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    Die Digitalisierung ist für die heutige Generation eine enorme Chance und Herausforderung zugleich. Sie revolutioniert die Arbeitswelt, die Unternehmens- und Marktstrukturen, die Wertschöpfungsketten und die Innovation.

    Die Covid-19-Pandemie hat uns wieder ins Bewusstsein gerufen, wie wichtig und notwendig digitale Technologien für viele Unternehmen und Sektoren sind: für das Gesundheitswesen und den Einzelhandel ebenso wie für das verarbeitende Gewerbe und den Bildungsbereich.

    Der neue EIB-Bericht „Who is prepared for the new digital age? – Evidence from the EIB Investment Survey“ zeigt, dass europäische Unternehmen derzeit bei der Nutzung digitaler Technologien im Hintertreffen sind. Das gilt vor allem für den Bausektor und das Internet der Dinge.

    Der Bericht hebt außerdem die Bedeutung digitaler Technologien hervor: Sie können die Produktivität enorm steigern und sogenannten Early Adoptern entscheidende Wettbewerbsvorteile bescheren.

    Führende Anbieter digitaler Technologien sind heutzutage in den Vereinigten Staaten oder in China angesiedelt. Die EU scheint im digitalen Rennen den Anschluss verloren zu haben – aber noch kann sie aufholen. Entscheidend wird sein, ob Europa die Chancen ergreift, die sich aus Automatisierung, künstlicher Intelligenz und anderen neuen digitalen Technologien ergeben.

    Der Bericht basiert auf zwei Umfragen: der Investitionsumfrage 2019 der Europäischen Investitionsbank (EIBIS) und der EIBIS-Umfrage 2019 unter Start-up- und Scale-up-Unternehmen.

    Digitalisierung in der EU langsamer als in den USA

    EU-Unternehmen hinken US-Unternehmen hinterher. Im verarbeitenden Gewerbe berichten nur 66 Prozent der Unternehmen in der EU, dass sie mindestens eine digitale Technologie eingeführt haben. In den USA sind es 78 Prozent. Besonders groß ist der Unterschied im Bausektor, wo der Anteil der digitalen Unternehmen in der EU bei 40 Prozent, in den USA bei 61 Prozent liegt. Der Unterschied zwischen EU- und US-Unternehmen bei den Einführungsraten beträgt 13 Prozentpunkte im Dienstleistungssektor und 11 Prozentpunkte im Infrastruktursektor.

     

    Einführung wichtiger digitaler Technologien in der EU und den USA

    EU-Unternehmen nutzen seltener „Internet der Dinge“-Technologien als US-Unternehmen. Daten zur Nutzung bestimmter digitaler Technologien in vier verschiedenen Bereichen zeigen, dass „Internet der Dinge“-Technologien in der EU seltener verwendet werden als in den USA, was wesentlich zu dem Gefälle zwischen den beiden Regionen beiträgt. Zu diesen Technologien gehören etwa elektronische Geräte, die automatisch miteinander kommunizieren. Zudem kommen im US-Bausektor häufiger Drohnen zum Einsatz.

     

    Der Digitalisierungsindex der EIB – Digitalisierung aus Unternehmensperspektive

    Mit unserem Digitalisierungsindex gruppieren wir Länder danach, wie Unternehmen die Digitalisierung einschätzen. Je nach Indexwert fallen die EU-Länder in vier Kategorien: Vorreiter, stark, mittel und gering. 2019/2020 ist Dänemark in der Digitalisierung Vorreiter, gefolgt von den Niederlanden, der Tschechischen Republik und Finnland. Diese Länder übertreffen sogar die Vereinigten Staaten.

    Der Digitalisierungsindex der EIB ist ein zusammengesetzter Index. Er fasst Indikatoren zum Einsatz digitaler Technologien bei Unternehmen und zu deren Einschätzung über digitale Infrastruktur und Investitionen in Digitalisierung zusammen. Er basiert auf Unternehmensdaten, die in der Investitionsumfrage der Europäischen Investitionsbank 2019 erhoben wurden. Der EIBIS-Digitalisierungsindex umfasst fünf Komponenten: Digitalisierungsintensität, digitale Infrastruktur, Investitionen in Software und Daten, Investitionen in organisatorische und geschäftsprozessbezogene Verbesserungen und strategisches Monitoringsystem.

     

     

    Wichtigste Erkenntnisse aus dem Digitalisierungsindex der EIB:

    Die EU hinkt den USA hinterher. Europäische Unternehmen sind im Durchschnitt seltener vollständig digitalisiert. Besonders der Bausektor lässt die EU bei der Digitalisierungsintensität schlecht abschneiden. US-Unternehmen investieren zudem mehr in die Verbesserung von Geschäftsprozessen. Bei der digitalen Infrastruktur hingegen liegen die Unternehmen in der EU- und den USA weitgehend gleichauf.

