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  • Ein Brüsseler Start-up-Unternehmen bietet eine Selbstfinanzierungslösung an, mit deren Hilfe 27 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden und eine Eigentümergemeinschaft mit 430 Wohnungen in Anderlecht (Marius Renard 27) mit Energie versorgt wird
  • Ein neues Dach wird durch Ökostrom finanziert, der von einem Blockheizkraftwerk erzeugt wird, dessen Wirkungsgrad nahezu 100 Prozent beträgt
  • Die Finanzierung ist innovativ und wurde gemeinsam mit der Bürgergenossenschaft Energiris und der Bürgerplattform Ecco Nova (etwa zu einem Drittel), der EIB und Belfius (zu zwei Dritteln) gestaltet, sodass das Projekt mit Kosten von nahezu einer Millionen Euro durchgeführt werden kann, ohne dass die Miteigentümer selbst dafür bezahlen.

Watt Matters und seine Partner – u. a. die EIB gemeinsam mit Belfius – haben in Brüssel zugunsten einer Eigentümergemeinschaft ein innovatives Projekt eingeweiht, das auf einer in diesem Zusammenhang neuartigen Selbstfinanzierungslösung beruht. Die Miteigentümer des Gebäudes Marius Renard 27 ( ein 27-stöckiges Wohngebäude in Anderlecht) konnten sich über die Komplettsanierung ihres Daches in 100 Meter Höhe freuen, ohne selbst in die Tasche greifen zu müssen, da Watt Matters die Gesamtkosten des Projekts (950 000 Euro) vollständig finanziert hat. Watt Matters übernimmt die Projektkosten (nahezu eine Millionen Euro) im Rahmen einer Drittfinanzierungslösung, die sich auf eine Finanzierung durch Umwelt-engagierte Bürger (die Genossenschaft Energiris und die Crowdlending-Plattform Ecco Nova) und ein Belfius-EIB-Darlehen stützt. Die Kredite werden durch den Verkauf des vom Blockheizkraftwerk erzeugten Ökostroms an das Netz getilgt werden. Durch die Stromerzeugung werden außerdem die Energienebenkosten der Eigentümergesellschaft um 40 000 Euro pro Jahr gesenkt und gleichzeitig 27 Prozent (oder 292 Tonnen/Jahr) der CO2-Emissionen für die Heizung und den Strom der Gemeinschaftsflächen eingespart. „Marius Renard 27“ ist ein innovatives Projekt, das nur darauf wartet, kopiert zu werden.

Erhöhung des Wirkungsgrads „made in Brussels“

Auf technischer Seite kommen dem Projekt Innovationen zugute, die es ermöglichen, noch die letzte Energie aus dem Brennstoff herauszuholen. Das mit Erdgas befeuerte Blockheizkraftwerk besteht aus einem Stromerzeugungsaggregat (Stromerzeugung), bei dem die in der Regel verlorene Wärme zurückgewonnen wird, um das Gebäude zu heizen und Warmwasser zu bereiten (Wärmeerzeugung). Die sinnvolle und in Belgien einmalige Kombination von zwei Techniken, die den Wirkungsgrad erhöhen, durch die Unternehmen Vanparijs Engineers und ABC Technics, führt zu einem Wirkungsgrad von nahezu 100 Prozent. Es handelt sich dabei um ein neues Verfahren: eine erste Wärmepumpe nutzt die durch die Abwärme des Motors des Blockheizkraftwerks auf 30° C erwärmte Luft des Gehäuses und erwärmt damit Heizungswasser. Eine zweite Wärmepumpe kühlt die Abgase ab, um die Wärmerückgewinnung durch Kondensierung zu maximieren.

Umtriebige Bürger bekämpfen die Erderwärmung

2018 war von extremen Wetterlagen geprägt. Laut dem Bericht des Global Carbon Project 2018 (GCP) dürften die weltweiten CO2-Emissionen nach einer Erhöhung um 1,6 Prozent im Jahr 2017 im Jahr 2018 noch stärker um etwa 2,7 Prozent steigen. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger engagieren sich angesichts der Dringlichkeit des Problems und scheuen nicht davor zurück, selbst tätig zu werden und Geld in die Hand zu nehmen, um gegen die Erderwärmung zu kämpfen. Watt Matters ist aus der Bürgergenossenschaft Energiris entstanden, deren Mitglieder 195 000 Euro beigesteuert haben, um das Projekt zu finanzieren. Über die Plattform Ecco Nova haben weitere Bürger 99 000 Euro für die Projektfinanzierung bereitgestellt. Außerdem beteiligte sich eine große Mehrheit (91,5 Prozent) der Miteigentümer der Eigentümergesellschaft Marius Renard 27.

