Heute gaben sieben multilaterale Entwicklungsbanken (MEB) eine Gemeinsame Erklärung ab, in der sie ein Paket von vielfältigen Maßnahmen vorstellten, die jede von ihnen ergreifen werde, um einen erwarteten, alarmierenden Anstieg der Zahlen von Todesfällen und Verletzten im Straßenverkehr in der Dritten Welt zu verringern.

Die teilnehmenden MEB sind die Afrikanische Entwicklungsbank, die Asiatische Entwicklungsbank, die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, die Europäische Investitionsbank, die Inter-Amerikanische Entwicklungsbank, die Islamische Entwicklungsbank und die Weltbank.

Die MEB bezeichneten die gemeinsamen Initiativen, die sie planen, als wichtige Schritte innerhalb eines wachsenden Arbeitsprogramms, das sie als internationale Entwicklungspartner in Angriff nehmen werden.

Die durchzuführenden Maßnahmen lassen sich allgemein vier Kategorien zuordnen:

  • Stärkung der Managementfähigkeiten für die Straßensicherheit
  • Entwicklung eines Ansatzes zur Planung und Konzeption, zum Bau, Betrieb und zur Instandhaltung von Straßenbauprojekten
  • Verbesserung der Verfahren zur Messung der Sicherheit
  • Mobilisierung neuer und umfangreicherer Ressourcen

„Alle MEB sind entschlossen, eine führende Rolle in einem Entwicklungsbereich zu übernehmen, der auf der Prioritätenliste für das öffentliche Gesundheitswesen Anfang des 21. Jahrhunderts inzwischen fast an erster Stelle steht“, sagte Jamal Saghir, Direktor der Abteilung für Energie, Transport und Wasserwirtschaft bei der Weltbank, im Namen der teilnehmenden MEB. „Als Entwicklungsexperten werden wir gemeinsam daran arbeiten, diese um sich greifende Epidemie auf den Straßen der Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen im kommenden Jahrzehnt unter Kontrolle zu bringen. Für die fernere Zukunft haben wir die Vision, diese unnötigen und inakzeptablen Todesfälle und Verletzungen ganz zu eliminieren.“

In ihrer gemeinsamen Erklärung begrüßten die MEB die Einberufung der bevorstehenden ersten globalen Ministerkonferenz für Verkehrssicherheit am 19. und 20. November 2009 in Moskau, da sie auf ein weltweites Problem aufmerksam mache, dessen Bedeutung für die Organisationen zunehme. Die Verbesserung der Straßensicherheit sei eine Priorität für die Entwicklung in Schwellen- und Entwicklungsländern. Sie erfordere erhöhten Einsatz auf globaler, regionaler und Länderebene, um die wachsende Zahl der Todesfälle und Verletzungen im Straßenverkehr unter Kontrolle zu bringen.

Schätzungen zufolge werden in den ersten 30 Jahren dieses Jahrhunderts weltweit mehr Automobile produziert werden als in den ersten 100 Jahren der Motorisierung. Infolgedessen ist mit Millionen von Verkehrstoten und Verletzten zu rechnen, wenn nicht nachhaltige Maßnahmen ergriffen werden, um dies zu verhindern. Aktualisierte Prognosen der Weltgesundheitsorganisation über Sterblichkeit und Krankheitsbelastung weltweit zeigen, dass Unfälle im Straßenverkehr bis 2030 die viertgrößte Ursache für den Verlust gesunder Lebensjahre in Entwicklungs- und Schwellenländern sein werden. Von 2015 bis 2030 werden sie die größte Ursache für den Verlust gesunder Lebensjahre bei Kindern im Alter von 5 bis 14 Jahren sein, wenn nichts unternommen wird, um dies zu verhindern.

Nach Schätzungen der Global Road Safety Facility würde die Verringerung der Verkehrsunfälle mit Toten und Verletzten in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen im kommenden Jahrzehnt 5 Millionen Todesfälle sowie 50 Millionen schwere Verletzungen verhindern und sich im sozialen Bereich als enorm nutzbringend erweisen.

Angesichts dieser sich zuspitzenden Krise wird daher gemeinsam und weltweit dazu aufgerufen, ein systematisches, sektorübergreifendes Vorgehen zu fördern. Auch wird anerkannt, dass gemeinsame Initiativen den Wissenstransfer über Straßensicherheit in Entwicklungs- und Schwellenländer beschleunigen und ihre Investitionen in Straßensicherheit verstärken können.