    In den einzelnen Bereichen der Digitalisierung schneiden die folgenden EU-Länder am besten ab:

    • Niederlande – Digitalisierungsintensität und digitale Infrastruktur
    • Tschechische Republik – Investitionen in Software und Daten sowie in organisatorische und geschäftsprozessbezogene Verbesserungen
    • Finnland – formelle strategische Monitoringsysteme

    Digitale Unternehmen schneiden besser ab

    Digitale Unternehmen sind tendenziell produktiver als nicht digitale Unternehmen, wenden bessere Managementmethoden an, sind innovativer, wachsen schneller und schaffen besser bezahlte Arbeitsplätze. Speziell in Europa ist die ungünstige Verteilung der Unternehmensgröße ein großes Hindernis. Viele kleine Unternehmen in der EU investieren nicht in digitale Technologien. Sie betrachten arbeitsrechtliche Bestimmungen, Unternehmensregulierung und fehlendes Fremdkapital als große Investitionshindernisse, die die Einführung digitaler Technologien weiter verzögern könnten.

    Digitale Unternehmen wachsen eher und schaffen häufiger Arbeitsplätze

    Digitale Unternehmen haben in den vergangenen drei Jahren häufiger neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt, sowohl in der EU als auch in den USA. Dagegen haben mehr nicht digitale Unternehmen ihre Belegschaft reduziert oder keine Neueinstellungen vorgenommen.

     

    Digitale Unternehmen haben tendenziell bessere Managementmethoden

    Bei der Einführung digitaler Technologien spielt die Unternehmenskultur eine Rolle. Sowohl in der EU als auch in den USA nutzen digitale Unternehmen häufiger ein formelles strategisches Geschäftsmonitoringsystem als nicht digitale Unternehmen. Digitale Unternehmen belohnen Leistungen Einzelner auch eher mit höherer Bezahlung. Hier ist die Differenz in den USA ausgeprägter als in der EU. Dagegen befinden sich digitale Unternehmen seltener im Eigentum oder unter der Kontrolle des CEO (oder eines Mitglieds seiner Familie) als nicht digitale Unternehmen.

     

    Digitale Unternehmen sind tendenziell produktiver

    Digitale Unternehmen haben im Durchschnitt eine höhere Arbeitsproduktivität (Umsatz geteilt durch Beschäftigtenzahl) als nicht digitale Unternehmen. Die Differenz ist in den USA besonders ausgeprägt und zeigt sich in allen Sektoren. Demnach steigert Digitalisierung die Produktivität.

     

    Was heißt das für die Politik?

    Damit die EU nicht den Anschluss verliert, muss sie bessere Rahmenbedingungen für Innovation und Digitalisierung schaffen. Die Politik muss Maßnahmen ergreifen, damit bessere Managementmethoden schneller eingeführt, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser geschult und die Finanzierung von Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und digitale Technologien erleichtert werden. Die im Durchschnitt kleinere Unternehmensgröße von EU-Unternehmen dürfte ein großer Nachteil bei der schnelleren Einführung digitaler Technologien sein.

    Viele ältere und kleine Unternehmen in der EU investieren nicht in digitale Technologien. Diese Unternehmen berichten häufiger von geringerer Managementkompetenz und betrachten fehlende Finanzierungen eher als große Investitionshürde. Dadurch könnte sich die Einführung von digitalen Technologien weiter verzögern. Deswegen sollte die Politik stärker gegen Wachstumshemmnisse und Marktzersplitterung vorgehen, vor allem im Dienstleistungssektor, in dem die EU immer noch weit von einem Binnenmarkt entfernt ist.

    Große Investitionshürden für neue innovative Marktakteure in der EU und eine schwächere Dynamik durch niedrigere Misserfolgsquoten – für Europa könnte das zu einem systemischen Innovationsdefizit führen, vor allem in den wachstumsstarken Technologie- und Digitalsektoren. Die EU muss in diesen Sektoren mehr Marktführer hervorbringen und Anreize für führende Unternehmen schaffen, sich ständig neu zu erfinden und technologische und digitale Grenzen zu verschieben. Auch kleine und junge innovative Unternehmen müssen gefördert und Investitionen in die Digitalisierung frühzeitig ermöglicht werden. So entstehen Netzwerkeffekte, und Vorreiter werden belohnt. Dringend notwendig sind Verbesserungen der Funktionsweise von Produkt- und Arbeitsmärkten sowie die Verwirklichung des digitalen Binnenmarkts in der EU.

    Detailliertere Ergebnisse und Analysen zu den einzelnen EU-Ländern finden Sie im Bericht.