Städte und Regionen in ganz Europa investieren in Energieeffizienz und drücken so ihre Kosten und Emissionen

Vier von fünf Gebäuden in Spanien verbrauchen mehr Energie als nötig. Sie sind entweder schlecht gedämmt oder energieineffizient. Ein spezialisierter Hypothekenkreditgeber aus Madrid will das nun ändern.

Die Unión de Créditos Inmobiliarios (UCI) ist in Spanien und Portugal tätig und vergibt Kredite an Wohnungseigentümer und Wohnungsgesellschaften, die in Energieeffizienz investieren wollen. Der Kreditgeber hat kürzlich ein Programm aufgelegt, mit dem in Madrid, Barcelona, Valencia und Sevilla mindestens 3 720 Wohngebäude energetisch saniert und auf erneuerbare Energien umgerüstet werden sollen. Dadurch dürfte ihr Gesamtenergieverbrauch um 50 Prozent sinken.

„Wir wollen Wohnungs- und Hauseigentümern in Spanien und Portugal helfen, energieeffizienter zu werden“, erklärt Cátia de Almeida Alves, die bei der UCI den Bereich Nachhaltigkeit und Corporate Responsibility leitet.

In Spanien leben die meisten Menschen in Wohnungen. Rund 67 Prozent aller Gebäude sind Wohnblöcke. Diese Wohnungen verbrauchen mehr Energie als nötig, meint Manuel Conthe, Kreditreferent bei der Europäischen Investitionsbank (EIB), die das Sanierungsprogramm der UCI mit Geld und technischer Hilfe unterstützt. In Spanien „stehen Wohngebäude nach Industrie und Verkehr auf Platz 3 der CO2-Sünder“, so Conthe.

Obwohl die Sanierung von Wohnungen so wichtig ist, um die Emissionen und den Energieverbrauch zu senken, werden nur wenige Projekte von externen Geldgebern gefördert. „Laut einer Umfrage der spanischen Regierung sind nur 2,3 Prozent der Vorhaben kreditfinanziert“, weiß EIB-Kreditreferent Isidoro Tapia. „Die Kreditvergabe für Sanierungsprojekte von Wohnungsgesellschaften ist derzeit unzureichend.“

Mithilfe der EIB will die UCI diese Finanzierungslücke nun schließen. Für das Sanierungsprogramm erhielt das Joint-Venture aus Banco Santander, BNP Paribas Group und Cie Bancaire 2,6 Millionen Euro aus ELENA-Mitteln. ELENA, das Europäische Finanzierungsinstrument für nachhaltige Energieprojekte von Städten und Regionen, ist eine Initiative der EIB und der EU. Sie bietet technische Hilfe für Projekte, die Gebäude und Stadtverkehr energieeffizienter machen und regenerative Energien einbinden.

Die technische Hilfe ergänzt ein EIB-Darlehen über 100 Millionen Euro, das im Mai 2020 unterzeichnet wurde und die UCI bei der Vergabe von Hypotheken und „grünen“ Krediten für Gebäudesanierungen unterstützt. Im Mai 2021 bekam die UCI von der EIB weitere 50 Millionen Euro für eine Tranche hypothekarisch besicherter Wertpapiere. Dahinter stehen Kredite, die die UCI für grüne Sanierungsprojekte ausgereicht hat. Mit dem Erlös der verkauften Papiere konnte sie noch mehr Kredite für die energetische Sanierung von Wohngebäuden vergeben. Sie gingen an Privathaushalte und Eigentümergemeinschaften.

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©Bilanol/ Shutterstock

Unter dem Sanierungsprogramm erhalten die Kreditnehmer auch Beratung, wie Gebäude am besten saniert werden können, um den Energieverbrauch zu senken. Außerdem vermittelt es sie an Partner, die die Arbeiten unterstützen und beschleunigen.

Die UCI kennt sich aus mit der Energieeffizienz von Wohngebäuden: Über ihre Initiative „Green Houses“ schlägt sie Interessenten verschiedene Optionen vor, mit denen Wohngebäude energieeffizienter werden. Etwa durch die Erneuerung der Fassade, den Einbau moderner Fenster oder die Installation von Dachsolaranlagen.

