Mehrere Energieprojekte machen Kroatien grüner, die Energieversorgung sicherer und das Leben in Zagreb komfortabler

Nur acht Kilometer von der mittelalterlichen Burg Kaštel Benković entfernt produziert das Dorf Korlat einen der besten Rotweine Kroatiens, wenn nicht Europas. Seit 2021 steht das kroatische Dorf auch für ein weiteres wichtiges Produkt: grünen Strom.

In Korlat befindet sich der größte Windpark Kroatiens. Er besteht aus 18 Windrädern mit einer installierten Leistung von je 3,6 Megawatt und erzeugt jährlich 170 Gigawattstunden. Das sind etwa ein Prozent des jährlichen Stromverbrauchs Kroatiens oder Strom für mehr als 50 000 Haushalte.

Hinter dem Bau und Betrieb des Windparks steht die in Zagreb ansässige Hrvatska Elektroprivreda d.d. (HEP). Es ist die erste derartige Anlage des Unternehmens und das erste Erneuerbare-Energien-Projekt in Kroatien, das nicht zumindest teilweise Mittel aus einem öffentlichen Förderprogramm erhält.

HEP spielt eine wichtige Rolle beim Weg Kroatiens zu CO2-armem Strom. Neben dem Windpark in Korlat baut das Unternehmen fünf kleine Solarparks (mit zusammen 22 Megawatt) im südlichen Kroatien (Gespanschaften Split-Dalmatien, Zadar, Istrien und Primorje-Gorski kotar). Die beiden von der Europäischen Investitionsbank geförderten Projekte dürften im Jahr 66 Kilotonnen CO2-Emissionen einsparen und 28,8 Gigawattstunden erzeugen.



Ein Plan für ein grüneres Kroatien

Kroatien will seine CO2-Emissionen bis 2030 um 45 Prozent senken und bis 2033 aus der Kohle aussteigen. Allerdings ist die Umstellung auf eine CO2-arme Wirtschaft nicht leicht, weil sie große Investitionen in neue Energieinfrastruktur und erneuerbare Energien erfordert. 

Deswegen hat Kroatien den nationalen Energie- und Klimaplan 2030 aufgestellt. Damit will das Land den Anteil der Erneuerbaren bis 2030 auf 36,4 Prozent steigern und massiv in den gesamten Energiesektor investieren, darunter in Wasser- und Windkraft, Solarparks und Wasserstoff. Auch die Herstellung von Batterien sowie die Instandsetzung und der Ausbau der Stromnetze sind Teil des Plans.

Der Windpark und die fünf Solarparks von HEP gehören zu den Projekten, mit denen Kroatien diese Ziele erreichen will. Die EIB vergab dafür ein Darlehen von 63 Millionen Euro, das im Dezember 2021 unterzeichnet wurde.

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HEP will den Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung bis 2030 um 50 Prozent erhöhen

„Es ist das erste Erneuerbare-Energien-Projekt der EIB in Kroatien“, so Grigorios Krallis, Energieingenieur bei der EIB. „Das Darlehen ermöglicht es HEP, bei den Erneuerbaren einzusteigen und auch künftig Erneuerbare-Energien-Projekte durchzuführen.“

Ein sauberes und energieeffizientes Zagreb

Das Kombikraftwerk EL-TO Zagreb, das 2018 mit 130 Millionen Euro von der EIB, der Europäischen Kommission und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung finanziert wurde, ist ein weiteres Projekt von HEP, das die Energielandschaft in Kroatien verändern wird. Das Kraftwerk in der kroatischen Hauptstadt kombiniert eine Gas- mit einer Dampfturbine und erzeugt dabei 50 Prozent mehr Strom als ein herkömmliches Kraftwerk mit nur einem Zyklus.

„Das EL-TO Zagreb wird alte öl- oder gasbefeuerte Kraftwerke mit geringem Wirkungsgrad ersetzen, die den Umweltvorschriften der EU nicht mehr entsprechen“, so Jacek Podkanski, Ingenieur bei der EIB. „Das neue Kraftwerk nutzt fortschrittliche, aber bereits bewährte Technologie, senkt die Verschmutzung und steigert den Wirkungsgrad.“

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Aus dem EIB-Kredit werden zwei Gasturbinen mit geringen Stickoxid-Emissionen, zwei Abhitzedampferzeuger und eine Gegendruckturbine finanziert

Das neue Kraftwerk erzeugt 150 Megawatt Strom für das nationale Netz und 114 Megawatt Wärme, um die nordwestlichen Stadtteile von Zagreb zuverlässig mit Wärme zu versorgen. Das ist in Zeiten gravierender Unterbrechungen der Strom- und Wärmeversorgung besonders wichtig.



Wie es weitergeht

In der Covid-19-Pandemie gerieten Erneuerbare-Energien-Projekte ins Stocken. Das stellte HEP vor zusätzliche praktische und finanzielle Herausforderungen. Projekte wie der Windpark in Korlat und das EL-TO Zagreb zeigen jedoch, dass Kroatien bei der Umstellung seiner Versorgung auf erneuerbare Energien bis 2030 mit großen Schritten vorankommt.

Die EIB stärkt Kroatien weiter den Rücken bei seiner grünen Wende. Unter dem REPowerEU-Plan wird die Bank in den nächsten fünf Jahren zusätzlich zu ihren regulären Finanzierungen EU-weit 30 Milliarden Euro an Darlehen und Eigenkapital für Energieprojekte mit hoher Wirkung bereitstellen. Die zusätzlichen Mittel pushen Projekte in den Bereichen Erneuerbare, Energieeffizienz, Netze und Speicherung, Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge und die Entwicklung bahnbrechender Technologien in Kroatien.