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Als Stefano Proietti noch ein junger Ingenieurstudent in Italien war, wollte er die Herstellungsprozesse von Unternehmen umweltfreundlicher machen. Heute leistet er dabei ganze Arbeit: in der Stahlbranche in Umbrien.

Proietti arbeitet für das finnische Unternehmen Tapojärvi, das sich auf die Verarbeitung von Nebenprodukten aus der Stahlherstellung spezialisiert hat. 2022 erhielt das Unternehmen einen 18-Millionen-Euro-Kredit von der Europäischen Investitionsbank. Damit arbeiten die Finnen in einem Stahlwerk in Umbrien an neuen Möglichkeiten, um Schlacke zu verarbeiten. Schlacke entsteht, wenn Verunreinigungen aus geschmolzenem Stahl entfernt werden. Nach dem Erkalten liegt sie als sehr dichtes mineralisches Gestein vor und kann vielseitig weiterverwendet werden, etwa für Asphaltbeläge im Straßenbau.

Das Stahlwerk in Terni (Italien)
Tapojärvi Italia

Eine „riesige Herausforderung“

Stefano Proietti, Geschäftsführer von Tapojärvi Italy Tapojärvi Italia

Der EIB-Kredit war ein entscheidender Moment für Proietti, Geschäftsführer von Tapojärvi Italy. Ihm war sofort klar, welches Potenzial das Projekt bietet. „Ein Stahlwerk mitten in der Stadt ist eine riesige Herausforderung für die Menschen“, weiß er. „Es macht Lärm, verbraucht enorme Mengen an Wasser und braucht Mülldeponien.“

In besagtem Stahlwerk in Terni, in Umbrien, rund 100 Kilometer nördlich von Rom, gibt Tapojärvi der Schlacke ein neues Leben. Dabei wird das Metall aus der Schlacke entfernt und im Stahlwerk recycelt. Statt jedoch wie bisher die restliche Schlacke auf der Deponie abzuladen, wird sie nun für die Weiterverwendung in anderen Produkten verarbeitet.

Das neue Recycling-Verfahren von Tapojärvi holt nicht nur mehr Metall aus der Schlacke als herkömmliche Methoden, es hat noch weitere Vorteile: Es verursacht weniger Lärm, Staub, Transportkosten und CO2-Emissionen, weil die Fahrten zur Deponie jetzt entfallen. Die bessere Umweltbilanz ist ein wichtiger Punkt für die Menschen rund um das Stahlwerk, schließlich liegen die ersten Häuser nur 60 Meter entfernt.

Erfolgreicher erster Test

Tapojärvi steht kurz davor, die Früchte seiner Investitionen zu ernten. Das neue Verfahren ist bereit, und die endgültigen Genehmigungen werden nun erteilt. Die gewonnene Schlacke wird als Füllstoff in Beton und Asphalt im Straßenbau verwendet. 2023 hat Italien die Füllstoffe von Tapojärvi bereits auf einem Teilstück der Regionalstraße 209 in Umbrien getestet und konnte dadurch Rohstoffe einsparen.

Der neue Schlacke-Prozess ist nicht nur umweltfreundlicher, er schafft auch Arbeitsplätze für die Menschen in der Region. Weil dies neue Qualifikationen erfordert, standen am Anfang des Projekts Schulungen in der neuen Technologie und den neuen Verfahren an. „Unsere Belegschaft in Italien musste die neuen technischen Verfahren erst erlernen. Das bedeutete auch, ihr Englisch aufzufrischen, um mit unseren finnischen Kolleginnen und Kollegen zusammenzuarbeiten“, so Proietti. „Das Ganze war daher mehr als nur die Zusammenarbeit zweier Unternehmen – es war ein italienisch-finnischer Kulturaustausch.“

Arbeiter überwachen den Schlacke-Prozess im Werk in Terni
Tapojärvi Italia

Stahlförderung in Europa

Die europäische Stahlindustrie beschäftigt fast 2,6 Millionen Menschen und wird von der EU unterstützt. Gleichzeitig fordert die EU auch, die Emissionen zu reduzieren. Rund fünf Prozent der CO2-Emissionen in der Europäischen Union (etwa sieben Prozent weltweit) gehen auf das Konto der Stahlindustrie.

„Die Investitionen der EIB im Stahlsektor harmonieren mit den Klimaschutzzielen der EU“, sagt Alessandro Sauro Montevecchi, der am Kredit für Tapojärvi mitgearbeitet hat. „Projekte, die die EIB im Stahlsektor finanziert, haben auch eine spürbare Wirkung für die Menschen. Sie sichern Arbeitsplätze durch die Modernisierung von Industrieanlagen, sie fördern die Regionalentwicklung über Innovations-Zentren, und sie verbessern die Luftqualität und schonen die Umwelt, indem sie Emissionen senken.“

So unterstützte die EIB im Juni 2024 den österreichischen Stahlhersteller Voestalpine mit einem Kredit über 300 Millionen Euro – für eine CO2-arme Stahlherstellung und moderne Produkte. Im Dezember 2023 half sie bei der Finanzierung des großen Stahlwerks von H2 Green Steel in Schweden. Durch den Einsatz von Wasserstoff bei der Stahlherstellung sollen hier bis zu 95 Prozent der Emissionen vermieden werden. Auch in Italien war die EIB bereits aktiv: Im Dezember 2022 unterstützte sie den italienischen Hersteller von Anlagen für die Stahlproduktion Danieli bei Innovations- und Kreislaufprojekten.