Vizepräsident Ambroise Fayolle eröffnete auf der COP27 das Panel „Driving investments for Climate in Africa – financing a green and just recovery through Global Gateway“. Organisiert wurde das Event, das am 8. November 2022 im EU-Pavillon stattfand, von der Generaldirektion Internationale Partnerschaften der Europäischen Kommission.

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Es gilt das gesprochene Wort


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Ich freue mich, Sie bei unserem Panel zur Finanzierung einer grünen und gerechten Erholung über Global Gateway begrüßen zu dürfen! Corona und die russische Invasion in der Ukraine haben viele Unsicherheiten für Investoren mit sich gebracht. In dieser Situation sehnt sich die Weltwirtschaft nach Stabilität, damit sie neu starten und sich transformieren kann.

Das Klima verändert sich schneller als wir uns anpassen können. Wir müssen im Turbo in die Emissionsreduktion investieren – oder auf dramatische Folgen gefasst sein. Noch ist das Zeitfenster zum Handeln offen.

Aber die globale Investitionslücke wird nicht kleiner. 2020 ließ Corona die Investitionen in Infrastruktur weltweit abstürzen. Erst knapp zwei Jahre später näherten sie sich wieder dem Niveau, das wir vor der Pandemie kannten.

Kurz gesagt: Die Welt braucht Impulse für neue Investitionen, und zwar jetzt und hier.

Wir sprechen über Investitionen in saubere Energie, in überflutungssichere Straßen und Brücken oder in Gebäude, denen auch eine extreme Hitzewelle nichts anhaben kann. Aber auch über Investitionen, um Gesundheitssysteme für künftige Pandemien zu wappnen und die Landwirtschaft auf trockenere Zeiten einzustellen. Investitionen, die Erwerbstätige mit den Qualifikationen ausstatten, die sie für die Jobs von morgen brauchen. Und Investitionen in die digitale Infrastruktur, weil Daten der Treibstoff für die Wirtschaft der Zukunft sind.

An dieser Stelle kommt Global Gateway ins Spiel. Global Gateway ist eine Initiative, mit der die EU Investitionen in besonders wichtigen Bereichen fördert. Bis 2027 sollen 300 Milliarden Euro mobilisiert werden – die Hälfte davon für Afrika. Das Geld fließt in Projekte, die ökologisch und gesellschaftlich nachhaltig sind, die Resilienz stärken und sozioökonomische Entwicklungschancen eröffnen. Damit unsere Wirtschaften und Gesellschaften über Kooperationen und Partnerschaften enger zusammenwachsen. Denn darauf sind wir angewiesen, wenn wir etwa an die Gesundheitsversorgung, Impfstoffe, Ernährungssicherheit, landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten und Klimaschutz denken.

In diesem Kontext definiert die Europäische Investitionsbank ihre Aufgabe als multilaterale Entwicklungsbank neu. Wir sind zur Klimabank Europas geworden. Die Qualität unserer Investitionen steht im Mittelpunkt. Wir wollen mit jedem einzelnen Euro die maximale Wirkung zu erzielen – für Umwelt, Nachhaltigkeit, Beschäftigung und Innovation.

Deshalb haben wir uns vorgenommen, so viel private Gelder wie möglich zu mobilisieren. Was wir bei den Investitionen brauchen, ist eine Revolution. Diese Revolution muss weit über den öffentlichen Sektor hinausgehen, um die grünen und nachhaltigen Chancen der 2020er-Jahre wirklich auszureizen. Und dazu müssen wir in der Green Finance neue Formen der weltumspannenden Zusammenarbeit umsetzen – im Sinne einer klimafreundlichen Wirtschaft. Der Finance in Common Summit kam im Oktober in Abidjan zu dem Schluss, dass der Klimawandel nur durch eine weltweite Kooperation und eine gleichzeitige Mobilisierung öffentlicher und privater Gelder aufzuhalten ist.

Öffentliche Institutionen müssen besonders intensiv darüber nachdenken, wie sie zusätzlichen Nutzen schaffen und mit ihren Wertversprechen private Investoren ins Boot holen können. Denn wir brauchen die Kreativität, die Risikobereitschaft und die finanzielle Schlagkraft des Privatsektors.

