Die Europäische Investitionsbank (EIB), die Institution der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen, stellt im Rahmen der Investitionsfazilität und Partnerschaft Europa-Mittelmeer (FEMIP) weitere 45 Mio EUR für das Stadtbahnnetz im Großraum Tunis zur Verfügung. Es handelt sich um die erste Operation der EIB mit der Société des Transports de Tunis (STT), einer Anfang 2003 von den tunesischen Behörden durch die Fusion von Société du Métro Léger de Tunis (SMLT) und Société Nationale de Transport (SNT) neu gegründeten Gesellschaft.

Finanziert werden die Verlängerung des bestehenden Schienennahverkehrsnetzes um 5 km in westlicher Richtung im Großraum Tunis (Bezirk La Manouba), die Anschaffung zusätzlichen rollenden Materials und Kapazitätsverbesserungen, die für die Bedienung des ausgebauten Netzes nötig sind. Eine weitere Komponente des Projekts besteht in der Erneuerung und Verstärkung der Gleis- und Stromversorgungsanlagen, die das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht haben, auf der Stadtbahnstrecke Tunis - La Goulette - La Marsa (TGM), die die nördlichen Küstenvororte von Tunis an das Stadtzentrum anbindet. Das Vorhaben schließt an ein Projekt an, das den Bau einer Stadtbahnlinie nach El Mourouj im Süden des Großraums Tunis betraf und mit einem im Dezember 2000 unterzeichneten Darlehen von 30 Mio EUR mitfinanziert wurde.

Durch das Projekt wird die Reichweite des öffentlichen Schienennahverkehrs im Großraum Tunis erhöht, in dem 2 Mio Einwohner bzw. rund 20% der Bevölkerung des Landes leben. Die neuen Anlagen, deren Fertigstellung für 2007 vorgesehen ist, tragen zur Verbesserung der Qualität und Zugänglichkeit des öffentlichen Nahverkehrs für die Mehrzahl der Einwohner ohne Zugang zu Privatfahrzeugen sowie zu einer geringeren Zunahme des Pkw-Verkehrs bei. Durch das Projekt dürfte die Attraktivität des öffentlichen Verkehrsangebots aufrechterhalten bleiben und damit ein Beitrag zur allgemeinen Verbesserung der Lebensqualität in der tunesischen Hauptstadt geleistet werden.

Im Jahr 2002 vergab die EIB bereits ein Darlehen von 50 Mio EUR für die Verlängerung des südlichen Abschnitts der Linie 2 der Kairoer U-Bahn von Giza nach El Monib.

Die EIB gewährt Darlehen, die in den Städten der Mittelmeer-Partnerländer zur Verbesserung der Umwelt- und damit der Lebensbedingungen führen sollen. Dies geschieht durch die Förderung des Ausbaus des öffentlichen Nahverkehrs, der Wasserversorgung, der Abwasserentsorgung und -aufbereitung sowie der Abfallentsorgung in einer Reihe von Städten in Ägypten und Algerien, im Gazastreifen und im Westjordanland, in Jordanien, im Libanon, auf Malta sowie in Marokko, Tunesien, der Türkei und Zypern.

Die FEMIP stellt einen wichtigen Schritt für die finanzielle und wirtschaftliche Zusammenarbeit der Union mit den Mittelmeerpartnerländern dar. In ihrem Rahmen ist bis 2006 die Finanzierung von Investitionen in Höhe von 8-10 Mrd EUR in den Mittelmeerpartnerländern vorgesehen. Dazu verfügt die FEMIP über Mittel aus den bestehenden Finanzierungsmandaten Europa-Mittelmeer, über Risikokapitalmittel aus dem EU-Haushalt sowie über Mittel für technische Unterstützung und Investitionshilfe, die von der Europäischen Union bereitgestellt werden. Vorrangiges Ziel der FEMIP ist die Förderung der Entwicklung des privaten Sektors (insbesondere von KMU) und die Unterstützung von Projekten, die ein günstiges Klima für private Investitionen schaffen (Vorhaben in den Bereichen wirtschaftliche Infrastruktur, Gesundheit und Bildung). Ziel der FEMIP ist es, die Partnerländer im Mittelmeerraum im Hinblick auf die bis 2010 zu schaffende Freihandelszone EU/Mittelmeerraum bei der Bewältigung der Herausforderungen zu unterstützen, die die wirtschaftliche und soziale Modernisierung und eine stärkere regionale Integration an sie stellen.

Die FEMIP wurde im Anschluss an den Europäischen Rat Barcelona (März 2002) im Oktober 2002 eingerichtet. Im ersten vollen Jahr der Tätigkeit im Rahmen der FEMIP stellte die Bank neue Darlehen im Betrag von mehr als 1,8 Mrd EUR bereit und genehmigte 17 neue Investitionsvorhaben im Gesamtbetrag von weiteren 1,8 Mrd EUR. Die Finanzierungsmittel waren für fast alle Partnerländer des Mittelmeerraums bestimmt. Dies veranlasste den Europäischen Rat Brüssel im Dezember 2003 dazu, die FEMIP durch eine engere Zusammenarbeit mit den 27 Ländern der Partnerschaft Europa-Mittelmeer, die Einrichtung weiterer Regionalbüros in den Partnerländern des Mittelmeerraums und den Einsatz innovativer Finanzinstrumente weiter zu stärken.