Auf dem dritten Weltforum der Kreislaufwirtschaft kamen letzte Woche in Helsinki führende Köpfe aus Wirtschaft, Politik, Forschung und Innovation zusammen. Worum ging es?
Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz gehören zusammen
Im Kampf gegen den Klimawandel spielt die Kreislaufwirtschaft eine Schlüsselrolle. „Wenn wir die Pariser Klimaziele erreichen wollen, müssen wir unsere CO2-Emissionen senken. Allein 60 Prozent ließen sich durch Kreislaufwirtschaft in der Schwerindustrie einsparen. Und das wäre auch noch am kostengünstigsten“, so Peter Börkey auf der Konferenz. Er ist bei der OECD für Abfallwirtschaft und Ressourcenproduktivität zuständig.
20 Prozent der weltweiten Emissionen entfallen heute auf einige wenige Stoffe: Stahl, Kunststoff, Aluminium und Zement. Geschieht nichts, wird allein dadurch die Temperatur auf der Erde um zwei Grad steigen.
Die Kreislaufwirtschaft setzt auf Materialeffizienz, weniger Verschwendung (ein Drittel aller weltweit erzeugten Lebensmittel wird weggeworfen) und gemeinsame Nutzung statt Neukauf. Und das sind nur einige Beispiele für Maßnahmen, die auch dem Klimaschutz dienen.
Städte sind Wiege und Motor der Kreislaufwirtschaft zugleich
In einer Haupt- und drei Begleitveranstaltungen ging es um die Rolle der Städte. Kein Wunder, dass dieses Thema im Zentrum der Debatte stand, denn Städte verbrauchen 70 Prozent der weltweiten Ressourcen und erzeugen 50 Prozent des gesamten Abfalls. Ihr Kreislaufpotenzial ist also enorm:
- Städte bilden mit all den Menschen und Unternehmen auf engem Raum ein Ökosystem, in dem Güter und Ressourcen effizient gemeinsam genutzt werden können.
- Sie können unabhängig Entscheidungen treffen und damit wichtige Impulse setzen, indem sie Aufträge für Produkte, Dienstleistungen oder Gebäude kreislauforientiert vergeben. Damit können wachsende Städte Müll vermeiden und so ihre Abfallprobleme in den Griff bekommen.
Auf der Konferenz stellte die Europäische Investitionsbank ihre neue Publikation Städte: in 15 Schritten zur Kreislaufwirtschaft vor. Sie skizziert eine Vision und enthält konkrete Ratschläge für den Weg in die Kreislaufwirtschaft. Die Bank der EU wird außerdem einen Finanzierungsleitfaden veröffentlichen, der mit Unterstützung der Plattform für Investitionsberatung erstellt wird.
Wir müssen schneller handeln
„Denkt in größeren Dimensionen“ – so lautete die Kernbotschaft der Konferenz. Immer wieder beklagten die Redner, dass es auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft zu langsam vorangeht. Wir kennen die Lösungen, aber wir setzen sie nicht schnell genug um.
Laut dem Circularity Gap Report der Organisation Circle Economy funktioniert die Weltwirtschaft nur zu neun Prozent in Kreisläufen – und wir bewegen uns weiter in die falsche Richtung. Zusammenarbeit, globale Vorreiter und umfangreiche Investitionen werden als entscheidende Faktoren genannt, damit die Kreislaufwirtschaft Wirklichkeit wird.
„Ich bin sehr ungeduldig, aber ich bin auch optimistisch, denn die Unternehmen haben es jetzt begriffen. Wir müssen keine zwanzig Jahre warten, wir können viel schneller handeln als beim Klimawandel“, meinte die niederländische Umweltministerin Stientje van Veldhoven.
Die Niederlande haben sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2050 vollständig zirkulär zu wirtschaften. Viele andere Länder haben ähnliche Pläne, vor allem in der EU. Aber dafür müssen jetzt alle Teile der Gesellschaft an einem Strang ziehen.
Wir sollten gemeinsam auf Hans Bruyninckx hören, den Exekutivdirektor der Europäischen Umweltagentur: „Macht es einfach!“
Wenn Sie die Konferenz verpasst haben, können Sie die Redebeiträge hier noch einmal ansehen: https://www.sitra.fi/en/events/wcef2019-programme/#
Die Europäische Investitionsbank war ein wichtiger Konferenzpartner und bekräftigte ihre Zusage, die Kreislaufwirtschaft stärker mit Finanzierungs- und Beratungsangeboten zu fördern. In den vergangenen fünf Jahren hat die EIB mit insgesamt 2,3 Milliarden Euro entsprechende Projekte finanziert. Hier erfahren Sie mehr darüber, wie die Europäische Investitionsbank die Kreislaufwirtschaft unterstützt.