Modernisierung der Zahlungssysteme im Mittelmeerraum: eine neue Aufgabe für die FEMIP
Mit dem Darlehen von 3 Mio EUR, das Ende 2009 einem auf die Automatisierung von Zahlungsprozessen spezialisierten ägyptischen Unternehmen gewährt wurde, bekräftigt die EIB ihre Bereitschaft, die Mittelmeerländer bei der Beschleunigung ihrer wirtschaftlichen und sozialen Modernisierung zu unterstützen. Die EIB spielt über die FEMIP, ihre Investitionsfazilität für den Mittelmeerraum, eine Vorreiterrolle auf diesem Gebiet, und der Erfolg dieses Pilotprojekts dürfte viele andere Länder der Region anregen, diesem Beispiel einer technischen Erneuerung als einer großen Chance für ihre Entwicklung zu folgen.
Der Prozess der Zahlungsübermittlung: ein Schlüssel zur Entwicklung
Wie andere Mittelmeerländer auch ist Ägypten nach wie vor zum einen von einem begrenzten Bankensektor geprägt - nur 10% der Ägypter haben ein Bankkonto. Zum anderen beruht der Geldverkehr immer noch praktisch ausschließlich auf Bargeld. 97% aller Transaktionen werden auf diese Weise abgewickelt.
Der Übergang von einem bargeldbasierten auf ein automatisiertes, auf Buchgeld beruhendes Zahlungssystem würde daher sowohl auf mikro- als auch makroökonomischer Ebene ein gewaltiges Wachstumspotenzial freisetzen. Genau dies ist das Ziel von GiroNil, einer Gesellschaft, die 2005 als Joint Venture der größten öffentlichen und privaten Banken des Landes und anderer staatlicher Großunternehmen auf Anregung und Betreiben des niederländischen Unternehmens Inclusion Group gegründet wurde, das diese Idee bei den ägyptischen Behörden verbreitete. Dieses Unternehmen, ein Spezialist für den automatisierten Zahlungseinzug im Auftrag von Bankinstituten, hat GiroNil eine Lizenz zur Nutzung seines Know-hows bei Verfahren und Automatisierungssoftware erteilt, um in Ägypten eine vollautomatisierte landesweite Infrastruktur für Zahlungssysteme zu schaffen.
Gestützt auf diesen Transfer von Wissen und Technologie, aber auch von vorbildlichen Managementpraktiken, verfolgt GiroNil somit das Ziel, auf längere Sicht eine gemeinsame Plattform zu schaffen, die automatisierte Überweisungen zwischen allen Arten von Wirtschaftsakteuren ermöglicht: Banken, Versicherungen, Unternehmen und Privatleute würden ein und dieselbe Infrastruktur nutzen, die es ermöglicht, den Austausch zu vereinfachen, zu beschleunigen und zu steigern. Bisher hat GiroNil bereits maßgeschneiderte Lösungen für die verschiedenen Akteure hervorgebracht, darunter z.B. KMU, die die Verwaltung ihres Zahlungssystems an GiroNil auslagern, oder Ministerien, deren Verfahren zur Überweisung von Beamtengehältern automatisiert wurde. GiroNil hat sich das quantitative Ziel gesetzt, bis 2015 130 Millionen Transaktionen durchführen und 20 Millionen Konten abdecken zu können.
Ein Vorzeigeprojekt, das exponentielles Wachstum ermöglicht
Durch die Gewährung eines wandelbaren Beteiligungsdarlehens an GiroNil unterstreicht die FEMIP erneut, dass das zentrale Anliegen ihrer Investitionen in den Mittelmeer-Partnerländern die Entwicklung dieser Länder ist. Allein schon die Tatsache, dass es sich um das erste Darlehen im Bereich der Zahlungsautomatisierung handelt, ist ein Beleg für den beispielhaften Charakter dieser Operation. Die EIB hat dieses Projekt wegen seines wirtschaftlichen und sozialen Modernisierungspotenzials ausgewählt, denn durch die Einführung eines automatisierten Zahlungssystems werden die Banken befähigt, ihrer Rolle als Finanzintermediäre und vor allem als Finanzierer der Wirtschaft über die Mobilisierung der Einlagen wirksam nachzukommen. Auf längere Sicht könnte es außerdem, wenn erst einmal alle Wirtschaftsakteure die gemeinsame Plattform nutzen, Arbeitsplätze schaffen, die Sicherheit von Geldüberweisungen aus dem Ausland erhöhen und durch die allmähliche Ausweitung des Online-Handels dem E-Commerce zu einem Aufschwung verhelfen.
Aus den genannten Gründen dürfte das GiroNil-Projekt, sobald es voll entwickelt ist, den Anstieg des ägyptischen BIP wesentlich beschleunigen. Allerdings setzt die FEMIP nicht nur auf eine rein wirtschaftliche, sondern auch auf eine soziale Entwicklung, denn die Realisierung eines solchen Projekts ermöglicht definitionsgemäß die Einbindung einer großen Zahl von Akteuren in das Finanzsystem, die zuvor ausgeschlossen waren. Es würde auch Geringverdienern ermöglichen, in einfacherer Weise grundlegende Finanzdienstleistungen in Anspruch zu nehmen, Geld zu sparen und Darlehen aufzunehmen: Dank GiroNil werden sie zu selbstständigen Verwaltern ihres eigenen Finanzvermögens. So könnten über die wirtschaftliche Eingliederung soziale Ungleichgewichte verringert werden.
Die Rolle der FEMIP: Glaubwürdigkeit, Signalwirkung und Modellcharakter
Durch diese Quasi-Eigenkapitaloperation sendet die FEMIP ein entscheidendes Signal an alle Investoren in den Schwellenländern, denn gemäß den Prognosen der Bank dürfte GiroNil erst 2012 die Gewinnschwelle erreichen: Dies ist die logische Folge seines volumenbasierten Geschäftsmodells, das die Erhebung einer Gebühr für jede durchgeführte Transaktion vorsieht. Die 3 Mio EUR, die in Form eines wandelbaren Beteiligungsdarlehens gewährt werden, stellen daher eine maßgeschneiderte Lösung für die Entwicklung von GiroNil dar, die es dem Unternehmen ermöglicht, seinen Reifeprozess abzuschließen und gleichzeitig seine Plattform fertig zu stellen. Sobald dies erreicht ist, sind exponentielle Gewinne zu erwarten.
Die Glaubwürdigkeit der EIB verleiht dieser Operation hohes Gewicht: Indem institutionellen Anlegern vor Augen geführt wird, dass eine Investition auch dann hoch rentabel sein kann, wenn das Projekt anfangs unrentabel ist, dürften diese zur Nachahmung ermutigt werden. Dies entspricht genau dem Ziel der FEMIP: Der Erfolg von GiroNil, einem Pilotprojekt auf diesem Gebiet, soll auf viele andere Partnerländer ausstrahlen, um so das Entwicklungspotenzial dieser Länder freizusetzen.
