Santander arbeitet schon lange mit der Bank der EU zusammen und kann dadurch in der Pandemie mehr Kredite an polnische Unternehmen vergeben

Kleine und mittlere Unternehmen sind das Rückgrat der europäischen Wirtschaft. Doch für viele wird der Corona-Abschwung zum Härtetest. Weil der Handel plötzlich stockt, bleiben die Kunden aus, Lieferanten brechen weg und die Liquidität versiegt. Selbst gesunden Kleinunternehmen fällt es schwer, pünktlich Löhne und Rechnungen zu bezahlen. Von Investitionen in die Zukunft ganz zu schweigen. Meist bleiben sie nur liquide, wenn Banken ihnen Geld leihen.

Europas Banken haben viele Möglichkeiten, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in dieser schweren Zeit unter die Arme zu greifen. Sie können zum Beispiel durch Risikoteilungsinitiativen mit der Europäischen Investitionsbank mehr Kredite vergeben.

Für diese Option hat sich die Santander Bank Polska-Gruppe entschieden. Sie ist, gemessen an der Bilanzsumme, die drittgrößte Kreditgeberin Polens. Als polnische Unternehmen zunehmend in den Sog der Pandemie gerieten, startete die Bank staatlich gestützte KMU-Programme. Sie gewährte drei- bis sechsmonatige Zahlungsaufschübe, ermöglichte die automatische Stundung von Überziehungskrediten, akzeptierte zusätzliche Kreditsicherheiten und verzichtete auf Gebühren und Provisionen.

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Mr Krzysztof Kowalewski

Und dann ging das polnische Kreditinstitut noch einen Schritt weiter.

Im Juli 2020 kündigten die Santander Bank Polska-Gruppe und die Europäische Investitionsbank-Gruppe eine Transaktion mit Risikoteilung an. Dabei wurden Leasingforderungen der polnischen Tochtergesellschaft Santander Leasing von zwei Milliarden Zloty (etwa 450 Millionen Euro) verbrieft.

Krzysztof Kowalewski, Finanzvorstand der Santander Leasing: „Für polnische Kleinunternehmen ist Leasing ein ganz wichtiges Instrument. Viele finanzieren damit Maschinen und Fahrzeuge aller Art.“

99,8 Prozent aller polnischen Unternehmen sind KMU. Sie erwirtschaften 52,9 Prozent der Wertschöpfung und stellen 67,1 Prozent aller Arbeitsplätze.

Synthetische Pandemiehilfe für polnische KMU

Bei synthetischen Verbriefungen wie der Santander-Transaktion wird das Kreditrisiko des Portfolios in Tranchen mit unterschiedlichem Risikoprofil aufgeteilt. Die Erstverlusttranche entspricht in der Regel dem erwarteten Verlust des Portfolios, gefolgt von der Mezzanine-Tranche, die den unerwarteten Verlust abdecken soll.

Der erwartete Verlust ist normalerweise durch Rückstellungen der Bank abgedeckt. Allerdings ist die Bank ist auch verpflichtet, Rücklagen für den unerwarteten Verlust zu bilden. Durch die Garantie der Europäischen Investitionsbank-Gruppe für die Mezzanine-Tranche wird dieses Kapital freigesetzt, sodass das Partnerinstitut mehr Kredite an KMU vergeben kann. Eine weitere Garantie für die vorrangige Tranche kann das freigesetzte Kapital und die Kreditvergabekapazität des Instituts maximieren.

Bei der Santander-Transaktion garantieren die Europäische Investitionsbank und der Europäische Investitionsfonds (die auf KMU-Finanzierungen spezialisierte Tochtergesellschaft der EIB) eine Mezzanine- und eine vorrangige Tranche eines Teils des Portfolios der Santander Leasing. Mit dem freigesetzten Kapital will die Santander Bank Polska-Gruppe noch mehr Kredite und Leasingfinanzierungen an KMU und Midcap-Unternehmen vergeben.

