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  • 60 Prozent der kroatischen Unternehmen sehen ihr Geschäft durch den Klimawandel beeinträchtigt
  • 85 Prozent ergreifen Maßnahmen, um Treibhausgasemissionen einzudämmen
  • Unternehmen haben Pandemie zumeist besser überstanden als erwartet, doch neue Schocks testen ihre Belastbarkeit
  • Hauptsorge gilt Energiekosten, Unsicherheiten und Fachkräftemangel
  • Kroatische Firmen trotz eingetrübter Konjunkturerwartungen weiterhin optimistischer als der EU-Durchschnitt

Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat heute auf einer Veranstaltung mit der kroatischen Nationalbank die Ergebnisse ihrer jährlichen Investitionsumfrage vorgestellt. In der EU wurden erneut mehr als 12 000 Unternehmen befragt, davon 481 in Kroatien, in den USA 800 Firmen. EIB-Vizepräsidentin Teresa Czerwińska, der Gouverneur der kroatischen Nationalbank Boris Vujčić, der kroatische Finanzminister Marko Primorac und die Direktorin der Abteilung Volkswirtschaftliche Analysen der EIB Debora Revoltella zeichneten ein aktuelles Bild der kroatischen Wirtschaft und erläuterten, wie die Unternehmen die aktuellen Herausforderungen wahrnehmen und welche Chancen sie im Beitritt Kroatiens zum Euro- und Schengen-Raum sehen.

Aus der Umfrage geht hervor, dass sich die kroatische Wirtschaft in weniger als zwei Jahren von der Coronakrise erholt hat, aber angesichts der neuen Schocks weiter fragil ist. 2022 erwarteten neun von zehn Unternehmen einen Umsatz auf oder über dem vorpandemischen Niveau und vermeldeten neue Investitionen. Die Erwartungen der Firmen im Hinblick auf das wirtschaftliche und politische Klima, die Geschäftsaussichten und die Verfügbarkeit von Kapital sind allerdings zurückgegangen. Dennoch sind kroatische Unternehmen insgesamt optimistischer als der EU-Durchschnitt. Für neun von zehn Firmen sind die Energiekosten in Kroatien zum größten langfristigen Investitionshindernis geworden, zusammen mit dem Fachkräftemangel und der Unsicherheit über die Zukunft.

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Quelle: EIB-Investitionsumfrage 2022. Frage: „Erwarten Sie, dass sich die einzelnen Faktoren über die nächsten zwölf Monate verbessern, konstant bleiben oder verschlechtern werden?“ * Der Nettosaldo bezeichnet den Anteil der Unternehmen, die eine Verbesserung erwarten, abzüglich des Anteils derer, die mit einer Verschlechterung rechnen.

Klima und Energie: Kroatische Unternehmen auf Wendekurs

Fast sechs von zehn Unternehmen gaben an, dass Wetterereignisse ihr Geschäft beeinträchtigt haben. Jeder dritte kroatische Betrieb hat bereits Maßnahmen entwickelt oder investiert, um sich besser gegen physische Klimarisiken zu wappnen.

Die Energiekrise hat die Sorge über steigende Energiepreise verstärkt. Neun von zehn Unternehmen sehen die Energiekosten als langfristiges Investitionshindernis. Rund 36 Prozent der Unternehmen in Kroatien haben letztes Jahr in Energieeffizienz investiert. Das entspricht in etwa dem EU-Durchschnitt von 40 Prozent. Große Unternehmen und jene, die die Folgen des Klimawandels und der Energiekosten bereits spüren, investieren mehr in Energieeffizienz.

Der Zugang zu Kapital gibt weiter Anlass zur Sorge. 10 Prozent der Unternehmen in Kroatien haben Finanzierungsschwierigkeiten. Das sind mehr als im EU-Durchschnitt (6 Prozent), wie schon in den Jahren zuvor. Die Kategorie der Unternehmen mit Finanzierungsschwierigkeiten umfasst alle Befragten, die mit dem erhaltenen Finanzierungsbetrag unzufrieden waren, deren Finanzierungsantrag nicht genehmigt wurde oder die keine externe Finanzierung beantragten, weil sie die Kosten als zu hoch einschätzten oder mit einer Absage rechneten.

