In Frankreich verändern neue Förderwohnungen das Leben von Menschen, die sich zuvor keine Mietwohnung leisten konnten. Die Europäische Investitionsbank, die Bank der EU, hilft mit

Der 25jährige Französischlehrer Jordan hat das große Los gezogen. Schon nach wenigen Monaten hatte er die Schlüssel seiner neuen Zweizimmerwohnung in der Hand. Sie gehört zu dem Neubaukomplex Symphonie mitten in der Stadt Evry im Großraum Paris, der von der CDC Habitat für einen Investitionsfonds verwaltet wird.

„Als junger lediger Lehrer habe ich vorher immer in einer Einzimmerwohnung für Studierende gewohnt. Meine letzte – sie liegt nur 300 Meter von meiner jetzigen Wohnung entfernt – war 17 Quadratmeter groß und kostete 600 Euro im Monat. Jetzt habe ich viermal so viel Wohnfläche und zahle dafür 710 Euro, also kaum mehr. Meine Wohnung hat 47 Quadratmeter plus fünf Quadratmeter Balkon“, erzählt Jordan.

Vor dem Umzug konnte Jordan weder Freunde einladen noch seine Familie unterbringen, wenn sie zu Besuch war. Doch er gab die Hoffnung nicht auf. 2017 beantragte er bei der Stadtverwaltung Evry-Courcouronnes eine Sozialwohnung. Zuerst wurden ihm nur sehr kleine Wohnungen angeboten. Sie lagen zwar in der Nähe der Schule, an der er unterrichtet, waren aber weit vom Stadtzentrum entfernt.

Einige Zeit später erhielt er einen Anruf der Stadtverwaltung, der vielversprechend klang: Es gäbe eine Förderwohnung in dem Neubaukomplex Symphonie. Die EIB hat an einen Förderwohnungsbaufonds ein Darlehen über 500 Millionen Euro vergeben, das durch eine Garantie der Investitionsoffensive für Europa besichert ist. Der Fonds soll 13 000 Förderwohnungen errichten – darunter die Wohnanlage Symphonie –, verwaltet wird er von AMPERE Gestion. Die Miete war bezahlbar und die Wohnung liegt genau in seinem Lieblingsviertel – für Jordan war die Entscheidung klar.

„Grundriss und Innenausstattung haben mir sofort gefallen. Die Wohnung ist im achten Stock, alle Zimmer sind geräumig und gemütlich, das Schlafzimmer hat Parkett. Ich habe sogar einen Balkon, der auf den Garten hinausgeht. Die Wohnung liegt in der Innenstadt, aber wenn die Fenster geschlossen sind, hört man keinen Lärm. Sie ist sehr gut isoliert.“

„Attraktive“ Mieten

Förderwohnungen schließen die Lücke zwischen dem sozialen und dem freien Wohnungsmarkt. Geförderter Wohnraum ist für Haushalte gedacht, die finanziell zu gut gestellt sind für eine Sozialwohnung, sich aber keine frei finanzierte Wohnung leisten können. In Frankreich gibt es seit 2014 das Konzept der Förderwohnungen.

Der französische Staat hat dafür einen finanziellen Rahmen geschaffen, der es institutionellen Anlegern erleichtert, in geförderte Mietwohnungen zu investieren. Dieser Rahmen sieht einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz von zehn Prozent und die Befreiung von der Grundsteuer für höchstens zwanzig Jahre vor. Die Wohnungen müssen allerdings mindestens 15 Jahre vermietet werden, und die Miete muss 20 Prozent unter dem Marktpreis liegen.

In Frankreich gelten für geförderte Miet- oder Eigentumswohnungen folgende Bedingungen: Sie liegen in einem Gebiet mit (gesetzlich definierter) „angespannter“ Wohnungssituation; der Staat oder eine Gebietskörperschaft leistet im Gegenzug für gemäßigte Preise direkte oder indirekte Unterstützung; sie sind für mittlere Einkommensschichten bestimmt (es gilt eine Einkommensobergrenze); für den Preis oder die Miete wird eine Obergrenze festgesetzt, die zwischen dem sozialen- und dem freien Wohnungsmarkt liegt.

Seit zwei Jahren ist die CDC Habitat, die gemeinnützige Immobilientochter des staatlichen Finanzinstituts Caisse des Dépôts und größter Vermieter Frankreichs, unter ihrem jetzigen Namen tätig. Sie konnte sich schnell an die Spitze dieses Marktsegments setzen und institutionelle Anleger gewinnen. Diesen stehen dafür mehrere Wohnungsfonds zur Verfügung, die von ihrer Tochtergesellschaft AMPERE Gestion verwaltet werden.

„Wir bei der CDC Habitat haben sehr schnell erkannt, wie wichtig Förderwohnraum ist. Er überbrückt die Lücke zwischen sozialen und frei finanzierten Wohnungen und schafft eine dauerhafte Lösung für mittlere Einkommensschichten in zentrumsnahen Großstadtlagen“, erklärt der Generaldirektor der CDC Habitat, Yves Chazelle. Allein in der Region um Paris wird der Bedarf auf 150 000 Wohnungen geschätzt. Um die wachsende Nachfrage zu decken, wollen die CDC Habitat und ihre Tochter AMPERE Gestion bis 2029 45 000 Förderwohnungen finanzieren und errichten.

Die EIB unterstützt den Sozial- und Förderwohnungssektor in Frankreich seit 2015. Sie ist dabei zu einem wichtigen Partner für die CDC Habitat-Gruppe geworden.

 „Kostengünstiger Wohnraum in unmittelbarer Nähe zu Arbeitsmarktregionen ist für die wirtschaftliche Entwicklung sehr wichtig“, meint Paula Juaristi, Darlehensreferentin bei der EIB. „Wenn wir neue Sozial- und Förderwohnungen finanzieren, müssen sie den strengsten derzeit geltenden Energieeffizienznormen entsprechen – ganz in Einklang mit unserem vorrangigen Ziel, den Klimaschutz zu fördern. Damit sinken die Energierechnungen der Mieter, und sie wohnen gesünder und behaglicher.“

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„Diese Wohnung hat mein Leben verändert“

Jordan war der Erste, der eine Wohnung in dem neuen Komplex bezog. „Am Anfang hatte ich keine Nachbarn auf meinem Stockwerk, und auch in der Garage stand kein Auto. Danach sind aber schnell Leute eingezogen.“ Tatsächlich waren die 72 Förderwohnungen der Anlage in sechs Monaten bezogen. Zu jeder Wohnung gehört ein Stellplatz in der Tiefgarage, die meisten haben einen Balkon oder eine Loggia.

Die Mieter sind überwiegend Studierende, Alleinstehende, junge Paare oder Familien mit einem oder zwei Kindern, meist Angestellte oder angehende Führungskräfte. Im Durchschnitt liegen die Mieten 13,3 Prozent unter dem privaten Mietwohnungsmarkt in Evry.

 Ohne das Förderwohnungsprogramm der CDC Habitat hätte Jordan mit seinem Einkommen eine Wohnung dieser Größe nicht mieten können.

„Die Wohnung hat mein Leben verändert. Sie ist meine erste richtige Wohnung. Endlich kann ich Freunde einladen, und wenn sie bei mir übernachten, müssen sie nicht mehr auf dem Boden schlafen. Auch meine Familie kann mich jetzt besuchen kommen. Ich konnte endlich meine eigenen Möbel kaufen und fühle mich zum ersten Mal zu Hause.“