Für ihre Mezzanine-Garantie erhält die Europäische Investitionsbank eine Garantie des Europäischen Fonds für strategische Investitionen. Der Fonds ist die finanzielle Säule der Investitionsoffensive für Europa und wurde gemeinsam von der Europäischen Investitionsbank und der Europäischen Kommission eingerichtet, um Investitionen in die europäische Wirtschaft zu fördern. Die vorrangige Santander-Tranche zeichnete der EIF auf eigenes Risiko.

2019 stellte die EIB-Gruppe 1,98 Milliarden Euro für polnische KMU bereit. Das waren etwa 36 Prozent ihrer gesamten Finanzierungen in Polen.

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Mr Pawel Kołodziński

Gemeinsame synthetische Pandemiehilfe für polnische KMU

Die Bank der EU und das polnische Institut kennen sich gut.

„Wir arbeiten schon seit 2010 erfolgreich mit der EIB-Gruppe zusammen“, so Pawel Kołodziński, Leiter des Corporate Development Office der Santander Bank Polska.

Zunächst vergab die polnische Partnerbank zusammen mit der EIB-Gruppe einfach nur Kredite an ihre KMU- und Midcap-Kunden. Später entwickelten die beiden Institute Risikoteilungsinitiativen, bei denen die EIB Garantien für Portfolios von Firmenkrediten stellte. Der nächste Schritt waren Verbriefungen.

„Vor zwei Jahren haben wir die erste Verbriefung strukturiert. Auf der Suche nach einem internationalen Partner kontaktieren wir damals die EIB, um unsere lokalen Marktkenntnisse optimal nutzen zu können“, so Kołodziński. „Als die Coronapandemie ausbrach, war eigentlich klar, dass wir etwas gemeinsam mit der EIB auf die Beine stellen wollen.“

Die dritte Verbriefung der beiden Partner in weniger als zwei Jahren ist gleichzeitig die erste in der Covid-19-Krise. Bei allen Transaktionen muss Santander das freigesetzte Kapital für KMU- und Midcap-Kredite verwenden, unabhängig von den Vermögenswerten im verbrieften Portfolio.

  • Im Dezember 2018 verbriefte die Santander Bank Polska-Gruppe ein ausgewähltes Portfolio von Verbraucherkrediten, um mit einem Teil des freigesetzten Kapitals neue Kredite und Leasingfinanzierungen für Klimaschutzmaßnahmen zu vergeben.
  • Bei einer 2019 unterzeichneten Transaktion wurden ebenfalls Verbraucherkredite verbrieft. Dabei lag der Schwerpunkt für die neuen Kredite jedoch auf Kleinstunternehmen und der Geschlechtergleichstellung in Unternehmen.
  • Bei der Transaktion von 2020 wurden Leasingforderungen verbrieft, um Covid-19-Kredite zu ermöglichen.

Durch die drei Projekte konnte Santander neue Kredite von insgesamt 10,3 Milliarden Zloty vergeben und damit rund 110 000 KMU und 1,7 Millionen Jobs in Polen unterstützen.

Reibungslos und effizient

„Es ist eine echte Leistung, in nur zwei Jahren drei Verbriefungen zu stemmen“, freut sich Georgi Stoev vom EIF. „Unser gegenseitiges Vertrauen und Verständnis haben dabei enorm geholfen. Wenn es darauf ankommt, können wir schnell agieren und Polens Wirtschaft beispringen.“

Stoev weiter: „Die Verbriefung mit der Santander Leasing war die erste, die wir seit dem Ausbruch der Coronakrise im März mit einem Leasingunternehmen abgewickelt haben. Sie zeigt, dass die EIB und der EIF hinter dem polnischen Verbriefungsmarkt stehen – auch wenn es an den Kapitalmärkten eng wird.“

Loreto Alonso San Antonio, der bei der Europäischen Investitionsbank gemeinsam mit Guillaume Piat für die Verbriefung zuständig war, weiß: „Die im Juni unterzeichnete Transaktion kam genau zur richtigen Zeit, um polnischen KMU durch die Pandemie zu helfen.“ Beide EIB-Experten sind sich einig: Dank der guten Zusammenarbeit mit Santander Bank Polska war die gesamte Abwicklung absolut reibungslos und effizient. Die Teams kennen sich und sind mit großem Einsatz bei der Sache.