>@Cecilie_Arcurs/Getty Images
©Cecilie_Arcurs/ Getty Images

Der zweite Teil der EIB-Klimaumfrage 2022–2023 untersucht, wie die Menschen in einer sich rasch verändernden Welt zum Klimawandel stehen. Dieses Mal geht es darum, was die Menschen individuell gegen den Klimawandel tun.

  • Für 72 Prozent der unter 30-Jährigen in Österreich ist die Haltung eines potenziellen Arbeitgebers zum Klima ein wichtiges Kriterium bei der Jobwahl; für 21 Prozent hat dieser Aspekt sogar oberste Priorität
  • 54 Prozent befürworten die Einrichtung eines CO2-Budgets gegen die größten Klimasünden (63 Prozent der unter 30-Jährigen)
  • 65 Prozent würden mehr für klimaverträgliche Lebensmittel ausgeben
  • 78 Prozent befürworten die Kennzeichnung aller Lebensmittel, um Klima und Umwelt zu schützen
  • 59 Prozent befürworten strengere staatliche Maßnahmen, um das individuelle Verhalten zu ändern (72 Prozent der unter 30-Jährigen)

Dies sind einige Ergebnisse der heute veröffentlichten jährlichen Klimaumfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) vom August 2022. Die EIB ist die Bank der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen und der weltweit größte multilaterale Geldgeber für Klimaprojekte.

Eigenes Verhalten und strengere staatliche Maßnahmen

Der Ukrainekrieg und seine Folgen wie steigende Energiepreise und Inflation haben große Ängste vor einem Kaufkraftverlust geschürt. Trotzdem sehen die meisten Befragten in Österreich den Klimawandel und die Umweltzerstörung nach wie vor als die größten Herausforderungen für ihr Land. Eine deutliche Mehrheit (70 Prozent, 2 Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt) ist davon überzeugt, mit ihrem eigenen Verhalten etwas gegen die Klimakrise tun zu können.

Viele sind der Ansicht, dass es auch Aufgabe des Staates ist, die Menschen zu Verhaltensänderungen zu bewegen. Eine Mehrheit der Befragten in Österreich (59 Prozent) befürwortet dafür strengere staatliche Maßnahmen (bei den unter 30-Jährigen sogar 72 Prozent).

>@Graphic workshop/EIB

Kriterien bei der Jobwahl

Für Arbeitsmarkt-Einsteiger spielt die Haltung des künftigen Arbeitgebers zum Klima eine immer größere Rolle. Die meisten Befragten (54 Prozent) erwarten schon jetzt von einem potenziellen Arbeitgeber, dass er auf Nachhaltigkeit achtet. Für 14 Prozent der Jobsuchenden hat das sogar Priorität. Bei den 20- bis 29-Jährigen – die in der Regel erstmals eine Stelle suchen – bezeichnen mehr als zwei Drittel (72 Prozent) die Nachhaltigkeit als wichtigen Faktor. Für 20 Prozent hat dieses Kriterium sogar absolute Priorität.

>@Graphic workshop/EIB

Begrenzung des individuellen Verbrauchs

Die Mehrheit der Befragten in Österreich (54 Prozent) wäre für ein CO2-Budget, bei dem jede Person pro Jahr eine begrenzte Anzahl an Emissionsrechten für CO2-intensive Dinge erhält (wie nichtessenzielle Güter, Flüge und Fleisch). Mit dieser Meinung liegt Österreich in etwa gleichauf mit Deutschland (56 Prozent).

Interessant ist, dass sich die Befürworter dieser Maßnahme in Österreich gleichmäßig über alle Einkommensgruppen verteilen (jeweils 53 Prozent der Befragten mit niedrigerem und mittlerem Einkommen und 58 Prozent der Befragten mit höherem Einkommen). 63 Prozent der unter 30-Jährigen befürworten eine CO2-Rationierung. Andererseits sind 54 Prozent der über 65-Jährigen dagegen.

Lebensmittel-Kennzeichnung und Preise

Die Produktion von Lebensmitteln ist für einen signifikanten Anteil der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Damit sich die Menschen beim Einkaufen für nachhaltigere Erzeugnisse entscheiden können, sind 78 Prozent der Befragten in Österreich dafür, auf allen Lebensmittelprodukten die jeweilige Klimabilanz anzugeben. Bei dieser Meinung liegt Österreich in etwa gleichauf mit Deutschland (80 Prozent).