EIB-Vizepräsidentin Czerwińska: „Kroatien hat sich schnell und effektiv von der Pandemie erholt. Ich gratuliere der kroatischen Regierung zu ihrem Krisenmanagement! Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine stehen wir nun vor neuen Herausforderungen, die das nachhaltige wirtschaftliche und soziale Wachstum in Kroatien und der Europäischen Union gefährden. Wie unsere halbjährliche Investitionsumfrage zeigt, verstärkt die Energiekrise die Sorgen kroatischer Unternehmen über steigende Energiepreise. Die EIB-Gruppe steht wie in vergangenen Krisen bereit und wird Unternehmen in Kroatien helfen, auch diese Schwierigkeiten durchzustehen. Bis 2027 wollen wir bis zu 115 Milliarden Euro an neuen Investitionen mobilisieren, die in Einklang mit dem REPowerEU-Plan die saubere Energieversorgung diversifizieren, die Energiewende beschleunigen und die Energieeffizienz in der EU verbessern. Die EIB-Gruppe will dafür sorgen, dass Kroatien von dieser Investitionsoffensive möglichst umfassend profitieren kann.“

Debora Revoltella, Direktorin der Abteilung Volkswirtschaftliche Analysen: „Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage kommt es darauf an, die Investitionstätigkeit aufrechtzuerhalten und Synergien zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor zu nutzen. Nur so können wir die Erholung vorantreiben und die Wirtschaft resilienter machen. Kroatien muss dafür alle Mittel abrufen, die dem Land zur Verfügung stehen, etwa die EU-Mittel der Aufbau- und Resilienzfazilität sowie Gelder unter InvestEU und aus den operationellen Programmen für 2021–2027. Die Kombination von EU-Zuschüssen mit eigenen Mitteln und mit Darlehen, Eigenkapitalfinanzierungen oder anderen Finanzierungsinstrumenten ist entscheidend, damit in Kroatien und in der gesamten Europäischen Union der Übergang zu einer digitaleren und grüneren Wirtschaft gelingt. Außerdem müssen die Länder Unsicherheiten und Bürokratie abbauen, damit die Unternehmen mehr in Innovation und Qualifikation investieren.“

Langfristige Investitionshemmnisse bei kroatischen Unternehmen (in Prozent der Firmen)

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Quelle: EIB-Investitionsumfrage 2022. Frage: „In welchem Maße betrachten Sie die folgenden Faktoren als Investitionshindernis? Ist dies ein großes, ein geringes oder überhaupt kein Hindernis?“

Boris Vujčić, Gouverneur der kroatischen Nationalbank: „Es ist naheliegend, dass unsere Aufnahme in den Euro- und den Schengen-Raum das Wachstum ankurbelt und neue Investitionen anstößt, denn Investitionstrends spiegeln normalerweise die makroökonomischen Bedingungen in einem Land wider. Allerdings dürfen wir nicht vergessen, wie komplex das aktuelle Umfeld ist. Da geht eine hohe Inflation mit großen Unsicherheiten über künftige globale Trends in der Wirtschaft und Geopolitik einher. Außerdem werden die Aussichten durch die akuten Klimarisiken getrübt, die die Unternehmen und die Menschen in jedem Bereich betreffen und parallel zu den kurzfristigen Herausforderungen bewältigt werden müssen.“

Die Abteilung Volkswirtschaftliche Analysen der EIB

Die Abteilung Volkswirtschaftliche Analysen der EIB befasst sich mit Wirtschaftsforschung und volkswirtschaftlichen Studien. Außerdem untersucht sie die Investitionstätigkeit in der Europäischen Union und anderen Regionen. Sie unterstützt damit die Bank bei ihrer Arbeit und Positionierung und bei der Festlegung ihrer Strategien und Leitlinien. Das 45-köpfige Team wird von Chefvolkswirtin Debora Revoltella geleitet.