Grünes EU-Programm hilft serbischen Unternehmensgründerinnen

Ajvar ist eine bekannte und beliebte Paprikapaste aus der Balkanküche. Bei ihrer Herstellung bleiben allerdings viele Fruchtbestandteile wie Stiele und Samen als Abfall zurück und landen meist auf dem Müll.

Jelena Miletić, Inhaberin des Unternehmens Zavičaj u tegli („Heimat im Glas“) aus dem südserbischen Medvedja, im Bezirk Jablanica, wollte diese Reste verwerten. Immerhin fallen in Jablanica bei der Ajvar-Herstellung jede Saison rund 21 000 Tonnen davon an.

„Ich lebe mit zwei Kindern auf dem Land und habe eine Arbeit gesucht, die ich das ganze Jahr über machen kann, auch außerhalb der Saison“, erklärt Miletić. Da Jobs auf dem Land Mangelware sind, kam sie auf die Idee, aus den roten Paprikaabfällen Bioseifen und Gesichtsmasken herzustellen. „Mit meiner Ajvar-Produktion habe ich nur zwei bis drei Monate im Jahr Geld verdient.“

Um ihre Idee umzusetzen, trat sie dem Verband Bio Idea for Sustainable Development bei, der die Herstellung von Naturkosmetik fördert. Die EU-Initiative EU for Green Agenda in Serbia hilft dem Verband, sein Firmennetz zu vergrößern und Neumitglieder kostenlos aufzunehmen.

Weiblicher Unternehmergeist

„Bio Idea unterstützt Frauen, die nicht genug Ressourcen haben. Sie lernen von uns, wie man Seifen und Kerzen herstellt, damit sie ihr eigenes Unternehmen aufbauen und ihr Wissen weitergeben können“, erklärt Sanida Klarić, die Präsidentin von Bio Idea.

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Jelena Miletić (4. von links) macht aus Paprikaresten Naturkosmetik (UNDP Serbien)

Der Verband hilft Unternehmen auch beim gemeinsamen Einkauf und bietet Gruppenverkäufe an. Dazu hat er Vereinbarungen mit Sozialunternehmen getroffen, die die Bioprodukte ins Sortiment nehmen.

„Wir wollen bei den Frauen, die Ajvar herstellen, das Interesse dafür wecken, Bioabfälle direkt bei der Entstehung zu verarbeiten, mit nur kleinen, einfachen Eingriffen“, sagt Klarić. Das funktioniert nicht nur mit Paprika, sondern auch mit anderen Erzeugnissen wie Aprikosen und Hagebutten.

Mit seinem Programm zur Abfallreduzierung will Bio Idea mehrere Ziele erreichen: mehr Gründungen von Kreislaufunternehmen durch Frauen und bessere Einkommen auf dem Land. Aber auch der Klimawandel wird bekämpft. Denn weniger Abfall auf den Deponien bedeutet auch weniger Treibhausgasemissionen.

Den Kreis schließen

„Lineare Wirtschaft heißt am Ende wegwerfen, während wir bei der Kreislaufwirtschaft den Kreis schließen“, so Miletić. „Wir trocknen die Paprikareste, mahlen sie und machen daraus Seife, völlig ohne Abfall.“

Miletić und Klarić fordern mehr Unterstützung für Gründungen von Frauen und nachhaltige Projekte. So wie das Programm „EU for Green Agenda in Serbia“ sie fördert. Das Programm kürte den Verband Bio Idea und seine Angebote für Frauen zu einem der besten Projekte für die grüne Wende in Serbien. Mit der damit verbundenen EU-Hilfe konnten rund 100 Frauen aus ländlichen serbischen Haushalten darin geschult werden, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Ein neuer Wettbewerb für grüne Ideen läuft noch bis Ende 2026 und bietet Unterstützung für Projekte, die unter die Grüne Agenda der EU für den Westbalkan fallen.

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Grüne Innovationen kleiner Unternehmen

Die grüne EU-Initiative in Serbien wird von der Europäischen Union finanziell unterstützt. Umgesetzt wird sie vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen zusammen mit dem serbischen Ministerium für Umweltschutz und in Kooperation mit der schwedischen Botschaft und der Europäischen Investitionsbank. Weitere Mittel kommen von Schweden, Serbien und der Schweiz. Die EIB bietet im Rahmen der Initiative technische Hilfe, um Projekte fit für die Finanzierung durch andere Banken zu machen.

„Partnerschaften dieser Art geben starke Impulse für grüne Innovationen kleiner und mittlerer Unternehmen. Und sie sorgen für nachhaltigere Jobs, die mehr Menschen offenstehen“, erklärt Alessandro Bragonzi, der bei der EIB für die Westbalkan-Region zuständig ist. „Unsere Umfragen zeigen, dass 10 Prozent der Unternehmen im Westbalkan Verluste wegen Extremwetter erleiden. Nur 21 Prozent investieren in Energieeffizienz, während für 59 Prozent solche Investitionen nicht vordringlich sind.“

Die Partnerschaften im Rahmen der grünen Agenda leisten in dieser Hinsicht praktische Hilfe, so Bragonzi. Sie helfen Menschen und Unternehmen, den Klimaschutz zur Chefsache zu machen und bieten dazu Finanzierungen und Beratung.