Außerdem wären 65 Prozent der Befragten in Österreich bereit, etwas mehr für Lebensmittel auszugeben, wenn sie regional und nachhaltig produziert sind (knapp über den 61 Prozent in Deutschland). Mehrheitlich sind die Menschen unabhängig vom Einkommen bereit, mehr für Lebensmittel auszugeben (61 Prozent bei den Befragten in den unteren Einkommensgruppen, 72 Prozent der Befragten mit höherem Einkommen).

Weniger Fleisch und Milchprodukte zu verzehren, wäre auch eine effiziente Lösung für weniger Treibhausgase. Knapp die Hälfte der Menschen in Österreich (48 Prozent) würde befürworten, die Menge an Fleisch und Milchprodukten zu begrenzen, die zum Kauf verfügbar sind (in etwa gleichauf mit den 49 Prozent in Deutschland).

Dabei gibt es kaum einkommensbedingte Unterschiede. Gutverdienende sind im Allgemeinen dafür (54 Prozent), sozial Schwache etwas weniger (49 Prozent). Klare Unterschiede gibt es hingegen zwischen den Generationen: 56 Prozent der unter 30-Jährigen sind für eine Begrenzung. Bei den über 65-Jährigen sind es nur 37 Prozent.

EIB-Vizepräsident Thomas Östros: „Die Ergebnisse der EIB-Klimaumfrage zeigen, dass die Österreicherinnen und Österreicher mehr als bereit sind, durch ihr Verhalten zum Klimaschutz beizutragen. Als Klimabank der EU begrüßen wir dieses Engagement. Wir müssen den Menschen ermöglichen, selbst etwas gegen die Klimakrise zu tun. Deshalb finanzieren wir grüne Projekte für nachhaltigen Verkehr, erneuerbare Energien und energieeffiziente Gebäude. 2022 haben wir dafür in Österreich 377 Millionen Euro bereitgestellt. Wir unterstützen weiterhin Projekte und Initiativen, die die grüne Wende beschleunigen. Dabei suchen wir nach innovativen Lösungen, die eine Zukunft in Wohlstand für alle ermöglichen.“

Hintergrundinformationen

Die Umfrage der EIB zum Klimawandel

Die Europäische Investitionsbank hat in ihrer fünften jährlichen Klimaumfrage Menschen zum Klimawandel befragt. Gemeinsam mit dem Marktforschungsunternehmen BVA wollte sie herausfinden, welche Einstellungen und Erwartungen die Menschen zum Klimaschutz haben. Für die Umfrage wurde im August 2022 in jedem der 30 teilnehmenden Länder eine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung ab 15 Jahren befragt – insgesamt mehr als 28 000 Menschen.

Die Europäische Investitionsbank

Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten der EU. Die EIB-Gruppe hat einen Klimabank-Fahrplan verabschiedet, um ihre ehrgeizigen Ziele zu erreichen: In den zehn Jahren bis 2030 will sie eine Billion Euro für Klimaschutz und ökologisch nachhaltige Investitionen mobilisieren und bis 2025 mehr als 50 Prozent ihrer Finanzierungen für Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit bereitstellen. Gemäß dem Fahrplan richtet die EIB-Gruppe außerdem seit Anfang 2021 alle neuen Finanzierungen an den Zielen und Grundsätzen des Pariser Abkommens aus.

Die EIB Global ist der neue Geschäftsbereich der EIB-Gruppe für wirksamere internationale Partnerschaften und Entwicklungsfinanzierungen. Sie arbeitet als Teil von Team Europa eng und zielorientiert mit anderen Entwicklungsfinanzierungsinstituten und der Zivilgesellschaft zusammen. Über unsere Büros in aller Welt bringt die EIB Global die EIB-Gruppe näher zu den Menschen, Unternehmen und Institutionen vor Ort.

BVA

BVA ist ein Meinungsforschungs- und Beratungsunternehmen, das als einer der innovativsten Marktforschungsanbieter in seinem Sektor gilt. Schwerpunkt seiner Arbeit ist das verhaltensbasierte Marketing. Durch die Kombination von Daten- und Sozialwissenschaften gelangt BVA zu aufschlussreichen und aussagekräftigen Untersuchungsergebnissen. Das Unternehmen ist Mitglied im Worldwide Independent Network of Market Research (WIN), einem globalen Netz weltweit führender Markt- und Meinungsforschungsunternehmen mit mehr als 40 Mitgliedern.