Die Unterzeichner der Gemeinsamen Erklärung sehen für sich als MEB eine wichtige Rolle in diesem Prozess, da sie durch den entwicklungspolitischen Dialog, durch Analyse- und Beratungsdienste sowie Darlehens- und Garantieprodukte für den öffentlichen und privaten Sektor der Partnerländer an deren Entwicklungsprogrammen beteiligt sind. Sie betonen, dass die verstärkte Bereitstellung von Straßeninfrastruktur für eine erfolgreiche Entwicklung unverzichtbar ist, dass dabei aber auch für die nachhaltige Sicherheit ihrer Nutzer gesorgt werden müsse.

Nähere Informationen sind abrufbar unter: Global Road Safety Facility www.worldbank.org/grsf

Gemeinsam für mehr Straßensicherheit

Gemeinsame Erklärung der Afrikanischen Entwicklungsbank, der Asiatischen Entwicklungsbank, der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, der Europäischen Investitionsbank, der Inter-Amerikanischen Entwicklungsbank, der Islamischen Entwicklungsbank und der Weltbank

Globaler Aufruf zum Handeln

1.    Wir stellen das Ausmaß der Krise der öffentlichen Gesundheit durch Todesfälle und Verletzungen auf den Straßen von Entwicklungs- und Schwellenländern fest und nehmen die Empfehlungen des World Report on Road Traffic Injury Prevention,  den globalen Aufruf der Weltgesundheitsversammlung (Resolution WHA57.10, Straßenverkehrssicherheit und Gesundheit) und die Resolutionen 56/289, 60/5 und 62/244 der UN-Generalversammlung (Verbesserung der weltweiten Straßenverkehrssicherheit) zur Kenntnis.

Systematisches, sektorübergreifendes Vorgehen

2.    Wir stellen auch fest, dass ein systematisches, sektorübergreifendes Vorgehen erforderlich ist, um dieser globalen Krise zu begegnen. Dies umfasst Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit von Straßen und Fahrzeugen, des Verhaltens der Straßennutzer und der Versorgung nach Unfällen. Des Weiteren unterstützen wir die Prinzipien des „Safe System“-Ansatzes,  der darauf abzielt, 1) Straßenverkehrssysteme zu entwickeln, die menschliche Fehlleistungen verhindern, verringern und korrigieren; 2) die sozialen Kosten und Auswirkungen von Verkehrsunfällen bei der Entwicklung und Auswahl von Investitionsprogrammen zu berücksichtigen; 3) ein Bewusstsein für die gemeinsame Verantwortung aller Beteiligten für die Straßensicherheit zu schaffen; 4) effektive und umfassende Management- und Kommunikationsstrukturen für die Straßensicherheit zu entwickeln sowie 5) die Entscheidungsprozesse im Sicherheitsmanagement mit umfassenderen gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen abzustimmen, um wirtschaftliche, humanitäre und ökologische Ziele zu erreichen und ein Umfeld zu schaffen, das sichere Verkehrsprodukte und -leistungen nachfragt. Wir erachten diesen Ansatz als relevant für alle Länder, unabhängig von ihrer volkswirtschaftlichen Leistung oder der aktuellen Sicherheit ihrer Straßen. Insbesondere stellen wir fest, dass Verbesserungen der Straßensicherheit zu einer erheblichen und nachhaltigen Verringerung der Verkehrsopferzahlen beitragen werden.

Gemeinsamer Ansatz

3.    Des Weiteren stellen wir fest, dass unsere jeweiligen Organisationen erwarten, im kommenden Jahrzehnt und darüber hinaus in erheblichem Umfang in der Bereitstellung von Straßeninfrastruktur in Entwicklungs- und Schwellenländern engagiert zu bleiben; wir verpflichten uns, die Praktiken und das Wissen unserer Organisationen gemeinsam zu nutzen, um 1) unsere Kunden dabei zu unterstützen, ihre Managementfähigkeiten für die Straßensicherheit zu stärken; 2) einen Sicherheitsansatz für die Planung, die Konzeption, den Bau, den Betrieb und die Instandhaltung von Straßenbauprojekten zu entwickeln, insbesondere um die Zugangssicherheit und den Schutz gefährdeter Straßennutzer – eines erheblichen Anteils der Menschen, denen die von uns finanzierten Projekte dienen – zu verbessern; 3) die Messverfahren der Sicherheit zu verbessern sowie 4) Ressourcen für die Straßensicherheit zu mobilisieren.

