Erneuerbare Energien: Kleinunternehmer in Bruck investieren gemeinsam gegen den Klimawandel

Die Kleinstadt Bruck an der Leitha, 45 Kilometer südöstlich von Wien, ist Vorreiter für die Energiewende in Österreich. Zuletzt schlossen sich 52 Investoren aus der Region zusammen, um sich an einem innovativen Finanzierungsmodell zu beteiligen. Biolandwirt Friedrich Metzker ist stolz auf sein Investment. „Im Jahr 2000 sind wir auf biologischen Anbau umgestiegen, um Obst und Gemüse nachhaltiger zu erzeugen“, erzählt er. „Seitdem nutzen wir im Betrieb und zu Hause Energie aus erneuerbaren Quellen. Bioanbau und erneuerbare Energien ergänzen sich bestens.“

Mit ihrem ersten Windpark im Jahr 2000 hatte die Stadt den Plan in Angriff genommen, sich komplett mit Energie aus erneuerbaren Quellen zu versorgen. Eine Organisation ohne Erwerbszweck sollte drei Vorhaben vorantreiben: eine Biogasanlage, ein Biomasse-Heizkraftwerk und Windparks. „Mit dem jüngsten Windenergieprojekt sind rund 20 Arbeitsplätze entstanden“, erzählt Michael Hannesschläger, der Geschäftsführer der Windparks. „In einer Zeit, in der der Einzelhandel hier unter der Konkurrenz aus Wien leidet mit entsprechenden Folgen für den Arbeitsmarkt, ist das bemerkenswert.“

Die zwölf Turbinen mit einer Leistung von insgesamt 36 Megawatt produzieren saubere Energie für 27 000 Haushalte. Dieses jüngste Projekt wird durch ein Darlehen im Rahmen der „Investitionsoffensive für Europa“ ermöglicht, für deren Finanzierungskomponente die Europäische Investitionsbank zuständig ist. Die EU-Investitionsoffensive soll innerhalb von drei Jahren zusätzliche Investitionen von 315 Milliarden Euro anschieben. Die EIB kann damit Projekte fördern, die in der Vergangenheit zu risikoreich gewesen wären. Beim Windpark Bruck kann sie nun einen größeren Teil der Finanzierung übernehmen. „Dies ist das erste Projekt der Investitionsoffensive, das wir in Österreich finanzieren“, sagt Melchior Karigl, Experte für erneuerbare Energien bei der Europäischen Investitionsbank. „Hier wird in saubere Energien investiert, und deshalb konnte die EIB fast 75 Prozent der Gesamtprojektkosten abdecken – viel mehr als sonst üblich.“

Ein Bürgerbeteiligungsprojekt

Mit dem Windpark sind rund 20 Arbeitsplätze entstanden.

Mit dem Windpark sind rund 20 Arbeitsplätze entstanden.

Das Projekt wird von 52 Anteilseignern aus der Region mitgetragen, die sich in einer Kommanditgesellschaft zusammenschlossen. Dieser regionale Bezug könnte sich positiv auf die Akzeptanz der Windparks auswirken. Ein Viertel der Investoren sind Landwirte. Durchschnittlich beteiligten sich die Investoren mit 100 000 Euro. „Die EIB arbeitet oft mit größeren Unternehmen zusammen. Hier aber hat es uns die Investitionsoffensive ermöglicht, eine Gruppe von Kleinunternehmern zu unterstützen und ein größeres Projektrisiko zu übernehmen als bei früheren Festland-Windparks“, erklärt Karigl. „Das schafft einen hohen Zusatznutzen.“


Biolandwirt Friedrich Metzker ist stolz auf seine Beteiligung an dem innovativen Projekt (www.metzker.at).

Biolandwirt Friedrich Metzker ist stolz auf seine Beteiligung an dem innovativen Projekt (www.metzker.at)

Auch die Energiepark Bruck Leitha GmbH zählt zu den Investoren. Das Unternehmen hat in der Region bereits sechs Windparks mit einer Gesamtleistung von 147 Megawatt gebaut. „Das Engagement der EIB hat sehr dazu beigetragen, dass dieses Projekt verwirklicht werden konnte, vor allem durch die Risikominderung“, meint Hannesschläger. „Für ein kleines Unternehmen ist es sinnvoll, über den Tellerrand hinauszuschauen und eine europäische Finanzierung zu beantragen.“

Die Investorengemeinschaft ist sehr stolz auf „ihren“ Windpark. Wie nach österreichischem Recht vorgesehen, wird der gesamte Strom in das Netz eingespeist. Abnehmer ist eine staatliche Organisation, die Ökostrom auf dem freien Markt weiterverkauft. „Wir sind stolz darauf“, so Landwirt Metzker.


Die zwölf Turbinen mit einer Leistung von insgesamt 36 Megawatt produzieren jetzt saubere Energie für 27 000 Haushalte.

Die zwölf Turbinen mit einer Leistung von insgesamt 36 Megawatt produzieren jetzt saubere Energie für 27 000 Haushalte.

Günstiges Umfeld für grüne Energie in Österreich

Österreich bietet ein wirtschaftlich und politisch günstiges Umfeld für Erneuerbare-Energien-Anlagen. Landesweit hat das schon erhebliche Kosten- und CO2-Einsparungen ermöglicht. Im Jahr 2002 wurde ein Einspeisetarif eingeführt. Das bedeutet, dass das örtliche Energieunternehmen jede Kilowattstunde Ökostrom, die erzeugt wurde, zu einem Festpreis abnimmt. Die Tarife wurden so angesetzt, dass sich viele erneuerbare-Energien-Anlagen wirtschaftlich lohnen.

Die Resonanz auf diese Neuerung war doppelt so groß wie vom Staat erwartet. Mit einem Ökostromanteil von acht Prozent übertraf Österreich so im Jahr 2006 sein Ziel von vier Prozent für erneuerbare Energien. „Über 15 Prozent der installierten Windkraftleistung in Österreich werden in der Region erzeugt“, so Hannesschläger. „Der hohe Anteil ortsnaher Investoren bedeutet eine starke Identifikation mit der Windkraft und mit den erneuerbaren Energien allgemein.“

Heute produziert die Region mehr Ökostrom, als sie im ganzen Jahr verbraucht.