Gezielte Kredite an frauengeführte Unternehmen können in Afrika die Gleichstellung voranbringen

Bei Finanzdienstleistungen sind Frauen in Uganda unterrepräsentiert: Obwohl ihnen 39 Prozent der Unternehmen im Land gehören, erhalten sie nur neun Prozent der Geschäftskredite. Der Anteil der Frauen, die ein Bankkonto haben, ist um 40 Prozent geringer als der Anteil der Männer. Und nur 25 Prozent der Frauen nutzen Mobile Banking.

Mit einer nationalen Strategie für finanzielle Inklusion will Uganda das jetzt ändern. Ein wichtiger Akteur dabei: die Uganda Development Bank (UDB), die hierfür von der EIB ein sogenanntes Durchleitungsdarlehen von 15 Millionen Euro erhält. Das Geld stammt aus der regionalen Kreditfazilität für kleine und mittlere Unternehmen in Ostafrika und wird im Rahmen der EIB-Initiative „SheInvest“ für Frauen in Afrika bereitgestellt.

Die 2X Challenge

Kredite für den Ausbau eines Geschäfts zu bekommen, ist für Frauen wie für Männer in Uganda oft schwierig. Die Zinsen sind generell hoch und die Laufzeiten zu kurz. Deshalb ist es wichtig, dass die UDB zinsgünstigere Kredite anbieten kann. Ihre Aufgabe ist es, die Entwicklung des Privatsektors in Uganda zu fördern.

Im Rahmen der neuen Initiative 2X Challenge unterstützt die ugandische Förderbank nun gezielt Unternehmen, die von Frauen geführt werden. Die X2 Challenge wurde von Entwicklungsfinanzierungsinstituten gestartet, um die wirtschaftliche Teilhabe von Frauen zu verbessern, und soll bis Ende 2020 drei Milliarden US-Dollar mobilisieren. Ziel ist, die Lebensbedingungen und Chancen von Frauen zu verbessern, die Unternehmen gründen oder leiten oder als Beschäftigte dort arbeiten.

Das Durchleitungsdarlehen der EIB erfüllt die Kriterien der Initiative: Mindestens 30 Prozent eines Darlehens oder eines Fonds müssen an Unternehmen fließen, die Frauen gehören oder von ihnen geleitet werden, um die Geschlechtergerechtigkeit grundsätzlich zu stärken.

Passende Bedingungen für Kredite an Frauen

Die Banken müssen bei der Finanzierung von frauengeführten Unternehmen anders vorgehen.

„Für Kleinbetriebe und Start-ups von Frauen müssen wir die Besicherungsanforderungen anpassen“, erklärt UDB-Geschäftsführerin Patricia Ojangole.

In Uganda sind Immobilien meist auf den Mann eingetragen, aber ohne ein Grundstück oder Haus bekommt man nur schwer einen Kredit. Für Kredite an Frauen müssen deshalb andere Sicherheiten zugelassen oder die Anforderungen gelockert werden.

„Außerdem brauchen wir spezielle Mentoringprogramme, um Frauen Führungskompetenzen zu vermitteln. Sie müssen Zugang zu Plattformen für den Informations- und Wissensaustausch in ihrem Sektor oder Geschäftsfeld erhalten.“

Frauen meist im Agrar- und Lebensmittelbereich

Die UDB hat 115 Unternehmen im Portfolio. Sie stammen hauptsächlich aus den vier Bereichen Landwirtschaft und Agrarindustrie, verarbeitendes Gewerbe, Tourismus und Entwicklung des Humankapitals, also Schulen, Berufsbildungseinrichtungen und Zentren für Erwachsenenbildung. Die Vielfalt innerhalb der einzelnen Bereiche ist groß. Zu den Kunden der Förderbank gehören Betreiber von Ferienunterkünften, Krankenhäuser, Krankenpflegeschulen und viele andere. „Wir haben frauengeführte Unternehmen aus allen Sektoren im Portfolio, deren Wachstum wir gezielt unterstützen“, so Ojangole.

Die meisten dieser Betriebe sind in der Landwirtschaft und der Agrarindustrie tätig. Aber es gibt auch Ausnahmen: Delight Supplies zum Beispiel ist Ugandas wichtigster Vertriebshändler für Kosmetik- und Schönheitsprodukte. Von Kampala aus beliefert das Unternehmen Kunden im ganzen Land. Crest Foam stellt Matratzen und Kissen her, die in Uganda und im Ausland verkauft werden.

Ein alternatives Angebot

„Uns geht es auch um die Entwicklung des Humankapitals und die ganzheitliche Förderung von Unternehmen“, so Ojangole. „Zum einen arbeiten wir im Vorfeld mit der Regierung und dem Privatsektor zusammen, um die Machbarkeit der Projekte zu gewährleisten. Zum anderen beraten wir größere Kunden, wie sie die Unternehmensführung verbessern können. Für Start-ups stellen wir außerdem ein Mentoring- und Schulungsprogramm zusammen.“

Die UDB setzt für mehr Geschlechtergerechtigkeit in Uganda aber nicht nur auf Kredite an Unternehmen, die Frauen gehören oder von ihnen geleitet werden. „Um die Kompetenzen von Frauen weiterzuentwickeln, müssen wir spezielle Programme und Finanzprodukte anbieten, die dem Bedarf und den Lebensumständen von Frauen entsprechen“, erklärt Ojangole.