Der Klimabank-Fahrplan der EIB-Gruppe gibt die Marschroute bis 2025 vor und darüber hinaus. Unser Wandel zu Klimabank der EU bedingt gewisse Ziele, die mit Global Gateway auf einer Linie liegen:

  • Wir wollen den grünen Wandel mit begrenzten öffentlichen Mitteln hochskalieren und beschleunigen, um unsere Partner und den Privatsektor vor allem in Afrika mitzunehmen.
  • Wir werden verstärkt öffentliche und private Mittel kombinieren. 2021 startete die EIB beispielsweise eine Kooperation mit der Allianz bei einem Dachfonds, der Kapital für Klimaschutz in Entwicklungsländern mobilisiert. Mittlerweile gibt es ein erstes Investment – in den ARCH Cold Chain Solutions East Africa Fund. Dieser Fonds finanziert temperaturgesteuerte Lager- und Vertriebsinfrastruktur in Ostafrika, die Emissionen aus dem Verlust von Lebensmitteln nach der Ernte reduziert. Wir hoffen, dass sich demnächst weitere Partner dieser Initiative anschließen.
  • Wir unterstützen den Aufbau grüner Finanzierung über die Finanzmärkte – und freuen uns schon darauf, an der praktischen Anwendung der EU-Taxonomie mitzuwirken. Dabei kommen vor allem grüne und Klimaschutzanleihen zum Einsatz, weil sie die Mittelmobilisierung für nachhaltige Projekte deutlich steigern können. 2022 ist die Europäische Investitionsbank der größte Emittent grüner, sozialer und nachhaltiger Anleihen unter den multilateralen Entwicklungsbanken. Sie hat Klimaschutzanleihen für über 50 Milliarden Euro und Nachhaltigkeitsanleihen für rund 9 Milliarden Euro begeben.
  • Vor allem der Markt für Green Bonds ist bei seiner Expansion auf Schützenhilfe angewiesen. Und wir wissen aus Erfahrung, dass sich grüne Anleihen perfekt eignen, um das Green-Finance-Volumen auszuweiten. In den ärmeren Regionen der Welt gibt es sie jedoch zu selten. Die EIB steht bereit, um das Wachstum grüner Anleihen in Schwellen- und Entwicklungsländern voranzutreiben. Wir sind stolz, bei der Global Green Bonds Initiative dabei zu sein – einer Initiative von Team Europa, um grüne Anleihen in Schwellen- und Entwicklungsländern zu stärken. Zusammen mit führenden Entwicklungsfinanzierern aus Europa bringt die EIB Eigenkapital in einen Fonds ein, der grüne Anleihen auf den Märkten der Entwicklungs- und Schwellenländer kauft. Daneben erbringt die Global Green Bonds Initiative technische Hilfe, um die Emissionskapazität einheimischer Emittenten zu verbessern und Erstemittenten in Partnerländern unter die Arme zu greifen. Wir hoffen, dass der Fonds 2023 an den Start geht.
  • Ein weiteres Beispiel ist das Technische-Hilfe-Programm für ein grüneres Finanzsystem. Unter diesem Programm helfen wir Finanzinstituten und Unternehmen bei ihrem Debüt am Green-Bond-Markt und der Ausrichtung ihrer Aktivitäten auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft. Zusammen mit der Europäischen Kommission und weiteren EU-Stakeholdern wollen wir außerdem eine Plattform auf die Beine stellen, die in erste grüne Emissionen in Afrika investiert.
  • Und ein ganz wichtiger Punkt: Niemand darf auf der Strecke bleiben. Wir müssen dafür sorgen, dass ein gerechter Übergang auch für die Regionen, Menschen und Unternehmen gelingt, die besonders stark vom Klimaumbau der Wirtschaft betroffen sind – und mehr als alle andern unter den negativen Folgen des Klimawandels leiden.

Um den Klimaschutz vor allem in Afrika voranzutreiben, sind wir bereit, höhere Risiken einzugehen. Normalerweise finanzieren wir nur bis zu 50 Prozent eines Projekts. Bei Projekten, die hauptsächlich der Klimaanpassung dienen, erhöhen wir das jetzt auf 75 Prozent – und sogar auf bis zu 100 Prozent bei Projekten in den vulnerabelsten Teilen der Welt.

KlimaInnovation und Entwicklung gehören für uns untrennbar zusammen. Wir können es uns nicht leisten, dass Projekte in einem Land zulasten anderer Länder gehen. Das gilt für Energie ebenso wie für Impfstoffe oder Lebensmittel. Lassen Sie uns also globale Lösungen entwickeln, die gemeinsamen Zielen dienen und dabei die Schwächsten schützen!

All das gelingt nur mit einem starken Partnerschaftsmodell, das auf Vertrauen und Respekt aufbaut. Respekt, der zwischen Partnern wächst, die einander zuhören. Im Team Europa mobilisiert die Europäische Union zusammen mit den Mitgliedstaaten und europäischen Finanz- und Entwicklungsinstituten Kapital aus dem Privatsektor für mehr Investitionen. Ich versichere Ihnen: Die Europäische Investitionsbank und die EIB Global, unser Geschäftsbereich für Entwicklung, hören zu und antworten. Als Mitglied von Global Gateway und Team Europa stehen wir bereit, um in Sektoren, die für uns alle strategisch wichtig sind, zu starken Partnerschaften zwischen der Afrikanischen Union und der Europäischen Union beizutragen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!