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    Wie der Rhein seine Nebenflüsse speist

    Wie der Rhein seine Nebenflüsse speist

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    Wie der Investitionsplan für Europa kleinen Unternehmen helfen kann

    Die Düssel macht einen Bogen um das Dorf Gruiten und schlängelt sich von dort durch das Neandertal, wo im 19. Jahrhundert der erste Neandertaler entdeckt wurde. Bevor die Düssel 17 Kilometer weiter flussabwärts den Rhein erreicht, teilt sie sich in vier Bäche.

    Würde man sich eine Karte des Mündungsgebiets der Düssel mit seinen zahlreichen Verästelungen anschauen, so ließen sich Parallelen zur verzweigten Struktur des Darlehens ziehen, das Simone Wilbs und ihr Mann Sebastian zur Finanzierung ihres Familienbetriebs erhalten haben. Auch diese Darlehensstruktur mit ihren Garantien und Rückgarantien ist äußerst komplex. Die großen europäischen Institutionen und deutschen Banken, die letztlich das Darlehen ermöglicht haben, sind überzeugt, dass die Wirtschaft nur dann florieren kann, wenn es kleinen Unternehmen wie dem Betrieb für Gießereimodellbau der Familie Wilbs gut geht. Ebenso wie der Rhein nur dann genug Wasser führt, wenn er ausreichend von seinen Nebenflüssen gespeist wird.

    Genau deshalb hat das Darlehen an den Familienbetrieb Wilbs eine Bedeutung, die über die Sicherung des Lebensunterhalts für die wenigen Mitarbeiter des Betriebs hinausgeht. Aber natürlich ist bereits das ein großer Erfolg. „Ohne das Darlehen hätten wir jetzt keinen Betrieb mehr“, betont Simone Wilbs, die gemeinsam mit ihrem Mann, zwei Vollzeitbeschäftigten (darunter ihr Schwager) und drei Teilzeitkräften (darunter ihr Vater, der das Unternehmen gegründet hat) in der Firma arbeitet.

    „Unser Unternehmen ist nicht besonders groß. Es ist ein Familienbetrieb. Aber am Ende des Monats muss genug Geld übrig bleiben, um die Gehälter zu zahlen, auch wenn die Kunden ihre Rechnungen noch nicht beglichen haben.“

    Der Europäische Investitionsfonds unterstützt die Vergabe von Finanzierungsmitteln an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in ganz Europa. Ein Beispiel ist das Darlehen von 30 000 Euro, das der Familie Wilbs für ihren Betrieb gewährt wurde. Seit 2015 wird das sogenannte COSME-Programm, das der EIF für die Europäische Kommission verwaltet, vom Europäischen Fonds für strategische Investitionen unterstützt. Der EFSI ist ein Programm, das gemeinsam von der Kommission und der EIB-Gruppe – der auch der EIF angehört – ins Leben gerufen wurde. Dank der Unterstützung durch den EFSI kann der EIF mit seinen Garantien unter dem COSME-Programm ein doppelt so hohes Darlehensvolumen absichern.

    Der große Strom speist seine Nebenflüsse

    Durch den EFSI sollen bis 2018 zusätzliche Investitionen von 315 Milliarden Euro generiert werden. Das Anfangskapital stellen die EIB-Gruppe und die Europäische Kommission bereit.Der EIF leistet einen Beitrag von 5 Milliarden Euro, mit denen 75 Milliarden Euro für Investitionsvorhaben kleiner und mittlerer Unternehmen mobilisiert werden sollen.Bildlich gesprochen könnte man sagen, dass sich der Rhein für seine vielen kleinen Nebenflüsse einsetzt.

    Für den Laien sind einige der Operationen, die die EIB-Gruppe unter dem EFSI tätigt, eher schwer verständlich, da sie komplizierte Risikobewertungen und vergleichsweise neue Finanzierungsstrukturen umfassen. Das Prinzip des EFSI-Programms wird klarer, wenn man sich die Rolle des EIF anschaut. Der EIF versucht, kleine Unternehmen über Banken und andere Institutionen indirekt mit Kapital zu versorgen. Die EFSI-Garantie ermöglicht es den Geschäftspartnern des EIF, doppelt so schnell Kapital zu vergeben und Garantien zu gewähren.



    Mehr Darlehen durch Risikoteilung

    Das Darlehen an den Familienbetrieb Wilbs wurde im Rahmen des sogenannten COSME-Programms vergeben, über das der EIF seine EFSI-Operationen in Europa tätigt. Unter diesem Programm für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und für KMU (Competitiveness of Enterprises and Small and Medium-sized Enterprises – COSME) gewährt der EIF Garantien für Darlehen oder für andere Darlehensgarantien.

    Konkret wird dies am Beispiel des Darlehens für die Familie Wilbs:

    • Simone und Sebastian Wilbs stellen bei ihrer örtlichen Bank, der Kreissparkasse, einen Darlehensantrag.
    • Die Kreissparkasse erhält von der KfW ein Durchleitungsdarlehen (unter dem Programm ERP-Gründerkredit StartGeld). Dabei übernimmt die KfW 80 Prozent des Risikos der Kreissparkasse.
    • Der EIF gewährt der KfW über das COSME-Programm eine Rückgarantie. Die Rückgarantie halbiert das Risiko der KfW und überträgt es auf den EIF.

