Sauberes Trinkwasser für Nordmazedonien und São Tomé

Božin Spasov lebt seit fast sieben Jahrzehnten in Leski, einem Dorf im Osten Nordmazedoniens. Als Grundschullehrer erklärte er den Kindern stets, dass das Wasser im Dorf nicht immer trinkbar ist. Und dass es manchmal auch gar keins gibt.

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Božin Spasov

„Bei uns ist es so heiß, dass es mit der Wasserversorgung nicht immer klappt“, erzählt Spasov. „Vor allem im Sommer ging dem Dorf fast jeden Tag das Trinkwasser aus.“

Schuld an der Misere waren auch die maroden Leitungen. Oft war das Wasser mit organischen Substanzen verunreinigt und daher gesundheitlich bedenklich.

Deshalb beschloss die Gemeinde, Leski über eine 3,5 Kilometer lange Leitung an die Wasserversorgung der Stadt Vinica anzuschließen. Gleichzeitig erhielt Vinica eine moderne Filterstation für Trinkwasser und eine Pumpstation. Im Februar 2023 bekam Nordmazedonien von der Europäischen Investitionsbank (EIB) einen Kredit über 50 Millionen Euro für Wasserprojekte wie das in Leski.

„Jetzt haben wir Sommer wie Winter Wasser“, freut sich Spasov. „Alle in Leski sind froh darüber.“



Globale Wasserkrise

Das Vorhaben in Nordmazedonien ist nur eines von vielen großen Wasserprojekten der EIB. Denn Wasser wird überall auf der Welt zunehmend zum Problem: Mal ist Trinkwasser knapp, mal leidet die Landwirtschaft unter Dürren und mal zerstören Überschwemmungen und heftige Stürme Häuser und Straßen. Die EIB ist einer der größten Geldgeber weltweit für Wasserprojekte. In den letzten 60 Jahren haben wir mit fast 79 Milliarden Euro mehr als 1 600 Projekte gefördert.

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen erklärte den Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäreinrichtungen 2010 zu einem grundlegenden Menschenrecht. Doch noch immer haben rund zwei Milliarden Menschen weltweit nur verschmutztes Trinkwasser. Und fast die Hälfte der Weltbevölkerung konnte 2022 nicht regelmäßig versorgt werden. Das Wachstum der Weltbevölkerung, die rapide Entwicklung der globalen Wirtschaft und der Klimawandel werden das Problem in den nächsten Jahrzehnten noch erheblich verschärfen.

Dabei hat der Zugang zu sauberem, bezahlbarem Trinkwasser und einer modernen Sanitärversorgung enorme Vorteile für Wirtschaft und Gesellschaft. Länder südlich der Sahara und anderswo haben Mühe mit der Wasserversorgung, weil sie gleichzeitig mit Armut, Konflikten, Migration und anderen Problemen kämpfen. Die Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen verweist auf eine enorme Finanzierungslücke bei Wasser- und Sanitärprojekten.

„Investitionen in das Wassermanagement sind der Schlüssel für Entwicklung“, so Wasseringenieur Juan Bofill von der EIB. „Geldmangel und Marktversagen bremsen Wasserprojekte aus. Deswegen investieren wir weltweit in klimaangepasste Infrastruktur. Dabei arbeiten wir mit einheimischen Akteuren und anderen Institutionen zusammen. Denn nur so erreichen wir die maximale Wirkung.“



Bessere Trinkwasserversorgung für Nordmazedonien

In Nordmazedonien hilft unser Kredit Städten und Ortschaften, die ähnliche Wasserprobleme wie Leski haben. Aus dem sogenannten Rahmendarlehen können mehrere Projekte finanziert werden.

„In jeder Stadt ist die Wasserinfrastruktur anders, und die Probleme sind ganz unterschiedlich. Da gibt es keine Lösung von der Stange“, sagt Alessandro de Concini vom Finanzierungsteam der EIB. „Rahmendarlehen bieten Flexibilität. Damit können wir überall im Land relativ kleine Projekte finanzieren.“

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Die neue zweistufige Filterstation kann nun doppelt so viel Wasser für die Menschen in Vinica und Leski aufbereiten

Das Rahmendarlehen ist durch eine Garantie aus dem Europäischen Fonds für nachhaltige Entwicklung besichert, einem Programm der Europäischen Union. Mit dem Geld werden in 80 Kommunen Nordmazedoniens Anlagen für die Wasserversorgung, die Abwasserbehandlung und den Hochwasserschutz gebaut und saniert. Außerdem erhielt das Land von der EIB einen Zuschuss von 1,2 Millionen Euro für technische Hilfe.

„Ein größeres Netz und effizientere Anlagen dürften die Versorgung für etwa 700 000 Menschen verbessern und 40 Prozent der Landesbevölkerung für den Klimawandel wappnen“, erklärt Lijana Jančauskienė, Expertin für Wassersicherheit und Resilienz bei der EIB.



Für ein besseres Leben in São Tomé

São Tomé liegt nahe am Äquator und kann sich eigentlich nicht über zu wenig Wasser beklagen. Doch nur ein kleiner Bruchteil der Bevölkerung hat wirklich Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die schlechte Wasserversorgung und eine mangelhafte Aufbereitung beeinträchtigen die Lebensqualität und die Wirtschaft einer Region, die auch unter extremer Armut leidet.

Um das Wasserproblem zu lösen, stellte der nationale Wasser- und Stromversorger Empresa de Água e Eletricidade einen 20-Jahres-Plan für São Tomé auf die Beine. Das Unternehmen will das Leitungsnetz ausbauen, größere Staubecken anlegen und Aufbereitungsanlagen bauen.

Von der EIB bekam es dafür im Dezember 2022 einen Kredit über 8,44 Millionen Euro und einen Zuschuss von 5,56 Millionen Euro für technische Beratung. Die Finanzierung fällt unter die Global-Gateway-Initiative, mit der die EU im Zeitraum 2021–2027 weltweit Investitionen von 300 Milliarden Euro mobilisieren will. Global Gateway hilft vor allem Schwellenländern bei Projekten für neue Stromanschlüsse, Häfen und Eisenbahnstecken, moderne Telekommunikation, Digitalisierung und vieles mehr.

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Laut dem OPEC-Fonds für internationale Entwicklung haben nur 16 Prozent der Bevölkerung in São Tomé Zugang zu Trinkwasser

Durch das Projekt in São Tomé bekommen mehr als 25 000 Menschen eine bessere Trinkwasserversorgung. Wenn die Häuser an das Leitungsnetz angeschlossen sind, brauchen Frauen und Mädchen nicht mehr zu Fuß von weit her Wasser zu holen. Sauberes Wasser und Aufbereitungsanlagen dämmen auch die Ausbreitung von Malaria, Cholera und Typhus ein. Ein besseres Netz macht die Insel zudem klimaresilienter.

„Wasser ist in São Tomé an sich nicht knapp“, so Emmanuel Chaponniere, Ingenieur für Wasserwirtschaft, der an dem EIB-Kredit mitgearbeitet hat. „An sich fällt das ganze Jahr über genug Regen. Aber durch den Klimawandel sind die Niederschläge jetzt intensiver. Und dazwischen gibt es immer wieder längere Dürreperioden. Ohne geeignete Speicher und Leitungen wird es da ganz schnell eng.“