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Der Erdrutsch ist den Menschen in Casamicciola Terme auf Ischia im Golf von Neapel immer noch in lebendiger Erinnerung. „Es war sofort klar, dass hier eine Tragödie passiert war“, erinnert sich Bürgermeister Giosi Ferrandino. „Die Schlammmassen und Trümmer im Stadtzentrum ließen ahnen, welches Ausmaß der Erdrutsch und die Verwüstung am Berg hatten.“

Auslöser des Erdrutsches waren schwere Regenfälle auf dem Monte Epomeo im November 2022. Häuser wurden mitgerissen, Autos ins Meer gespült, zwölf Menschen verloren ihr Leben, darunter ein drei Wochen altes Baby und zwei kleine Kinder. Dabei hatte erst fünf Jahre vorher ein Erdbeben der Stärke von 4,0 die gesamte Insel erschüttert. Zwei Frauen kamen damals ums Leben, Tausende Bewohner mussten evakuiert werden.

Der Wiederaufbau nach dem Erdbeben und dem Erdrutsch ist eine Herkulesaufgabe. „Wir helfen Ischia und sorgen dafür, dass dem italienischen Staat beim Wiederaufbau die nötigen Mittel zur Verfügung stehen“, erklärt Claudia Barone von der Europäischen Investitionsbank (EIB). Sie hat an dem Kredit über 150 Millionen Euro mitgearbeitet, den die Bank im November 2024 mit dem italienischen Ministerium für Wirtschaft und Finanzen unterzeichnet hat und mit dem jetzt öffentliche Infrastruktur und private Gebäude wiederaufgebaut werden. Die 150 Millionen Euro sind die erste Tranche eines im Oktober genehmigten Gesamtpakets von einer Milliarde Euro.



Sicher und nachhaltig wiederaufbauen

Ischia ist eine idyllische Insel, bekannt für ihre Thermalquellen, ihre sauberen Strände und ihre atemberaubende Landschaft. Aber auch für ihr Erdbebenrisiko. Das Problem hat sich im Laufe der Jahre noch verschärft, weil in gesperrten oder gefährdeten Gebieten illegal gebaut wurde, unter anderem in Flussbetten. Durch den vielen Beton können Boden und Bäume weniger Wasser aufnehmen, was zu Überschwemmungen führt.

Die zugebauten Wasserwege können das Wasser nicht mehr ableiten, auch weil Schutt nicht weggeräumt wurde. Zudem wurden die Wälder vernachlässigt, während die Bodenerosion Teile der Küste abträgt.

In Casamicciola Terme mit seinen knapp 8 000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist die Gefahr von Erdrutschen besonders groß. Seit einem Jahr läuft hier nun der Wiederaufbau. Die meisten Betroffenen werden ihre Häuser unter Beachtung des Erbebenschutzes neu aufbauen können. 20 Prozent müssen jedoch an einen anderen Ort auf der Insel umziehen.

Giovanni Legnini, außerordentlicher Beauftragter für den Wiederaufbau nach dem Erdbeben und Sonderbeauftragter für die Erdrutsch-Katastrophe auf Ischia, und Giosi Ferrandino, Bürgermeister von Casamicciola

„Es ist eine schwierige Entscheidung, aber es geht um die Sicherheit der Menschen“, sagt Giovanni Legnini, außerordentlicher Beauftragter für den Wiederaufbau nach dem Erdbeben und Sonderbeauftragter für die Erdrutsch-Katastrophe auf Ischia.

Zehn Umsiedlungen sind bereits erfolgt, weitere 100 freiwillige Umsiedlungen laufen gerade. Die Betroffenen erhalten Hilfe, um in einem sichereren Teil der Insel ein neues Zuhause zu kaufen. Wer noch auf die Umsiedelung wartet, bekommt einen monatlichen Mietzuschuss. Dennoch sind nach dem jüngsten Erdrutsch immer noch rund einhundert Menschen in Hotels untergebracht.

„Es ist eine schwierige Entscheidung, aber es geht um die Sicherheit der Menschen.“
Giovanni Legnini

Außerordentlicher Beauftragter für den Wiederaufbau nach dem Erdbeben und Sonderbeauftragter für die Erdrutsch-Katastrophe auf Ischia

Innovative Studie zu Klimarisiken

Blockierte oder überbaute Flussbetten werden geräumt und zusätzliche Abflussmöglichkeiten für das Wasser geschaffen. EIB

Vor dem Wiederaufbau muss das betroffene Gebiet zunächst vor Überschwemmungen und Erdrutschen geschützt werden. Erst wenn der nötige Risikoplan verabschiedet ist, kann es losgehen. Dabei finden neben dem Wiederaufbau parallel Sicherungsarbeiten statt. So werden etwa viele blockierte oder überbaute Flussbetten geräumt und zusätzliche Abflussmöglichkeiten für das Wasser geschaffen.

Weil der Klimawandel die Gefahr von steigenden Meeresspiegeln und schweren Regenfällen weiter verschärft, bot die Europäische Investitionsbank Ischia an, eine Studie zu Klimarisiken und -verwundbarkeiten durchzuführen, die erste ihrer Art in Italien. Daraus folgten Empfehlungen, wie der Wiederaufbau nachhaltig geplant und ausgeführt werden kann.

„Ischia entschärft beim Wiederaufbau die Risiken, die zu der Katastrophe geführt haben, was den gesamten Prozess nachhaltiger macht“, erklärt Marco Cecchetto, Ingenieur bei der Europäischen Investitionsbank.

„Die Studie und der Kredit der EIB stärken das Vertrauen in den Wiederaufbauplan der Insel“, so der Erdbebenbeauftragte Legnini. „Für uns bedeutet das: Wir können unter den bestmöglichen Bedingungen wiederaufbauen und halten strenge Umweltstandards ein.“

Wiederaufbau: Jederzeit genau im Bilde

Wiederaufbau des Hafens von Casamicciola mit den Trümmern des Erdrutsches

Der Hafen von Casamicciola wird derzeit wiederaufgebaut – mit den Trümmern des Erdrutsches. „Das spart Ressourcen und löst zugleich langjährige Probleme in diesem Gebiet“, sagt Bürgermeister Ferrandino.

Wer den Wiederaufbau im Einzelnen nachverfolgen will, kann das in Echtzeit über die neue Online-Plattform Ischia Reconstruction Monitoring tun.

Die Plattform ist die erste ihrer Art in Italien und basiert auf den Schlussfolgerungen der EIB-Studie. Sie schafft für alle Beteiligten einen Anreiz zur Zusammenarbeit und sorgt dafür, dass der Fortschritt genau überwacht wird.

Und obwohl alle Weichen für den Wiederaufbau Ischias gestellt sind, bleibt für Ferrandino immer noch das „endemische Problem“ des Landes, die Bürokratie. Doch er bleibt am Ball. Weil er fest entschlossen ist zu helfen – und weil er seinen Enkeln ein besseres Ischia hinterlassen will.

„Zumindest sehe ich Licht am Ende des Tunnels“, sagt er.



„Das spart Ressourcen und löst zugleich langjährige Probleme in diesem Gebiet.“
Giosi Ferrandino

Bürgermeister von Casamicciola