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    Die Pandemie hat die Digitalisierung beschleunigt. Viele Firmen in Europa stellten sich darauf ein und wurden entsprechend aktiv. In ärmeren Regionen war das jedoch schwieriger.

    Unternehmen in wohlhabenderen Regionen entwickelten in der Pandemie eher neue Produkte. Hingegen hatten Firmen in den weniger entwickelten Regionen und den Übergangsregionen oft Schwierigkeiten, die neuen Chancen zu nutzen. Diese sogenannten Kohäsionsregionen haben eine Wirtschaftskraft, die unter dem europäischen Durchschnitt liegt.1 Gleichzeitig investieren in diesen Regionen weniger Unternehmen in Lösungen gegen die andere große Bedrohung – den Klimawandel –, obwohl sie die Notwendigkeit dafür sehen.

    Mit ihrer Kohäsionspolitik will die EU Ungleichheiten zwischen Ländern und Regionen abbauen und rückständigen Regionen helfen, den Anschluss zu schaffen. Dafür stehen ihr im Zeitraum 2021–2027 insgesamt 392 Milliarden Euro zur Verfügung. Ihre Kohäsionsausgaben sollen Wachstum und Beschäftigung fördern. Mit dem Geld können sich die Länder und Gemeinschaften auch besser auf die Chancen vorbereiten, die der Übergang der EU zu einer digitalen und nachhaltigen Wirtschaft bietet.

    Der Bericht

    Aus dem Bericht „Regionaler Zusammenhalt in Europa 2021–2022 – Ergebnisse der Investitionsumfrage der EIB“ geht hervor, welche EU-Regionen bei transformativen Investitionen in Digitalisierung und Klimaschutz die Nase vorn haben und welche noch aufholen müssen. Anhand der Ergebnisse der EIB-Investitionsumfrage (EIBIS) zeigt der Bericht, wie sich Covid-19 auf die Investitionen ausgewirkt hat. Er informiert auch über Investitionsbedarf und ‑lücken und die Probleme von Unternehmen in verschiedenen Regionen. Im Rahmen der EIBIS befragt die EIB-Gruppe seit 2016 jährlich rund 13 500 Unternehmen in allen EU-Ländern und im Vereinigten Königreich. Zu Vergleichszwecken bezieht sie auch eine Stichprobe von US-Unternehmen ein. Die Umfrage liefert Informationen über die Investitionstätigkeit, den Finanzierungsbedarf und die Schwierigkeiten, mit denen die Firmen konfrontiert sind.

    Coronaschock

    Die Unternehmen fuhren ihre Investitionen in der Pandemie zwar deutlich zurück, aber nicht so stark wie befürchtet. Dennoch vergrößert der Rückgang die Unterschiede, die es bereits vor der Krise zwischen den Regionen gab. Zwar besteht überall in der EU beträchtlicher Investitionsbedarf, doch in den Kohäsionsregionen sind die Investitionsquoten immer noch besonders niedrig.

    • Während in den stärker entwickelten Regionen 79 Prozent der Unternehmen investierten, waren es in den Übergangsregionen nur 77 Prozent und in den weniger entwickelten nur 75 Prozent.

    Die Digitalisierung hat sich in ganz Europa durch die Pandemie beschleunigt. Unternehmen in den stärker entwickelten Regionen stellen sich am ehesten darauf ein und werden aktiv. In den Kohäsionsregionen machen sich die Unternehmen hingegen eher Sorgen über die Folgen der Pandemie. So befürchten beispielsweise Unternehmen in den Kohäsionsregionen, dass sich die Pandemie dauerhaft auf ihre Lieferketten auswirkt. Außerdem erwartet ein größerer Anteil der Unternehmen, dass durch die pandemiebedingte Digitalisierung dauerhaft Arbeitsplätze abgebaut werden.

    Unternehmen in den Kohäsionsregionen investieren tendenziell weniger in immaterielle Vermögenswerte wie Forschung, Entwicklung oder Ausbildung, die für die Anpassung an ein stärker digitalisiertes Umfeld unbedingt notwendig sind. Sie investieren eher in materielle Vermögenswerte wie Maschinen, Anlagen und Grundstücke.

    • In den weniger entwickelten Regionen fließen nur 28 Prozent der Investitionen in immaterielle Vermögenswerte gegenüber 35 Prozent in den Übergangs- und 39 Prozent in den stärker entwickelten Regionen.

    Innovation

    Viele Unternehmen in den Kohäsionsregionen hinken bei Innovationen hinterher. In den Nicht-Kohäsionsregionen, in denen viele wissensintensive Tätigkeiten angesiedelt sind, ist der Anteil der Firmen, die nicht in Innovation investieren, am niedrigsten. Auch die Innovationslücke zwischen den wohlhabenderen und den ärmeren Regionen der EU wird größer.

    • 54 Prozent der Firmen in den weniger entwickelten Regionen und 57 Prozent in den Übergangsregionen investieren nicht aktiv in Innovationen. In den wohlhabenderen Regionen sind es nur 48 Prozent.

    Firmen in den stärker entwickelten Regionen führen auch bereitwilliger digitale Technologien ein. Grund für den Unterschied ist zum Teil die Unternehmensgröße – die Firmen in den Kohäsionsregionen sind in der Regel kleiner. Außerdem ist die digitale Infrastruktur in den Kohäsionsregionen meist nicht so gut ausgebaut. Das behindert Investitionen in neue Technologien und deren Einführung.

    • In den stärker entwickelten Regionen haben 63 Prozent der Firmen mindestens eine fortschrittliche digitale Technologie eingeführt, gegenüber 53 Prozent in den Übergangs- und 59 Prozent in den weniger entwickelten Regionen.

