Nach siebenjähriger Bauzeit ist das erste von der EIB (mit 95 Mio EUR) mitfinanzierte Großprojekt im Bildungssektor jetzt vollständig abgeschlossen. Bei dem neuen Campus der Universität Masaryk in Brno-Bohunice handelt es sich um die größte Investition im Hochschulbereich in Mittel- und Osteuropa.
„Dass wir heute hier vor diesem Campus stehen, ist ein kleines Wunder", sagte Petr Fiala, der Rektor der Universität. „Ein Bauplan geht auf das Jahr 1919 zurück, als die Universität Masaryk gegründet wurde. Es sollte zehn Jahre dauern, aber unseren Vorgängern gelang es nur, in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen die juristische Fakultät zu errichten. Der Rest ist ein Traum geblieben."
Die erfolgreiche Umsetzung des Campusprojekts bedeutet auch, dass es jetzt eine Infrastruktur gibt, die den strengen internationalen Standards in Bezug auf Bildung, Forschung und Entwicklung entspricht und gleichzeitig die Entwicklung einer ganzen Stadt und Region erleichtert. Die Universität Masaryk ist mit 4779 Beschäftigten, davon 2314 akademischen Mitarbeitern, der zweitgrößte Arbeitgeber in der Region Südmähren. Der neu errichtete Campus beim Universitätskrankenhaus Brno (Brünn) mitten in Bohunice ist ein wichtiger Teil der Universität. Auf dem mehr als 42 Hektar großen Gelände wird die naturwissenschaftliche, die medizinische und die sportwissenschaftliche Fakultät untergebracht werden.
Rund 5000 Studenten und 1000 wissenschaftliche Forscher werden die 24 Gebäude, die Bibliothek, die Unterrichtsräume, das Auditorium und die Sporthalle nutzen. Eine überdachte Fußgängerbrücke verbindet das Gelände mit dem Krankenhaus Bohunice, wo Medizinstudenten Vorlesungen besuchen können und wo geforscht wird. Um den Transport und die Unterbringung zu erleichtern, plant die Stadt Brno den Bau von Schlafsälen bis Ende 2011 sowie einer Straßenbahnlinie in die Randgebiete von Bohunice in den nächsten drei Jahren.
Besondere Vorkehrungen für behinderte Studenten
Ein besonderes Kennzeichen der Universität ist ihre Politik in Bezug auf Studenten mit Behinderungen. Die Universität Masaryk ist die einzige tschechische Universität, in der der Anteil der Studenten mit Seh- bzw. Hörbehinderungen dem Anteil der Behinderten innerhalb der tschechischen Bevölkerung entspricht. Leitstreifen, akustische Navigationshilfen und tastbare Orientierungshilfen stehen Studenden mit Sehbehinderungen zur Verfügung. Des Weiteren stellt ein Supportzentrum für Studenten mit besonderen Bedürfnissen sicher, dass sie Zugang zu allen von der Universität anerkannten Studienfächern haben und in den Genuss der gleichen Bildungsstandards kommen wie die übrigen Studenten. 2010 wurden 350 behinderte Studenten in Hochschulstudiengänge eingeschrieben; 83 von ihnen waren blind oder hatten Sehbehinderungen und 91 waren taub oder hatten Hörbehinderungen.
Starke Betonung der wissenschaftlichen Forschung
Die Universität Masaryk hat auch in Wettbewerben um Forschungszuschüsse eine führende Position erlangt und investiert auf ihrem neuen Universitätscampus erhebliche Mittel, um ihre Forschungs- und Lehrkapazitäten auszuweiten. Sie entwickelt zurzeit Instrumente für den Transfer von Wissen und eine verbesserte Förderung von Forschung und Innovation. Die Universität beteiligt sich beispielsweise in der Europäischen Union und anderen Ländern stark an Mobilitätsinitiativen und Forschungsprogrammen, die es Absolventen von Bachelor- oder Master-Studiengängen anderer Hochschulen ermöglichen, an der Universität Masaryk den Master-Abschluss zu erlangen oder zu promovieren. Darüber hinaus wurden zwischen Oktober 2010 und März 2011 sechs Anträge auf industriellen/rechtlichen Schutz für Forschungsergebnisse der Universität Masaryk gestellt. Die Universität verfügt über insgesamt 18 Teams, die an langfristigen Forschungsprogrammen (seit 2005 als Hellas-Programme bezeichnet) mitwirken, fünf Forschungszentren und 17 Primärforschungszentren.
Zweitgrößter Darlehensnehmer der EIB in den neuen Mitgliedstaaten
Die Tschechische Republik ist gemessen am Darlehensvolumen der zweitgrößte Darlehensnehmer der EIB unter den Mitgliedstaaten. Sie ist der EU nach 2004 beigetreten. Seit 1990 hat die EIB 14,4 Mrd EUR für Projekte bereitgestellt, die die Integration der Tschechischen Republik in die Europäische Union fördern. Die Finanzierungstätigkeit der EIB betrifft alle Wirtschaftszweige – von der Basisinfrastruktur über die verarbeitende Industrie bis zum Dienstleistungssektor – sowie die Entwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft. Über örtliche Finanzinstitute werden auch kleine und mittlere Unternehmen unterstützt. Die für den Bildungssektor gewährten Finanzierungen beliefen sich im Zeitraum 2002-2010 auf 164 Mio EUR. Die Finanzierung der Wissensgesellschaft ist eine der Prioritäten der EIB; hierfür wurden 2010 17 Mrd EUR zur Verfügung gestellt.