„Wenn wir genau wissen, was unsere Kunden brauchen, können wir ihnen eine nachhaltige Lösung anbieten“, erklärt Philippe Laporte, Chief Operating Officer bei der Unión de Créditos Inmobiliarios.

Aus dem Programm sollen bis 2025 rund 46,5 Millionen Euro in Maßnahmen für Energieeffizienz fließen. Dadurch würde sich der CO2-Ausstoß der 3 720 sanierten Wohnungen halbieren, und die Eigentümer sparen etwa 8,1 Gigawattstunden Energie. Und dabei entstehen voraussichtlich bis zu 220 Arbeitsplätze.



Sanierung öffentlicher Gebäude in Wallonien

Angesichts des Klimawandels und hoher Energiepreise wird mit Hochdruck daran gearbeitet, die Energie- und Ressourceneffizienz von Gebäuden zu verbessern, etwa mit anderen Materialien oder neuen Konzepten. Dabei geht es nicht nur darum, weniger Energie zu verschwenden, sondern auch erneuerbare Quellen wie Solarenergie stärker einzubinden.

B.E.FIN, ein Unternehmen der Wallonischen Region und der Regionalen Investitionsgesellschaft für die Wallonie (SRIW), will 262 Gemeinden in der belgischen Region bei Energieeffizienzvorhaben technisch beraten und hat dafür von ELENA einen Zuschuss über 3,5 Millionen Euro erhalten. Mit dem Energiewende-Programm RenoWatt fördert B.E.FIN die Sanierung öffentlicher Gebäude. Schwerpunkte sind:

  • Auswahl öffentlicher Gebäude mit Sanierungsbedarf und Bündelung der Vorhaben
  • Einleitung eines Vergabeverfahrens für die Maßnahmen
  • Unterstützung der öffentlichen Einrichtungen bei der Durchführung

Vier Fünftel der öffentlichen Gebäude in Wallonien wurden vor 1991 gebaut, gibt EIB-Energieexpertin Paola Mendez zu bedenken. „Die müssen saniert werden, wenn Wallonien seine Klima- und Energieziele erreichen will.“ Dazu gehört auch das EU-Ziel, jedes Jahr drei Prozent der öffentlichen Gebäude zu sanieren.

In Wallonien werden mit dem Programm 500 Gebäude saniert, wodurch ihr Energieverbrauch um rund 35 Prozent gegenüber heute sinkt. Damit könnten jährlich 7 545 Tonnen CO2 eingespart werden.

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©Dagmara_K/ Shutterstock

Litauen modernisiert Fernwärmeleitungen

Die Fernwärmeleitungen in Vilnius stammen noch aus dem vergangenen Jahrhundert und haben so langsam ausgedient. Entsprechend groß ist die Gefahr von Lecks und Ausfällen. Deshalb will die Stadt die alten Leitungen nun auf 17 Kilometern durch moderne, gut gedämmte Rohre ersetzen. Hinzu kommen vier Kilometer Rohrleitungen, damit neue Häuser und öffentliche Gebäude an das Fernwärmenetz angeschlossen werden können.

„Das Fernwärmenetz in Vilnius muss modernisiert und ausgebaut werden“, bringt es Karolina Żelawska-Pałasz auf den Punkt, die bei der EIB im Firmenkreditgeschäft tätig ist. Dafür vergibt die EU-Bank einen langfristigen Kredit über 43 Millionen Euro an das Unternehmen Vilniaus Šilumos Tinklai, das die Stadt mit Fernwärme und Warmwasser versorgt.

Geplant sind auch ein neues Biomasse- und Solarkraftwerk sowie die Installation einer Absorptionswärmepumpe für eine effizientere Wärmeerzeugung. So soll die Wärmeversorgung von 200 000 Wohnungen verbessert werden. Die neuen Anlagen sind energieeffizienter und stoßen weniger CO2 und andere Luftschadstoffe aus.

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©Andrea Slatter/ Shutterstock