Sogenannte Forschungs- und Technologieeinrichtungen (RTO) nehmen eine zentrale Rolle für die europäische Wirtschaft ein: Sie dienen als Klammer zwischen Industrie und Wissenschaft und tragen entlang der gesamten Innovationskette zur Wertschöpfung bei. Allerdings müssen RTO künftig neben ihren traditionellen Geschäftsmodellen und Finanzierungsstrategien auf neue weitere Geschäftsmodelle und Finanzierungsstrategien zurückgreifen, um in einem sich wandelnden Finanzierungsumfeld erfolgreich bestehen und ihre geschäftlichen Chancen in vollem Umfang nutzen zu können. Dies ist das Fazit der heute in München vorgestellten Studie „Access to finance for Research and Technology Organisations (RTOs) and their academic and industrial partners“, die von Innovation Finance Advisory im Rahmen des InnovFin-Beratungsprogramms, das die EIB-Gruppe in Partnerschaft mit der EU-Kommission durchführt, erstellt wurde.

Werner Hoyer, der Präsident der EIB-Gruppe, zu der auch der Europäische Investitionsfonds (EIF) gehört, erläuterte: „Die Studie zeigt auf, dass sich die öffentlichen Finanzierungsstrukturen im Bereich FuE und Innovation rasch verändern. Fördergelder sind und bleiben zwar eine wichtige Finanzierungsquelle für RTO, aber es ist nicht klar, wie die Förderstrukturen in Zukunft aussehen werden. Dies kann neue Chancen bergen, denn neue und verbesserte Geschäftsmodelle einerseits und ein umfassenderes Wissen und eine größere Expertise des Finanzsektors andererseits können zur Diversifizierung von Finanzierungsquellen beitragen. Wenn RTO Förderzusagen optimal nutzen und effektiv einsetzen, kann dies dazu beitragen, ergänzend Finanzierungen von renditeorientierten Kapitalgebern anzuziehen.“

Carlos Moedas, EU-Kommissar für Forschung, Wissenschaft und Innovation, erklärte dazu: „Es ist ermutigend, dass Forschungs- und Technologieeinrichtungen inzwischen aktiv die gesamte Palette an verfügbaren Finanzinstrumenten erkunden, um ihre Finanzierungsmöglichkeiten auf eine breitere Basis zu stellen. Die EU erleichtert ihnen den Zugang zu Finanzierungsmitteln in verschiedener Hinsicht. Beispielsweise unterstützt InnovFin – Eigenkapital die Innovationstätigkeit des Marktes, indem gewinnorientierten Unternehmen (nicht zuletzt Start-ups) die Ergebnisse von staatlich finanzierten und durchgeführten Forschungsprojekten zur Verfügung gestellt werden.“

Der EARTO-Präsident betonte: „Diese Studie stellt ein interessantes Instrumentarium vor und ruft sowohl die EARTO-Mitglieder als auch die EIB dazu auf, weitere Möglichkeiten zur Finanzierung des Technologietransfers mit dem Ziel einer Vermarktung auszuloten. Wir freuen uns sehr, dass die ersten EARTO-Mitglieder diese neuen Optionen bereits sehr ernsthaft prüfen. Wir stehen nunmehr vor der Herausforderung, die angestoßenen Diskussionen weiter zu verfolgen und den Lernprozess gemeinsam zu durchlaufen. Angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten in Europa, wird es von entscheidender Bedeutung für die Zukunft sein, dass die Finanzierungsinstrumente für Forschung und Innovation kohärent gestaltet sind. Die gemeinsamen Maßnahmen sind wichtige Schritte in diese Richtung. Dabei entstehen Synergien gerade dadurch, dass FuI-Akteure wie  RTO die verschiedenen verfügbaren Finanzierungsinstrumente nutzen.“

Für einige RTO könnten die existierenden Geschäftsmodelle weiter verbessert und ergänzt werden, um die laufende Tätigkeit teilweise neu auszurichten und – soweit möglich – stärker kommerziell und marktorientiert zu gestalten. Sofern RTO zur Ergänzung der zuschussbasierten Förderung Fremdkapital aufnehmen wollen, benötigen sie ohnehin ein Geschäftsmodell, das genügend Cashflow generiert, um die Verbindlichkeiten direkt zurückzuzahlen. Darüber hinaus könnten manche RTO ihre Kenntnisse und Expertise in Bezug auf die Risikobeurteilung von Projekten sowie mögliche risikomindernde Faktoren verbessern, damit ihr Gesamtrisikoprofil besser zur Risikobereitschaft der Anleger passt. Dadurch steigen die Aussichten, dass ihre Projekte insgesamt „bankfähig“ werden.

Laut der Studie sollten RTO die vorhandenen Finanzierungsinstrumente insgesamt besser nutzen. Dabei sind die Finanzinstrumente der EIB-Gruppe möglicherweise besonders wichtig, da sie über langjährige Erfahrung bei der Finanzierung von Forschung, Entwicklung und Innovation verfügt. Insbesondere haben die EIB-Gruppe und die Generaldirektion Forschung und Innovation der Europäischen Kommission zur Unterstützung innovativer Ideen gemeinsam 25 Milliarden Euro in die Initiative „InnovFin – EU-Mittel für Innovationen“ und den Europäischen Fonds für strategische Investitionen investiert.

Präsident Hoyer sagte dazu: „Als Finanzierungseinrichtung der Europäischen Union sind uns die Herausforderungen bekannt, mit denen zahlreiche RTO bei der Suche nach Fremdmitteln konfrontiert sind. Die EIB-Gruppe befindet sich in einer idealen Position, um RTO bei der Suche nach neuen Finanzierungsmodellen zu unterstützen. Wir stehen bereit, um unsere vorhandene Palette an Finanzinstrumenten weiter auszubauen und Beratung und Produkte anzubieten, mit deren Hilfe die RTO ihre Finanzierungsmöglichkeiten optimieren können. Ich lade die EARTO-Mitglieder herzlich ein, der EIB ihre Projektvorschläge vorzustellen, und freue mich darauf, gemeinsam unser Engagement weiterzuentwickeln und innovative Ideen zur Marktreife zu bringen.“

Link zur Studie.