     

    Investitionshindernisse

    Unternehmen in den weniger entwickelten Regionen stoßen auf mehr Investitionshindernisse. Das lässt darauf schließen, dass das Geschäftsumfeld dort schwieriger ist. Sie kommen nur sehr schwer an Wachstumskapital. Hinzu kommen hohe Energiekosten und eine schlechte Verkehrsinfrastruktur.

    Auch der Fachkräftemangel dämpft in ganz Europa die Investitionstätigkeit. Sowohl in den weniger entwickelten als auch in den stärker entwickelten Regionen ist es für eine große Mehrheit der Unternehmen (79 Prozent) schwer, Fachkräfte zu finden.

     

     

    In der gesamten EU finanzieren Unternehmen ihre Investitionen hauptsächlich aus dem eigenen Cashflow und kaum mit Geld von außen. Firmen in den Übergangsregionen konnten am ehesten eine Außenfinanzierung aufnehmen.

    • Bankkredite sind in allen Regionen die gängigste Form der Außenfinanzierung. Auf sie entfallen 49 Prozent der Finanzierungen in den weniger entwickelten Regionen, 58 Prozent in den stärker entwickelten Regionen und 69 Prozent in den Übergangsregionen. Der Anteil der Zuschüsse am Finanzierungsmix ist in den weniger entwickelten Regionen am höchsten.
    • Finanzierungsschwierigkeiten gibt es hauptsächlich in den weniger entwickelten Regionen, und sie betreffen dort vor allem kleine und mittlere Unternehmen.  Diese Firmen nennen das Problem mehr als doppelt so häufig (11 Prozent) wie ihre Pendants in den Übergangs- und den Nicht-Kohäsionsregionen (jeweils 5 Prozent).

    Klimawandel

    Der Klimawandel ist in ganz Europa zu spüren, und viele Unternehmen fragen sich besorgt, wie sich Klimafolgen wie Wetterextreme auf ihr Geschäft auswirken werden. Firmen in den weniger entwickelten Kohäsionsregionen geben häufiger an, dass der Klimawandel ihr Geschäft erheblich beeinträchtigt.

    • Für 27 Prozent der Unternehmen in den weniger entwickelten Regionen hat der Klimawandel erhebliche Auswirkungen; 40 Prozent der Befragten stufen sie als gering ein.
    • Nur 19 Prozent der Unternehmen in den Übergangsregionen geben an, dass der Klimawandel erhebliche Auswirkungen hat; 43 Prozent stufen sie als gering ein.
    • Unternehmen in den stärker entwickelten Regionen sind am wenigsten über den Klimawandel besorgt. Nur 16 Prozent betrachten seine Folgen als erheblich und 38 Prozent als gering.

    Unternehmen in den Kohäsionsregionen sehen auch die Auswirkungen des Übergangs zu einer CO2-armen Wirtschaft auf ihr Geschäft pessimistischer. Im Gegensatz dazu sieht ein größerer Anteil der Unternehmen in den stärker entwickelten Regionen den Übergang als Chance.

    In den weniger entwickelten Regionen haben auch prozentual die wenigsten Unternehmen in Klimamaßnahmen oder Lösungen zur Minderung ihrer CO2-Emissionen investiert, obwohl viele (46 Prozent) dies gern tun würden. Die langsamere wirtschaftliche Erholung und die Folgen des Ukrainekriegs erschweren es den Unternehmen, ihre Investitionspläne umzusetzen.

     

     

    Doppelter Übergang

    Die Unternehmen in den EU-Regionen befinden sich in unterschiedlichen Phasen der digitalen und grünen Wende. Manche Firmen haben mehr Aufholbedarf und agieren in einem für transformative Investitionen schwierigeren Umfeld. Die stärker entwickelten Regionen haben den größten Anteil von Firmen, die den doppelten Übergang vorantreiben und in grüne und digitale Technologien investieren.

    • 31 Prozent der Firmen in den stärker entwickelten Regionen gelten als grün und digital, gegenüber 25 Prozent in den Übergangs- und 21 Prozent in den weniger entwickelten Regionen.

    Der doppelte Übergang bedroht bestimmte Arbeitsplätze, schafft aber auch Jobs. In einer grünen und digitalen Wirtschaft werden die Menschen anders arbeiten und andere Qualifikationen und Kompetenzen brauchen.

    In der Pandemie haben viele Unternehmen ihre Investitionen in die Ausbildung zurückgefahren. Doch Firmen, die Geld für die grüne und digitale Transformation ausgaben, investierten oft auch weiter in ihre Belegschaft. In allen Regionen investieren Unternehmen, die beim grünen und digitalen Wandel ganz vorn dabei sind, häufiger in Schulungen als andere Firmen.

    Beim Wandel spielen Investitionen in Humankapital eine wichtige Rolle. Das gilt auch für Unternehmen. Solche Investitionen sind zudem wichtig, um die Lücken zwischen den Regionen zu schließen und sie besser gegen Schocks zu wappnen. Klar ist auch: Um die Stellen besetzen zu können, die durch den grünen und digitalen Wandel entstehen, müssen die Menschen entsprechend geschult werden.

     

    1. Die EU-Kohäsionspolitik 2021–2027 unterscheidet auf NUTS-2-Ebene drei Kategorien: 1) stärker entwickelte Regionen mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf über 100 Prozent des EU-27-Durchschnitts, 2) Übergangsregionen mit einem Pro-Kopf-BIP von 75–100 Prozent des EU-Durchschnitts, 3) weniger entwickelte Regionen mit einem Pro-Kopf-BIP unter 75 Prozent des EU-27-Durchschnitts. In diesem Bericht bezeichnen wir die weniger entwickelten Regionen und die Übergangsregionen gemeinsam als „Kohäsionsregionen“ und die stärker entwickelten Regionen als „Nicht-Kohäsionsregionen“.