Bei der diesjährigen Weltklimakonferenz geht es vor allem um den Klimawandel – und manchmal auch um Latte Macchiato.

Originelle Slogans rund um den Klimawandel an Ständen und Pavillonwänden – so begrüßt die UN-Konferenz die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: „More Transparency“, „Oceans of Impact“ oder „Momentum Change“. An anderen Mottos – „Thailand Climate Action through Multi-Stakeholder Partnerships“ oder „Beethoven is Bonn and so are you!“ – hätten die Autoren vielleicht noch etwas feilen können.

Zwei Wochen lang verhandeln die Delegationen bei der 23. Vertragsstaatenkonferenz (COP 23) in der ehemaligen Bundeshauptstadt unter dem Vorsitz Fidschis darüber, wie das vor zwei Jahren vereinbarte Pariser Klimaschutzabkommen umgesetzt werden kann.

„Die COP 23 ist wichtig, um bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern genau wie bei der breiten Bevölkerung ein Bewusstsein für den Klimawandel zu schaffen“, so Marco Beros. Der Wasserexperte der Europäischen Investitionsbank nahm vergangene Woche an einer Diskussion über die Anpassung an den Klimawandel im Pavillon der Bank teil. Wasser steht im Mittelpunkt der Bonner Weltklimakonferenz: Weil es durch den Klimawandel in verschiedenen Regionen möglicherweise zu einem knappen Gut wird, und weil in manchen Regionen gewaltige Unwetter drohen.


Die diesjährige Klimakonferenz hat zwei Orte – die Bonn-Zone und die Bula-Zone. In der Bonn-Zone stellen Hunderte von Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen und Ländern ihre Klimaschutzinitiativen vor und diskutieren über Lösungen. Die Bula-Zone („Bula“ heißt auf Fidschi „willkommen“) ist den Unterhändlern der Länder vorbehalten.

2017 haben die Konferenzteilnehmer vor allem zwei Kernanliegen: Die Bekämpfung des Klimawandels erfordert mehr Mittel, und Menschen vor Ort sollen mehr Gehör bekommen.

 „Wir möchten, dass uns die Menschen zuhören und verstehen: Es sind die kleinen Gemeinschaften, die Hilfe bei der Bekämpfung des Klimawandels brauchen“, erklärt Nathalie Koffi aus Dakar im Senegal. Sie berät Enda Energie, eine weltweite Organisation, die sich für die Bekämpfung der Armut und für nachhaltige Entwicklung einsetzt. Die Teilnahme an der Bonner Weltklimakonferenz gibt Koffi Hoffnung, „denn eine solche Veranstaltung hilft, dass die Menschen die vielen ökologischen Probleme verstehen. Allmählich sehen alle ein, dass es ohne Änderungen nicht geht.“

Keine Papierfluten?

Geliebte Gewohnheiten zu ändern, ist indes nicht immer einfach. Die Besucher der Bonn-Zone wurden gebeten, kein Papier mitzubringen. Auch auf der Website wird aufgerufen, weitgehend auf Papier zu verzichten. Und vor Ort? Stapelweise Papier und Broschüren – aufgetürmt auf Tischen und Stühlen oder mit Slogans bedruckt an den Wänden.

Anders am Informationsschalter: Dort geht es papierlos zu. Es gibt weder Orientierungspläne noch Broschüren. Stattdessen erhalten die Konferenzteilnehmer bunte Mehrweg-Trinkflaschen, die sie an den Wasserstationen auffüllen können. So lassen sich 570 000 Einwegbecher einsparen. 


Fidschis Pavillon fällt vor allem durch Kreativität auf

Fidschis Pavillon fällt vor allem durch Kreativität auf

Wer macht das Rennen um den besten Pavillon, Fidschi oder Indien?

Der originellste Pavillon der Bonn-Zone gehört Fidschi: Dort wurde ein traditionelles Dorf nachgebaut – mit Dächern aus Schilf, Wänden aus Pflanzen, einem Kanu aus Holz und mit Kunsthandwerkern, die Armbänder fertigen. Indiens Pavillon punktet mit High-Tech: Den Besucher erwarten iPads, große Touchscreens, zahllose Spiegel und mächtige LED-Lichtpaneele. An einer Wand wird Indiens Plan für Solarbäume erklärt.

Tarun Malhotra heißt der Mann, der den Stand entworfen hat. Indien kultiviert seit alters her eine tiefe Verbundenheit zur Natur, betont er. „Bäume und Flüsse sind uns heilig, Indien ist die Heimat des Yogas. Seit Menschengedenken spüren wir eine besondere Verbindung zu unserer Umwelt.“

Die Europäische Investitionsbank hat in Indien bereits mehr als 1,7 Milliarden Euro für langfristige Vorhaben bereitgestellt: für nachhaltigen Verkehr und erneuerbare Energien, aber auch für Projekte von kleinen Unternehmen oder der Industrie.


Das zwischenmenschliche Klima

Die diesjährige Weltklimakonferenz legt den Schwerpunkt auf Wasser – vom ansteigenden Meeresspiegel bis zu schweren Unwettern. Doch nicht nur. Im Blickfeld steht auch das zwischenmenschliche Klima. Wer sich in der Bonn-Zone auf eines der einladenden Sofas setzt, ist umgeben von Sätzen wie „Good luck!“, „Nice to meet you!“, „Viel Glück!“, „Wananavu!“ (Fidschi für „Du bist großartig!“) oder „Bula vinaka!“ („Hallo!“ auf Fidschi).


Beliebter Treffpunkt bei der COP 23: Die kostenlose Kaffeebar im deutschen Pavillon

Beliebter Treffpunkt bei der COP 23: Die kostenlose Kaffeebar im deutschen Pavillon

Klimagespräche mit Koffein

In den Cafeterias der Konferenzhallen sind für einen Latte Macchiato 3,50 Euro fällig. Die kostenlose Kaffeebar des deutschen Pavillons wurde daher schnell zu einem beliebten Treffpunkt. Baristas in weißem Hemd und schwarzer Schürze bereiten dort echten Espresso zu und begeistern die Zuschauer mit ihrer „Latte Art“.

Wir sind noch an Bord!

Da der US-Präsident den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen plant, verzichten die USA dieses Jahr auf einen Pavillon. Amerikanische Studierende verteilen indes in der Bonn-Zone „We are still in“-Broschüren, die auf eine Website gleichen Namens verweisen.

„Es gibt vieles, was wir in den Staaten noch machen können – auch indem wir für Unternehmen arbeiten, die zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen“, erklärt die Studentin Anna Brent aus Colorado beim Austeilen der Broschüren. „Deshalb unsere Botschaft an alle, die hier sind: Wir sind noch mit an Bord!“