Belfius und die Europäische Investitionsbank, wichtige Partner für die Energiewende

Dem Projekt kam eine Finanzierung des Belfius Energy Efficiency Package (BEEP) zugute, eine von Belfius und der Europäischen Investitionsbank (EIB) im Rahmen des europäischen Instruments für private Finanzierungen im Bereich Energieeffizienz (PF4EE) entwickelte Finanzierungslösung. Die Initiative soll Investitionen in Energieeffizienz und die dezentrale Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen vorantreiben und erleichtern. Die Finanzierungslösung ist nicht nur für die zahlreichen Unternehmen gedacht, die direkt in Energieeffizienz investieren wollen, sondern kann auch für die Umsetzung von ähnlichen Projekten u. a. zugunsten von Unternehmen, öffentlichen Verwaltungen, Krankenhäusern, Schulen, öffentlichen und privaten Vereinen über ein Unternehmen des Energiesektors genutzt werden, das wie Watt Matters als Drittinvestor auftritt. Dank der für EU-Mittel geltenden Bedingungen, der exklusiven Garantie der EIB und der Teilrückerstattung von Kosten für Energieaudits (für die Unternehmen) möchte Belfius mit dieser Art der Finanzierung, konkret und gezielt dazu beitragen, den CO2-Ausstoß in Belgien zu senken, und so den Klimawandel bekämpfen. Klimafinanzierungen gehören für die EIB als Finanzierungsinstitution der Europäischen Union zu ihren strategischen Zielen. Sie setzt maßgeschneiderte Instrumente ein, um öffentliche und private innovative Projekte zu unterstützen, die die Erderwärmung wirksam bekämpfen.

Die Sanierung von Brüsseler Eigentumswohnungen ist eine große Herausforderung

Das Potenzial des Wohnungssektors, der zu 75 Prozent aus Wohnungen besteht, ist enorm: Auf ihn entfallen 38 Prozent des gesamten Energieverbrauchs der Region Brüssel-Hauptstadt (7 313 GWh im Jahr 2016) oder 1 400 000 Tonnen CO2-Emissionen/Jahr und Energiekosten von insgesamt jährlich 500 Millionen Euro. Laut Energieaudits könnte der Verbrauch innerhalb von zehn Jahren mit einer Reihe von kostenwirksamen Maßnahmen um 30 Prozent verringert werden. „Um dieses Ziel zu erreichen, müssen 1,5 Milliarden Euro kostenwirksam in die Energiewende der Brüsseler Wohnhäuser investiert werden“, sagt Ismaël Daoud, der Geschäftsführer von Watt Matters, dem Brüsseler Start-up, das in Brüssel bereits 4,1 Millionen Euro investiert hat.

Brüssel ist als einzige belgische Region für Blockheizkraftwerke in Wohngebäuden tätig

Mit der Änderung der Ökostromverordnung im Mai 2011 schlug die Brüsseler Regierung eine Anpassung der Erteilung von Grünstromzertifikaten vor, damit die Kraft-Wärme-Kopplung in Brüsseler Wohngebäuden im Besitz von Eigentümergemeinschaften in einem Zeitraum von fünf Jahren rentabel wird. Der eingeführte Multiplikator ermöglichte es, die geringe Rentabilität auszugleichen, die sich aus dem Verkauf des von den Blockheizkraftwerken erzeugten Stroms zu einem lächerlich geringen Preis ergab. Anschließend stärkte die Brüsseler Regierung im Dezember 2015 die Stabilität des Marktes für Grünstromzertifikate und erhöhte durch die am 14. Juni 2017 veröffentlichte Verordnung den Multiplikator für die Kraft-Wärme-Kopplung in Wohngebäuden im Besitz von Eigentümergemeinschaften. Da die beiden anderen belgischen Regionen dieser Bewegung nicht folgen, bleibt Brüssel bei der Entwicklung dieser Technik für Wohngebäude mit Eigentumswohnungen dank einer Kapitalrendite nach bereits fünf Jahren allein.

Watch the clip from Canal Z TV news on the inauguration - click on this link (in French)

Watch below the video presentation of the project by Watt Matters: