Die  300-MW-Hochspannungsleitung Caprivi zwischen Sambia und Namibia wird am 12. November 2010 von den Präsidenten Namibias, Sambias, Botsuanas und Simbabwes offiziell eingeweiht. Sie wird zur Verbesserung der Stromübertragung zwischen Sambia, Namibia und Südafrika beitragen, indem sie die nördlichen und westlichen Länder des Strompools des südlichen Afrikas (South African Power Pool) anbindet. Die Verbundleitung, deren Kosten sich auf 3 Mrd NAD (300 Mio EUR) belaufen, ist 950 km lang und verläuft von Katima Mulilo im Nordosten Namibias nach Gerus in Zentralnamibia. Finanziert wurde der Caprivi-Link durch langfristige Mittel der Europäischen Investitionsbank (EIB), der Agence Française de Développement und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), wobei jede dieser Institutionen 35 Mio EUR bereitstellte. Zusätzlich wurde dem Projekt aus Mitteln des Treuhandfonds der Infrastrukturpartnerschaft EU-Afrika eine Zinsvergütung von 15 Mio EU gewährt. Der verbleibende Mittelbedarf wird von der NamPower und der namibischen Entwicklungsbank gedeckt.

Paulinus Shilamba, der geschäftsführende Direktor der NamPower, sagte anlässlich der Einweihung der Leitung: „Die heute eingeweihte Caprivi-Verbundleitung wird die Stromversorgung der NamPower-Kunden verbessern und die Rolle Namibias im Bereich des regionalen Stromnetzes stärken.“

Der für Afrika zuständige EIB-Vizepräsident Plutarchos Sakellaris hob hervor, dass „die Verbundleitung einen zuverlässigen und günstigeren Zugang zur Stromversorgung sicherstellen wird, was für die wirtschaftliche Entwicklung im südlichen Afrika von entscheidender Bedeutung ist. Die Einweihung dieses regionalen Projekts stellt einen wichtigen Meilenstein für die Energiezusammenarbeit zwischen den Ländern der Region dar. Die Europäische Investitionsbank und ihre europäischen Finanzierungspartner freuen sich, diese wichtige Verbindung im Strompool des südlichen Afrikas zu unterstützen.“

Jean-Michel Debrat, Vertreter der Agence Française de Développement Regional für das südliche Afrika, erklärte: „Die enge Zusammenarbeit zwischen den Entwicklungsinstitutionen Deutschlands, Frankreichs und der EU, die durch die Finanzierung einer wichtigen Energieinfrastruktur die regionale Integration des südlichen Afrikas unterstützen möchten, zeigt deutlich, dass Europa bereit und in der Lage ist, als wichtiger Partner die Entwicklung der gesamten Region zu unterstützen.“ 

Klaus Gihr, Leiter der Abteilung Energie und Umwelt (Afrika)  der KfW  unterstrich: „Dieses Projekt ist ein Türöffner und ein wichtiger Meilenstein für eine intensivere Zusammenarbeit der südafrikanischen Länder im Stromsektor. Die Energiekrise im südlichen Afrika muss mit vereinten Kräften bekämpft werden. In einer Welt, in der die Abhängigkeit von begrenzt verfügbaren und umweltschädlichen fossilen Brennstoffen verringert werden muss, bietet die Verbundleitung Ländern dieser Region, die ein erhebliches Potenzial zur Erzeugung und zum Vertrieb von nachhaltigem Strom aus Wasserkraft aufweisen, mehr Möglichkeiten.

Die Gewährung einer Zinsvergütung von 15 Mio EUR in Form eines Zuschusses aus dem Treuhandfonds für die Infrastrukturpartnerschaft EU-Afrika reduziert die Gesamtkosten der Darlehen, die die drei Finanzierungsinstitutionen Namibia zur Verfügung gestellt haben. Sie ist ferner durch die erheblichen regionalen Vorteile des Projekts begründet, dessen Kosten nicht alleine von den namibischen Steuerzahlern getragen werden sollten. Der Treuhandfonds für die Infrastrukturpartnerschaft EU-Afrika wurde im Jahr 2007 von der Europäischen Union eingerichtet und soll die EU-Strategie für Afrika sowie die Umsetzung der Partnerschaft für die Verbesserung der Infrastruktur in Afrika unterstützen.

Elisabeth Pape, Botschafterin der EU in Namibia, erklärte diesbezüglich: „Dieses Projekt zeigt, dass die europäischen Länder eng zusammenarbeiten, um die Entwicklung einer Energieinfrastruktur zu unterstützen, die für das Wirtschaftswachstum im südlichen Afrika von wesentlicher Bedeutung ist. Der Treuhandfonds für die Infrastrukturpartnerschaft EU-Afrika fördert die Umsetzung der EU-Strategie für Afrika bei wichtigen Energievorhaben und anderen bedeutenden Infrastrukturprojekten, die für die afrikanischen Länder südlich der Sahara von Vorteil sind. Die Caprivi-Verbundleitung ist das erste Projekt, für das der Treuhandfonds einen Zuschuss von 15 Mio EUR für Zinsvergütungen bereitgestellt hat. Sie kann daher als ein ausgezeichnetes Beispiel dafür erachtet werden, wie künftige Investitionen durch gemeinsame Aktionen europäischer Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen realisiert werden können.“

Der deutsche Botschafter in Namibia, Egon Kochanke, sagte in diesem Zusammenhang: „ Der Caprivi-Link ist ein hervorragendes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Europa und Namibia und für eine Harmonisierung im Sinne der Erklärung von Paris über die Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit. Drei europäische Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen – die Europäische Investitionsbank, die Kreditanstalt für Wiederaufbau und die Agence Française de Développement – mit einem Finanzierungsbeitrag von je 35 Mio EUR sowie die namibische Entwicklungsbank mit einem Anteil von 60 Mio NAD kooperieren mit NamPower, um ein Projekt zu finanzieren, das aufgrund seines Umfangs von keinem der Partner allein oder ohne die Unterstützung von Seiten des Treuhandfonds für die Infrastrukturpartnerschaft EU-Afrika hätte realisiert werden können.“

Der französische Botschafter in Namibia, Jean-Louis Zoël, betonte: „Die französische Regierung ist sehr erfreut, gemeinsam mit Deutschland und den EU-Institutionen, über ihre staatliche Entwicklungsagentur einen Beitrag zur Umsetzung des ersten großen Energieinfrastrukturvorhabens zu leisten, das in Namibia seit der Erlangung seiner Unabhängigkeit durchgeführt wird und sich in erheblichem Maße auf das gesamte südliche Afrika auswirkt.“

Die Caprivi-Verbundleitung wird den Wettbewerb im Strompool des südlichen Afrikas ankurbeln und Namibia eine günstigere und zuverlässigere Stromversorgung ermöglichen. Rund 50% des von Namibia verbrauchten Stroms werden importiert. Das Projekt wird dazu beitragen, dass in der Trockenzeit, wenn die Kapazität des  Hauptwasserkraftwerks von Ruacana nicht voll ausgelastet werden kann, weniger Strom aus Kohle erzeugt werden muss. Die Verbundleitung wird eine effizientere Stromübertragung aus Sambia, Simbabwe, Mosambik und der Demokratischen Republik Kongo ermöglichen.

Die Übertragung von regional erzeugtem Strom erfolgt derzeit über Südafrika. Die Leitung gestattet es Namibia ferner, Angola und Botsuana mit Strom zu versorgen. Der Bau der Übertragungsleitung beeinträchtigt weder Naturschutzgebiete noch lokale Gemeinschaften, da keine Umsiedlungen erforderlich sind.

Die Caprivi-Verbundleitung ist das erste Projekt, dass finanzielle Unterstützung aus dem Treuhandfonds für die Infrastrukturpartnerschaft EU-Afrika erhält. Der Treuhandfonds unterstützt grenzüberschreitende und regionale Infrastrukturvorhaben in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Er kombiniert Zuschüsse der Europäischen Kommission und EU-Mitgliedstaaten mit Finanzierungen von europäischen Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen. Der Fonds wurde zur Unterstützung der EU-Strategie für Afrika eingerichtet und zielt auf die Verbesserung der Energie-, Wasser-, Verkehrs- und Telekommunikationsinfrastruktur ab.

Hinweise für die Redaktion:

  • Die Europäische Investitionsbank ist die Institution der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die 27 Mitgliedstaaten der EU. Die EIB ist seit über 40 Jahren in  Afrika tätig. Bei ihrer Tätigkeit orientiert sie sich an der Politik und den Zielen der EU-Mitgliedstaaten, deren Finanzminister die Gouverneure der EIB sind.
  • Die Europäische Investitionsbank verwaltet den Treuhandfonds für die Infrastrukturpartnerschaft EU-Afrika, der Zuschüsse für Zinsvergütungen und projektbezogene technische Hilfe und Machbarkeitsstudien bereitstellt, einmalige Zuschüsse für projektbezogene ökologische und soziale Komponenten gewährt sowie Mittel zur Zahlung von Versicherungsprämien für die Minderung von Risiken im Anfangsstadium von Projekten zur Verfügung stellt.
  • Die Agence Française de Développement  ist eine bilaterale Entwicklungsfinanzierungsinstitution der französischen Regierung, die 1941 errichtet wurde. Sie finanziert Entwicklungsvorhaben, die mit der überseeischen Entwicklungspolitik Frankreichs in Einklang stehen.  2009 stellte die AFD über 6,2 Mrd EUR für mehr als 60 Entwicklungsländer zur Verfügung. Ihre Aktivitäten zielen auf die Bekämpfung der Armut und die Beseitigung von Ungleichheiten ab, sollen ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum fördern und zum Schutz „Globaler Öffentlicher Güter“ beitragen. Sie unterstützt den Klimaschutz und den Kampf gegen Pandemien sowie den Schutz der Biodiversität und fördert sozial und ökologisch verantwortliches Handeln.
  • Die KfW-Entwicklungsbank finanziert im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland Reformen, Infrastrukturvorhaben und Finanzsysteme, die zu einem sozial- und umweltverträglichen Wirtschaftswachstum beitragen. Zu ihren wichtigsten Prioritäten zählen die Bekämpfung der Armut, die Sicherung des Friedens, der Schutz natürlicher Ressourcen und die Mitgestaltung der Globalisierung.  Als Institut der KfW-Bankengruppe fungiert sie weltweit als Finanzierungspartner, wobei sie  Entwicklungsvorhaben auch aus eigenen Mitteln finanziert. Für ihren Beitrag zur Finanzierung des Caprivi-Links, nimmt die KfW – neben der Zinsvergütung des ITF – eine spezielle Fazilität der Bundesregierung in Anspruch, aus der Zinsvergütungen für Darlehen zugunsten von Klima- und Umweltschutzprojekten gewährt werden.