Rede von Vizepräsident Ambroise Fayolle im „Leaders Segment“ der UN-Wasserkonferenz 2023


Es gilt das gesprochene Wort


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Sehr geehrte Damen und Herren,

die Wissenschaft sagt uns: Das Wasser auf unserem Planeten ist älter als die Sonne, und das Leben begann im Ozean. Wasser ist die Voraussetzung für alles Leben auf der Erde. Alle lebenden Organismen bestehen überwiegend aus Wasser. Wasser ist unsere Vergangenheit, unsere Gegenwart und unsere Zukunft.

Aber die begrenzten Süßwasserressourcen der Erde sind schon jetzt überlastet: durch wachsende Bevölkerungen, wasserhungrige Volkswirtschaften und den Klimawandel. Dies ist eine Gefahr für unser kostbares Naturkapital, unsere Nahrungsmittelversorgung, die Stabilität der Gesellschaften auf der ganzen Welt und unser aller Leben. Und jetzt ermahnt uns der aktuelle Synthesebericht zum sechsten IPCC-Sachstandsbericht erneut, dass weitverbreitete und schnelle Veränderungen in der Atmosphäre, im Ozean, in der Kryosphäre und der Biosphäre stattgefunden haben. Der menschengemachte Klimawandel wirkt sich bereits auf viele Wetter- und Klimaextreme in allen Regionen der Welt aus. Dies hat in vielen Regionen zu spürbaren Folgen und zu Verlusten und Schäden für Natur und Menschen geführt. Oft geht es dabei auch um Wasser.

Als Klimabank der Europäischen Union vergibt die Europäische Investitionsbank mindestens die Hälfte ihrer jährlichen Finanzierungen für Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit. Wasser steht im Mittelpunkt unserer ehrgeizigen Strategie, unsere Finanzierungen für die Klimaanpassung bis 2025 zu verdreifachen.

Erst gestern haben wir unsere neue strategische Orientierung für Finanzierungen im Wassersektor veröffentlicht.

  • Sie zeigt, welche Arten von Investitionen die Wirkung unseres Handels verstärken und uns unseren Klima- und Umweltzielen schneller näher bringen. 
  • Sie rückt den Beitrag zum Schutz von Natur und Biodiversität und deren Bedeutung stärker in den Fokus.
  • Und sie zeigt zum ersten Mal auf, wie wichtig Investitionen in landwirtschaftliche Wassersysteme sind.

Unsere Ziele sind klar: Wir finanzieren und mobilisieren zusätzliche Investitionen für bessere Wasserversorgungssysteme, für eine Transformation der Wasserbewirtschaftung und für mehr Resilienz gegenüber Überschwemmungen und Dürren auf der Welt.  

Die Europäische Investitionsbank hat in den vergangenen Jahrzehnten über 80 Milliarden Euro in Wasserprojekte investiert – allein 15,5 Milliarden Euro in den letzten sechs Jahren.

30 Prozent unserer Kredite im Wassersektor vergeben wir aktuell außerhalb der EU, oft in den am stärksten betroffenen und am wenigsten entwickelten Binnenländern. Mit unseren Projekten fördern wir die Dürreresilienz in Malawi, die Wasser- und Sanitärversorgung in Niger bis hin zur Abwassersammlung in Usbekistan. Aktuell finanzieren wir Projekte zum Hochwassermanagement in Benin, Wasserinfrastruktur in Mosambik und – zusammen mit unseren Partnern in der Region – eine Entsalzungsanlage im von Dürreperioden heimgesuchten Jordanien. Sie wird Millionen Menschen sauberes Wasser bescheren.

All diese Projekte erfordern eine effektive Zusammenarbeit. Partnerschaften zwischen öffentlichen Banken können für die UN-Wasserziele eine entscheidende Rolle spielen. Ein hervorragendes Beispiel ist für mich die Water Finance Coalition. In der 2020 gegründeten Organisation haben sich öffentliche Entwicklungsbanken zusammengeschlossen, um den Wasserdialog zu stärken und Zusammenarbeit, Allianzen und Wissensaustausch zu fördern. Ihr Ziel ist es, mehr öffentliche und private Mittel für den Wasser- und Abwassersektor zu mobilisieren. Die EIB ist eines der Gründungsmitglieder der Koalition, die unter der Federführung der französischen Entwicklungsagentur (AFD) gegründet wurde und derzeit von der lateinamerikanischen Entwicklungsbank CAF geleitet wird.

Meine Damen und Herren,

wir haben heute die einzigartige Chance, das Thema Wasser ganz oben auf die globale Agenda zu setzen und die bevorstehende Krise offensiv anzugehen. Wir müssen aufhören, unsere kostbarste Ressource als gegeben zu betrachten und sie als das sehen, was sie wirklich ist: ein lebenswichtiges Gut, ohne das unser Planet und die Menschen nicht überleben, geschweige denn gedeihen können.   

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!