>@Anne-Cécile Auguin/EIB

Am 22. Mai weihte das renommierte französische Luftfahrtunternehmen Latécoère in Toulouse-Montredon seine neue Produktionsanlage für Bauteile aus Metall ein. Die digitalisierte, verbundene und automatisierte Fabrik der Zukunft „4.0“ ist ein strategisches Vorhaben des Plans „Transformation 2020“ des weltweit führenden Anbieters von Avionik und Flugzeugtüren. Mit dieser Produktionsanlage will sich das Unternehmen im Luftfahrtsektor, der sich derzeit in einem tief greifenden Wandel befindet, neu positionieren.

In der Regel sind Traditionsunternehmen wie Latécoère weniger flexibel als Start-ups, die sich innerhalb weniger Monate komplett umstellen können. Doch das französische Luftfahrtunternehmen, das letztes Jahr sein hundertjähriges Jubiläum feierte, beweist das Gegenteil: Am 13. Juli 2017 legte der renommierte Zulieferer von Flugzeugkomponenten und Verkabelung im Gewerbegebiet Montredon bei Toulouse den Grundstein für seine intelligente Fabrik der Zukunft. Das Werk wurde in einer Rekordzeit von knapp zehn Monaten fertiggestellt. Vergangenen Februar gingen in der automatisierten Anlage die ersten Aluminiumteile vom Band.

Jährlich 500 000 Teile

Diese intelligente Fabrik ist Teil des Umstrukturierungsplans „Transformation 2020“, den Latécoère 2016 eingeleitet hat, um auf die zahlreichen branchenspezifischen, wirtschaftlichen und strategischen Herausforderungen zu reagieren und die Digitalisierung des Unternehmens voranzutreiben.

„Angesichts des tief greifenden Wandels in Bezug auf Organisationsstrukturen, Energieversorgung sowie gesellschaftliche und ökologische Trends reagieren wir mit unseren Innovationen auf die damit verbundenen Herausforderungen“, so Yannick Assouad, CEO der Latécoère-Gruppe. „An dieser modernen, digitalisierten Fabrik der Zukunft zeigt sich, welche strategische Bedeutung Forschung und Technologie für die industriellen Verfahren von Latécoère haben. Die Digitalisierung steht im Mittelpunkt unserer Umstellung auf die intelligente Produktion.“

Die neue intelligente Anlage kombiniert auf ihren 6 000 Quadratmetern automatisierte und neuartige Verfahren, die auf dem Internet der Dinge und RFID-Lösungen für eine papierlose Produktion basieren. Dadurch soll sich der Produktionszyklus von mehreren Monaten auf einige Wochen verkürzen. Mit 150 Mitarbeitern will die Gruppe bis 2020 jährlich 500 000 bis 600 000 Teile herstellen.

Das Werk, das von der französischen „Alliance Industrie du Futur“, einem Partner der French Fab-Initiative, als „Schaufenster der Industrie der Zukunft“ zertifiziert ist, hat kürzlich den Betrieb aufgenommen. 2019 soll der Standort um 3 000 Quadratmeter vergrößert werden, um Oberflächenbehandlungs- und Lackieranlagen einzurichten, die 2020 in Betrieb gehen sollen. 2019 wird auch die Metallverarbeitung von Toulouse in das neue Werk verlagert.

Lokales und globales Engagement

Der Bau dieser intelligenten Fabrik ist das Ergebnis des gemeinsamen Engagements des Gemeindeverbands Toulouse Métropole und der Region Okzitanien.

„Ich bin stolz darauf, dass das Traditionsunternehmen Latécoère, das 1917 den Flugzeugbau nach Toulouse gebracht hat, unserer Stadt treu bleibt. Die Entscheidung des Flugzeugherstellers bestätigt, dass unsere Strategie aufgeht und Toulouse weiterhin das weltweite Zentrum der Luftfahrtbranche ist“‚ erklärte Jean-Luc Moudenc, Präsident von Toulouse Métropole.

Carole Delga, Präsidentin des Regionalrats von Okzitanien, begrüßt ihrerseits den Bau des neuen Werks der Zukunft, „in dem die Latécoère-Gruppe mit den intelligenten Anlagen von morgen produzieren wird. Mit den innovativen Lösungen, die in diesem Werk eingesetzt werden, ist es zugleich ein Schaufenster für unsere gesamte Branche.“

Umfangreiche EU-Unterstützung durch die EIB

Möglich wurde der Bau des neuen Werks durch die Unterstützung der Europäischen Investitionsbank (EIB). Die Bank der Europäischen Union stellt dafür 55 Millionen Euro bereit. Das Darlehen, das die EIB dank ihres Triple-A-Ratings zu attraktiven Konditionen vergibt, ist zudem im Rahmen der Investitionsoffensive für Europa („Juncker-Plan“) durch die EU-Haushaltsgarantie besichert.

„Dieses Werk der Zukunft ist ein ehrgeiziges Projekt, das die Bank der Europäischen Union in einer besonders dynamischen Region sehr gern unterstützt“, sagte EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle. „Mit dieser neuen Finanzierung im Rahmen des Juncker-Plans sendet die EIB ein klares Signal an innovative Unternehmen und die Industrie in Frankreich und Europa aus.“

Mit dem Darlehen unterstützt die EIB auch die Forschung, Entwicklung und Innovation bei Latécoère. So kann das Unternehmen mithilfe modernster Verfahren und Technologien neue Märkte erschließen, wettbewerbsfähiger werden und Spitzenleistungen erzielen.