    Das führt dazu, dass die Kreissparkasse, die letztlich das Darlehen an das kleine Unternehmen vergibt, sich keine allzu großen Sorgen über das Kreditrisiko zu machen braucht. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Bank ein solches Darlehen auch tatsächlich vergibt – und genau das kommt den kleinen und mittleren Unternehmen zugute, in denen die meisten Arbeitnehmer in Europa beschäftigt sind.

    „Solche Darlehen sind für Start-up- und junge Unternehmen lebenswichtig“, erläutert Lars Testorf, stellvertretender Leiter der Abteilung Produktmanagement der KfW in Frankfurt. „Ohne sie würden viele kleine Unternehmen von ihrer Bank eine Absage erhalten.“

    Der EIF hat mit der KfW einen Vertrag geschlossen, der bis 2018 die Vergabe von Darlehen in Höhe von 1 Milliarde Euro an Start-up-Unternehmen in Deutschland vorsieht. Dadurch könnten über 20 000 deutsche Start-up-Unternehmen in den Genuss solcher Darlehen kommen. Ohne den EFSI hätte der EIF im Rahmen seines COSME-Programms 2015 nicht die nötigen Mittel gehabt, um einen solchen Vertrag abzuschließen.

    „Der EFSI ist enorm wichtig“, so Testorf, dessen Bank im September den Vertrag mit dem EIF schloss und seit Dezember Darlehen an Start-up-Unternehmen vergibt. „Ohne ihn könnten wir solche Darlehen nicht gewähren.“



    Eine Marktlücke schließt sich

    Für kleine Unternehmen in Europa ist es schwierig, Darlehen zu bekommen. Den Banken steht viel Geld zur Verfügung, aber sie schätzen das Risiko dieser Unternehmen viel höher ein als das großer Unternehmen. Der EFSI unterstützt sowohl kleine Unternehmen wie den Betrieb in Gruiten als auch große Investitionsvorhaben wie den Bau von Offshore-Windparks, um Banken und Privatinvestoren das nötige Vertrauen zu geben, damit sie Kapital für solche Projekte bereitstellen.

    Das ist beispielsweise in der Tschechischen Republik von Bedeutung, wo der EIF im August einen Vertrag geschlossen hat, um eine Rückgarantie für Garantien zu geben, die von der staatlichen Förderbank CMZRB mit Sitz in Prag gewährt werden. „Es gibt ausreichend Liquidität, aber die Banken verlangen Sicherheiten. Und genau diese Sicherheiten fehlen“, erklärt Lubomir Rajdl, stellvertretender Geschäftsführer der tschechischen Bank. „Unser Programm schließt wirklich eine Marktlücke.“

    Bis zum Jahresende stellte die CMZRB mit Unterstützung des EIF bereits Garantien für Darlehen an 400 kleine Unternehmen in der Tschechischen Republik bereit. „Es war ein ausgezeichnetes Jahr“, so Rajdl. „Das hat die COSME-Garantie mit Unterstützung des EFSI ermöglicht.“

    Rajdl geht davon aus, dass das Programm in den nächsten zwei Jahren die Vergabe von Darlehen in Höhe von insgesamt 160 Millionen Euro an 1 400 kleine Unternehmen ermöglicht.



    Der EFSI erreicht auch die Donau

    Über diese kleinen Darlehen gelangt die Unterstützung des EFSI in jeden Winkel Europas. Auf der bulgarischen Seite der Donau, an der Grenze zu Rumänien, leitet Georgi Dikov einen Betrieb für Baumaschinen und Gerüstbau. Für den Kauf einer gebrauchten Erntemaschine aus Deutschland erhielt er ein Darlehen von 34 200 Euro von der CIBANK in Sofia.

    „In Bulgarien ist es von Vorteil, mehr als eine Einkommensquelle zu haben“, betont Dikov, der 45 Mitarbeiter in seinem Betrieb beschäftigt und fünf weitere auf einem 100 Hektar großen Acker. „Wenn ein Geschäft nicht so gut läuft, kann man sich auf das andere stützen, bis die Lage besser wird.“

    Das Unternehmen des 39-jährigen Dikov, das den Namen Dzhodi Ltd. trägt, befindet sich in Orjachowo, einer Stadt mit 5 000 Einwohnern. Gemessen am bulgarischen Durchschnitt fällt die Arbeitslosenquote hier höher aus, während die Löhne nur die Hälfte betragen. In dieser Gegend gibt es relativ wenige gut ausgebildete Arbeiter.

    „Ich bilde Menschen aus, die keinerlei Qualifikationen mitbringen“, so Dikov, „und mache sie zu Fachkräften.“

    Die ersten 104 Darlehen, die die CIBANK unter der EFSI-Garantie vergeben hat, belaufen sich auf 17,7 Millionen Euro. Die Cibank geht davon aus, dass sie bis zum Ablauf des 100-Millionen-Euro-Programms zwischen 650 und 700 kleine und mittlere Unternehmen in Bulgarien unterstützen wird.

    Ob am Rhein oder an der Donau – das COSME-Programm sorgt mit Unterstützung des EFSI bereits jetzt dafür, dass die Wirtschaft Europas im Fluss bleibt.




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