4.    Um diesen Ansatz zu verwirklichen, werden wir die komplementären Fähigkeiten und Praktiken, die wir in unseren jeweiligen Operationen entwickeln, in folgenden Bereichen gemeinsam nutzen:

1)    Die Stärkung der Managementfähigkeiten für die Straßensicherheit

  • Unterstützung der Einführung länderspezifischer Vorgehensweisen, die die Managementfunktionen und Sicherheitspraktiken für die Straßensicherheit verbessern, um so die Zahl der Opfer im Straßenverkehr nachhaltig, effektiv und kosteneffizient zu senken.
  • Herausbildung eines Sicherheitsbewusstseins um zu erreichen, dass Länder informierte Entscheidungen über die Planung, die Konzeption, den Bau, den Betrieb und die Instandhaltung der Anlagen und Netze ihrer Straßeninfrastruktur treffen.
  • Verbesserung der Kommunikation und Zusammenarbeit globaler, regionaler und einzelstaatlicher Institutionen im Bereich Straßensicherheit und stärkere Verbreitung aktueller sicherheitsspezifischer Informationen .
  • Angebot von Schulungs- und Entwicklungsmaßnahmen für unsere Mitarbeiter, um den erfolgreichen Einsatz einheitlicher Verfahren, Leitlinien und Instrumentarien zu unterstützen.
  • Leistung eines Beitrags zur Ausbildung von Experten für Verkehrssicherheit in Entwicklungs- und Schwellenländern, z.B. durch die Finanzierung der Entwicklung entsprechender Schulungsprogramme, Handbücher und Schulungsmaterialien, die die Förderung guter Praktiken im Bereich Straßensicherheit behandeln und die Verbesserung der Praktiken und Verfahren in diesem Bereich unterstützen sollen

2)    Die Entwicklung von  Sicherheitsansätzen für die Planung, die Konzeption, den Bau, den Betrieb und die Instandhaltung von Straßenbauprojekten

  • Einführung einheitlicher Verfahren, Leitlinien und Instrumentarien, um einen Sicherheitsansatz für die Planung, die Konzeption, den Bau, den Betrieb und die Instandhaltung von Straßenbauprojekten zu entwickeln.
  • Gewährleistung, dass der Sicherheitsaspekt fester Bestandteil auf allen Stufen der Planung, der Konzeption, des Baus, der Prüfung, des Betriebs und der Instandhaltung von Straßen wird.
  • Förderung der guten Praktiken und proaktiver Ansätze zur Verbesserung der Sicherheit von Straßen, einschließlich Sicherheitsprüfungen, Sicherheitsinspektionen und Sicherheitsverträglich¬keitsprüfungen.
  • Entwicklung spezifischer Ansätze, um den Sicherheitsbedürfnissen gefährdeter Straßennutzer (Fußgänger, Radfahrer und Motorradfahrer) gerecht zu werden, mit besonderem Augenmerk auf Ballungsgebiete mit hoher Unfallhäufigkeit.

3)    Die Verbesserung von Verfahren zur Messung der Sicherheit

  • Förderung der Schaffung nachhaltiger Managementsysteme zur Sammlung, Eingabe, Prüfung, Speicherung, Abruf und Analyse von Daten über Unfälle im Straßenverkehr einschließlich Anwendungen auf GIS-Basis.
  • Förderung der Anwendung bewährter quantitativer und qualitativer Indikatoren, um die Sicherheitsergebnisse zu messen. 
  • Förderung der Entwicklung, Erprobung und objektiven Validierung innovativer Sicherheitsindikatoren wie z.B. das Sicherheitsrating von Straßen.

4)    Die Mobilisierung von Ressourcen für die Straßensicherheit

  • Ermöglichung eines Wissens- und Erfahrungstransfers über Straßensicherheit zwischen und innerhalb unserer Organisationen sowie zu unseren Partnern auf globaler, regionaler und Länderebene.
  • Hilfe bei der Mobilisierung zusätzlicher Ressourcen aus dem In- und Ausland für die Straßensicherheit.
  • Unterstützung der Global Road Safety Facility bei ihrem Auftrag und ihren Zielen zur Förderung innovativer Lösungen für Probleme der Straßensicherheit.
  • Einrichtung einer je nach Bedarf gebildeten technischen Expertengruppe aus Mitarbeitern unserer Organisationen und internationalen Spezialisten, um zur Entwicklung einheitlicher Ansätze für die Straßensicherheit beizutragen.
  • Identifizierung und Wahrnehmung von Möglichkeiten zur Stärkung der Straßensicherheit in den Strategien der einzelnen Länder.

Aktionszeitplan

5.    Wir werden die Entwicklung und Einführung dieses einheitlichen Ansatzes für das Management der Straßensicherheit unverzüglich in Angriff nehmen und im Jahr 2010 zusammenkommen, um Fortschritte bei der Umsetzung dieser Erklärung zu beurteilen.