Zusammenarbeit zwischen internationalen Finanzierungsinstitutionen in Afrika.

Eine kontinuierliche und zuverlässige Stromversorgung ist eine Vorbedingung für die Entwicklung von Volkswirtschaften. Namibia leidet unter regelmäßigen Unterbrechungen der Stromeinfuhren, die hauptsächlich aus Südafrika stammen. Die geplante Übertragungsleitung zwischen Namibia und Sambia ermöglicht die Diversifizierung der Energiequellen des Landes und reduziert die Entfernung, über die der Strom geleitet werden muss. Dies verringert auch die Übertragungsverluste, wovon die namibische Wirtschaft profitieren wird. Auch die übrigen Volkswirtschaften im südlichen Afrika werden die Vorteile eines stärkeren Wettbewerbs auf dem regionalen Strommarkt, der aus der Stabilisierung und Vervollständigung  des SAPP resultieren, erkennen.

Die Zinsvergütung von 15 Mio EUR, die das Projekt aus dem Treuhandfonds erhält, soll das Projekt für die Stromabnehmer in Namibia bezahlbarer machen. Mit 15 Mio EUR ist diese Zinsvergütung die größte Unterstützung für ein grenzüberschreitendes Infrastrukturprojekt in Afrika, die seit der Einrichtung des Fonds im Jahre 2007 geleistet wurde. Wenn das Projekt eine höhere Rentabilität erwirtschaftet als erwartet, wird die Vergütung in ein Entwicklungskonto fließen, aus dem die Stromversorgung von ärmeren Teilen der namibischen Bevölkerung finanziert wird.

Das Caprivi-Projekt ist ein hervorragendes Beispiel für das mit dem Treuhandfonds verfolgte Ziel, eine verstärkte Koordination und Kofinanzierungen zwischen europäischen Entwicklungsbanken zu fördern. Erstmals haben die EIB, die Agence Francaise de Développement (AFD) und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die jeweils 12% der gesamten Projektkosten durch Darlehen finanzieren werden, ein Projekt gemeinsam geprüft. Die EIB, die AFD und die KfW haben auch gemeinsam die Zinsvergütung aus dem Treuhandfonds beantragt, die zu gleichen Teilen auf sie aufgeteilt wird.

Hintergrundinformationen:

Tätigkeit der EIB in Afrika, in der Karibik und im Pazifischen Raum

Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist in die Umsetzung der Entwicklungspolitik und der wirtschaftspolitischen Zusammenarbeit der EU mit Drittländern eingebunden. Die EIB ist seit 1963 auf der Grundlage einer Reihe von Finanzierungsmandaten des Europäischen Rates Entwicklungspartner von vielen Ländern Afrikas, der Karibik und des Pazifischen Ozeans (AKP-Länder). Das derzeitige Mandat beruht auf dem Cotonou-Abkommen von Juni 2000.

Die EIB-Darlehen in den AKP-Regionen unterstützen die Verringerung der Armut und die Entwicklung eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums. Sie stammen aus zwei Quellen: aus den eigenen Mitteln der EIB und aus Mitteln der Investitionsfazilität, eines revolvierenden Fonds, der von den EU-Mitgliedstaaten über den Europäischen Entwicklungsfonds gespeist wird. 2007 hat die EIB Darlehen über 869 Mio EUR in den AKP-Ländern vergeben.

In Namibia ist die EIB seit 1992 tätig. Die Bank hat dort Darlehen von mehr als 177 Mio EUR bereitgestellt, die dem Ausbau der Infrastruktur sowie der Unterstützung der Industrie und von kleinen und mittleren Unternehmen dienten.

Treuhandfonds für die Infrastrukturpartnerschaft EU-Afrika

Der EU-Infrastrukturfonds für Afrika wurde im Rahmen der Reaktion der EU auf die Gleneagles-Deklaration von 2005 eingerichtet, um Infrastrukturprojekte mit grenzüberschreitenden oder regionalen Auswirkungen in Afrika südlich der Sahara zu unterstützen.

Der Treuhandfonds ermöglicht eine Kombination von Zuschüssen der Europäischen Kommission und der EU-Mitgliedstaaten mit den Darlehens- und technischen Kapazitäten der EIB und anderer Entwicklungsfinanzierungsinstitute aus der EU. Er unterstützt Energie-, Verkehrs-, Wasser- und Telekommunikationsprojekte durch Zinsvergütungen, technische Hilfe, Zuschüsse für soziale oder ökologische Komponenten von Projekten und Zuschüsse für in der Frühphase zu zahlende Prämien für Risikoversicherungen.

Der Fonds nahm seine Tätigkeit im April 2007 auf und wird von der Europäischen Investitionsbank verwaltet. Er hat inzwischen 11 Mitglieder und die Beiträge zum Fonds belaufen sich auf 89 Mio EUR. Bisher wurden 6 Zuschüsse genehmigt.